Wirtschaft

Tricksereien bei Deutscher Bank? Bundesbank schaltet sich ein

Jahrealte Vorwürfe der Bilanztrickserei rufen nach der US-Finanzaufsicht nun auch die Bundesbank auf den Plan. Angeblich soll die Deutsche Bank ihr Portfolio von Kreditderivaten während der Finanzkrise zu hoch bewertet haben. Möglicherweise musste sie deshalb keine Staatshilfe beantragen. Ermittler der Bundesbank wollen der Sache in New York auf den Grund gehen.

Die Bundesbank will einem Zeitungsbericht zufolge dem Verdacht der Bilanztricksereien bei der Deutschen Bank nachgehen. Wie die "Financial Times" (FT) unter Berufung auf Insider berichtet, will die Behörde klären, ob die Bank während der Finanzkrise – also noch unter Josef Ackermann - Verluste in Höhe von bis zu 12 Milliarden Dollar verborgen hat.

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(Foto: picture alliance / dpa)

Deutsche Bank
Deutsche Bank 15,26

Die Beamten wollen demnach klären, ob die Bank tatsächlich Kreditderivate zu  hoch bewertet hat, um Verluste zu verschleiern. Die Deutsche Ban k weist diese Vorwürfe zurück. Gegenüber der "FT" erklärte die Bank, die Beschuldigungen seien über zweieinhalb Jahre alt und bereits "Gegenstand einer sorgfältigen und gründlichen" Untersuchung durch eine Anwaltskanzlei gewesen. Diese habe die Vorwürfe als "völlig unbegründet" bezeichnet. Die Deutsche Bank wiederholte damit eine Stellungnahme vom Dezember vergangenen Jahres, die auf Erkenntnissen einer internen Untersuchung basierte.

Die Untersuchung habe ergeben, dass die Vorwürfe von Personen erhoben worden seien, die keine Verantwortung trügen oder persönliches Wissen über die entscheidenden Fakten und Informationen besäßen, erklärte die Bank gegenüber der Zeitung. Die Bank werde in dieser Angelegenheit weiterhin mit den Regulierungsbehörden zusammenarbeiten.

Beamte ermitteln in den USA

Wie die Zeitung weiter berichtet, wollen Beamte der Bundesbank in der kommenden Woche nach New York reisen, um die Angelegenheit zu klären. Dafür wollen sie mit Ex-Mitarbeitern sprechen, die zwischen 2006 und 2009 für die Deutsche Bank gearbeitet haben, schreibt das Blatt. In den USA geht bereits die Börsenaufsicht SEC Vorwürfen gegen den deutschen Branchenprimus nach.

Die Anschuldigungen gegen die Deutsche Bank basieren auf Informationen ehemaliger Mitarbeiter der Deutschen Bank, die sich unabhängig an die US-Bankenaufsicht gewandt haben. Einer von ihnen ist Eric Ben-Artzi. Der ehemalige Risikoanalyst der Deutschen Bank wirft der Deutschen Bank eine schwere Verletzung des amerikanischen Wertpapierrechts vor.

Staatshilfen umschifft

Der damalige Chef Josef Ackermann könnte durch die Trickserei die Zahlen der Bank schöngerechnet haben, so dass die Bank nicht auf Staatshilfen zurückgreifen musste, was sie ansonsten vielleicht hätte machen müssen. Sicher sei, sie hätte ihre eigenen Gewinnprognosen wohl weit verfehlt, erklärte Ben-Artzi im Dezember Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".  "Es hätte für die Deutsche Bank Verluste in Milliardenhöhe bedeutet."

Die Bundesbank wollte keine Auskunft zu Maßnahmen der Bankenaufsicht geben, die einzelne Institute betreffen. Ein Sprecher fügte aber hinzu: Grundsätzlich könne davon ausgegangen werden, dass die Zentralbank erhobenen Vorwürfen nachgehe, "um sie auf ihre Stichhaltigkeit hin zu überprüfen".

Quelle: ntv.de, ddi/DJ

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