Wirtschaft

Übernahme durch McKesson vorerst geplatzt Börsianer spekulieren mit Celesio

Bei Celesio ist die Luft erst einmal raus, aber die nächsten Interessenten stehen bereits Gewehr bei Fuß.

Bei Celesio ist die Luft erst einmal raus, aber die nächsten Interessenten stehen bereits Gewehr bei Fuß.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Ein Pharmahändler mit 150 Milliarden Dollar Umsatz soll entstehen. Doch vorerst wird daraus nichts, der Deal zwischen dem US-Riesen McKesson und dem MDax-Konzern Celesio platzt. Die nötige Zustimmung fehlt. Nun fragt sich Markt, wie es weitergeht.

Der Aktienkurs von Celesio ist nach dem gescheiterten Übernahmeversuch durch den amerikanischen McKesson -Konzern weniger stark eingebrochen als von Börsianern erwartet. Das löste Spekulationen aus, dass das Vorhaben womöglich doch noch nicht ganz vom Tisch ist. "McKesson hat die notwendigen 75 Prozent ja offenbar sehr knapp verfehlt, ich kann mir nicht vorstellen, dass die dann so einen Deal sausen lassen", sagte ein Händler.

Das Platzen des Deals sei eine Überraschung, urteilte Berenberg-Analyst Scott Bardo. Die Aktien des im MDax notierten Pharma-Händlers notierten am Mittag 5,9 Prozent im Minus. Sie kosteten 22,75 Euro. Im vorbörslichen Handel waren sie zeitweise knapp 15 Prozent abgestürzt, das Tagestief lag bei 22,10 Euro. "Die Aktien halten sich ganz wacker", kommentierte ein anderer Börsianer den Kurs. Die Vermutung liege nahe, dass da schon wieder jemand zukaufe. "Womöglich wird da schon an einer neuen Strategie getüftelt."

Haniel bleibt größter Aktionär

McKesson war es trotz eines in letzter Minute um 50 Cent auf 23,50 Euro aufgestockten Übernahmeangebots nicht gelungen, die erforderlichen 75 Prozent der Anteile von Celesio-Aktionären einzusammeln. Vor allem der US-Hedgefonds Elliott hatte sich lange gegen das Vorhaben gewehrt, nach der erhöhten Offerte dann aber gesagt, er werde einen Großteil seiner Aktien andienen. Inklusive Wandelanleihen hielt Elliot zuletzt 22,7 Prozent an Celesio.

Größter Aktionär bleibt nun mit 50,01 Prozent der Familienkonzern Haniel, der die Übernahme zuvor befürwortet hatte. Haniel selbst bedauerte das Scheitern und kündigte an, die Situation zu analysieren und alle Optionen zu prüfen.

"McKesson wäre ein sehr guter Partner für die weitere strategische Entwicklung von Celesio gewesen", sagte Haniel-Vorstandschef Stephan Gemkow, gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender von Celesio. Es sei jedoch "weder für Haniel noch für Celesio, die strategisch sehr gut aufgestellt ist, ein Beinbruch", ergänzte er.

Haniel hätte durch den Verkauf der Anteile rund zwei Milliarden Euro erlöst und damit den seit längerem anvisierten Portfolioausbau ins Visier nehmen können. Denn die Familienholding will sich unabhängiger von großen Beteiligungen wie Celesio oder Metro machen, an denen die Duisburger 30,01 Prozent halten.

Allerdings hatte Gemkow in der Vergangenheit wiederholt erklärt, es bestünde keine dringende Notwendigkeit Celesio zu verkaufen. Auch hatte Haniel unter anderem durch Verkäufe von Aktien von Celesio, Metro oder dem Stuttgarter Versandhändler Takkt bereits seine Schulden deutlich gesenkt und seinen finanziellen Spielraum erhöht.

Celesio-Neuausrichtung wird fortgesetzt

Auch Celesio selbst zeigte sich enttäuscht. "Wir bedauern, dass diese strategisch sinnvolle Transaktion nicht zustande gekommen ist. Eine Kombination von Celesio und McKesson hätte einen weltweit führenden Anbieter von Healthcare-Services geschaffen und Vorteile für Apotheken, Hersteller, Patienten und andere Kunden sowie für unsere Mitarbeiter gebracht", kommentierte Celesio-Chefin Marion Helmes. Celesio bleibe jedoch auch als eigenständiges Unternehmen uneingeschränkt wettbewerbsfähig, zeigte sie sich überzeugt.

Und so soll nun die Neuausrichtung fortgesetzt werden, etwa der Ausbau des europäischen Apothekennetzwerkes, der zentralen Einkaufsaktivitäten oder die Optimierung der Lieferkette.

Konsolidierungsdruck bleibt

Celesio befindet sich derzeit in der Konsolidierungsphase. Die Branche steht unter Preisdruck. Größe ist dabei ein entscheidender Vorteil im Wettbewerb, um eine größere Preismacht im Einkauf auch gegenüber den Pharmakonzernen zu haben.

Unruhe in die Branche brachte der US-Konzerns Walgreens, als er 2012 den europäischen Pharmahändler Alliance Boots übernahm. Der US-Konkurrent Amerisource Bergen hat zudem ein Kooperationsabkommen mit dem fusionierten Konzern angekündigt. Seitdem wird über weitere transatlantische Bündnisse spekuliert. Denn in Europa ist eine Konsolidierung aus wettbewerbsrechtlichen Gründen schwierig. Dies gilt insbesondere für Großbritannien und Deutschland.

Zuletzt hatten die US-Konzerne Cardinal Health und CVS Caremark ein Joint Venture gegründet. Beide Unternehmen hatten vor dem Übernahmeangebot von McKesson ebenfalls Interesse an Celesio signalisiert.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts

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