Wirtschaft

Mega-Deal bei den Pharmahändlern Celesio-Deal befeuert Spekulationen

Branche der Pharmahändler konsolidiert sich.

Branche der Pharmahändler konsolidiert sich.

(Foto: picture alliance / dpa)

Aller guten Dinge sind zwei - zumindest wenn es um den McKesson-Celesio-Deal geht. Der US-Konzern kommt im zweiten Anlauf bei dem deutschen Pharmahändler zum Zug. Es entsteht ein neuer Branchenriese, und das feiern die Börsianer.

Mit einem Aufschlag von mehr als 5 Prozent reagieren die Anleger des deutschen Pharmahändlers Celesio auf den Kauf durch den US-Konkurrenten McKesson. Nach einem gescheiterten Übernahmeversuch kommt McKesson damit doch noch zum Zug und es entsteht ein neuer Branchenriese mit einem Jahresumsatz von rund 150 Milliarden Dollar.

McKesson hat sich im zweiten Anlauf mit einer neuen Offerte ein Aktienpaket von knapp 76 Prozent an dem deutschen MDax-Unternehmen gesichert. Die Familienholding Haniel, die bisher über die Mehrheit an dem Stuttgarter Pharmahändler verfügte und ihren Anteil aufgestockt hatte, reichte ihre Beteiligung an McKesson weiter. Der US-Konzern verschafft sich mit der Übernahme im Wert von mehr als 6 Milliarden Euro ein starkes Standbein in Europa.

"Der Deal ist durch"

McKesson war bei dem ersten Versuch an der Annahmequote von 75 Prozent der Anteile gescheitert, obwohl die Amerikaner ihre Offerte kurz vor Ablauf noch erhöht hatten. Dabei hatte der Celesio-Großaktionär Haniel seine Beteiligung von rund 50 Prozent zwar angedient, alleine reichte die Beteiligung aber nicht aus. Zwischenzeitlich hatte die Familienholding ihren Celesio-Anteil dann auf 76 Prozent aufgestockt - und McKesson nun angedient. "Der Deal ist durch", sagte ein Händler. Nun richte sich der Blick wieder auf das operative Geschäft bei Celesio.

Der US-Konzern hatte am späten Donnerstagabend eine neue Offerte über 23,50 Euro je Celesio-Aktie vorgelegt. Haniel hat zwischenzeitlich anscheinend von dem US-Hedgefonds Elliott Anteile gekauft, und dadurch die eigene Beteiligung deutlich erhöht. Ein Sprecher der Familienholding wollte nicht dazu äußern, woher die Anteile kommen.

Zusätzlich hat McKesson rund 7000 Wandelanleihen von Elliott gekauft, die ein Gesamtvolumen von 700 Millionen Euro haben. Den verbliebenen Aktionären bietet McKesson 23,50 Euro je Anteil, was dem ersten Angebot entspricht. Mit dem Anteil von mehr als 75 Prozent will McKesson nun einen Beherrschungs- und Gewinabführungsvertrag mit Celesio abschließen. Derzeit notieren die Celesio-Titel allerdings um 25,30 Euro und damit auf den höchsten Stand seit Anfang Oktober 2008.

Mit dem Gelingen der Übernahme durch McKesson sei nun der Weg frei für Spekulationen, so ein Händler: "Offensichtlich setzt man nach der erfolgreichen Übernahme durch McKesson im zweiten Anlauf nun auf eine verbessertes Angebot an die ausstehenden Aktionäre". Diese spekulativen Käufe hätten den Kurs über 25 Euro getrieben. Die Umsätze seien wie schon am Donnerstag überdurchschnittlich hoch, auch dies belege die "Spekulationsfreude" am Markt.

Erleichterung auf beiden Seiten

"Wir freuen uns, dass es McKesson gelungen ist, durch den Kauf unserer aufgestockten Celesio-Beteiligung und weitere parallele Erwerbe die ursprünglich geplante Mindestbeteiligung an Celesio zu erreichen", sagte Haniel-Chef Stephan Gemkow. Auch die Amerikaner äußerten sich erleichtert: "Wir sind erfreut, mit der Übernahme von Celesio voranzukommen", erklärte McKesson-Chef John H. Hammergren.

Mit dem nun kurzfristig eingefädelten Deal kann McKesson sein deutsches Pendant doch noch übernehmen. Haniel wiederum erhält dringend benötigtes Geld in die Kasse. Die Holding will unabhängiger von einzelnen großen Firmen werden und stattdessen das Beteiligungsportfolio ausbauen.

Konsolidierungsdruck in der Branche

McKesson etwa verschafft sich über den Celesio-Kauf mit einem Schlag ein starkes Standbein in Europa. Bislang sind die Amerikaner lediglich mit Spezialangeboten in Frankreich, Großbritannien und den Niederlanden vertreten. Für Celesio hingegen ist Nordamerika bislang ein schwarzer Fleck auf der Landkarte.

Pharmahändler stehen weltweit unter Preisdruck. Größe ist dabei ein entscheidender Vorteil im Wettbewerb, um eine größere Preismacht im Einkauf auch gegenüber den Pharmakonzernen zu haben. Celesio selbst befindet sich nach einer Reihe von Gewinnwarnungen in den vergangenen Jahren im Umbau. Das Unternehmen hatte daher vor zwei Jahren nach anhaltenden Querelen angekündigt, sich wieder ganz auf den Pharmagroßhandel und die Apotheken konzentrieren zu wollen und hat Randgeschäfte zum Teil mit hohen Verlusten abgestoßen. Derzeit machen den Stuttgartern vor allem die Rabattschlacht der Pharmahändler in Deutschland zu schaffen. Die von den Regierungen in der Vergangenheit eingeleiteten Gesundheitsreformen drücken zusätzlich auf Umsatz und Gewinn.

Die zusammengeschlossene Gruppe wird voraussichtlich mit rund 81.500 Mitarbeitern weltweit einen jährlichen Umsatz von über 150 Milliarden US-Dollar (umgerechnet etwa 111 Milliarden Euro) erzielen und in mehr als 20 Ländern operativ tätig sein.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts

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