Wirtschaft

Aufatmen in Kalifornien Brüssel einigt sich mit Google

Ein Konzern, der seine Mitarbeiter zu Höchstleistungen anspornt: Alltagsszene am "Google Campus" in Mountain View, Kalifornien.

Ein Konzern, der seine Mitarbeiter zu Höchstleistungen anspornt: Alltagsszene am "Google Campus" in Mountain View, Kalifornien.

(Foto: dpa)

Ein dreijähriges Tauziehen zwischen europäischen Wettbewerbshütern und dem Betreiber der einflussreichsten Suchmaschine der Welt nähert sich einem gütlichen Ende: Die EU-Kommission stellt Google eine Einigung in Aussicht. Die Milliardenstrafe ist wohl vom Tisch.

Mächtige Marktposition: In Europa und den USA sucht die Mehrheit der Nutzer bei Google.

Mächtige Marktposition: In Europa und den USA sucht die Mehrheit der Nutzer bei Google.

(Foto: dpa)

Der jahrelange Wettbewerbsstreit zwischen der EU-Kommission und dem Internet-Riesen Google steht offenbar vor einer Lösung. Der US-Konzern Google - Betreiber der weltweit einflussreichsten Suchmaschine und enorm erfolgreiche Vermarkter von Online-Werbung - kam den Europäern zuletzt mit weiteren Zugeständnisse im Umgang mit Konkurrenten entgegen.

Für Google geht es um sehr viel Geld. Der US-Konzern musste mit einer empfindliche Geldbuße rechnen, wie sie Brüssel in vergleichbaren Fällen zum Beispiel bereits gegen den Softwarekonzern Microsoft verhängt hatte. Die EU-Kommission warf Google vor, bei den Suchanzeigen Konkurrenten sowie Preis- oder Reisesuchmaschinen zu benachteiligen und eigene Dienste unzulässigerweise in den Vordergrund zu schieben.

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Google 171,95

Nach drei Jahren Streit um wettbewerbsrechtliche Details bei der Ausgestaltung der Internetsuche stellt die EU-Kommission dem Marktführer nun eine Einigung in Aussicht. Er sei mit den Zugeständnissen des US-Suchmaschinenbetreibers grundsätzlich einverstanden, teilte der für Wettbewerbsfragen zuständige EU-Kommissar Joaquín Almunia mit. Damit hat Google gute Aussichten, der drohende Milliardenstrafe zu entgehen.

Google habe verbesserte Zusagen gemacht, hieß es in einer Mitteilung der EU-Kommission. Google will demnach künftig unter anderem dafür garantieren, dass bei Suchergebnissen für Restaurants, Hotels oder anderen Produkten auch die Angebote von drei Konkurrenten deutlich sichtbar aufgelistet würden. "Die neuen Vorschläge von Google gehen nach langen und schwierigen Verhandlungen auf die Einwände der Kommission ein", fasste Almunia zusammen. Seine Behörde will nun die Konkurrenten zu den Zusagen befragen, um den Fall endgültig abzuschließen.

Den neuen Zusagen zufolge will Google die Ergebnisse der Rivalen gebührenfrei nach objektiven Kriterien abbilden. Werbeanzeigen - die wichtigste Einnahmequelle des Konzerns - sind aber weiterhin kostenpflichtig. Zudem soll es keine Klauseln mehr geben, dass Werbefirmen nicht zugleich auch Anzeigen auf rivalisierenden Plattformen von Yahoo oder Microsoft schalten dürfen.

Ein Erfolg für Expedia und Tripadvisor?

Mit dem Kompromiss würde Google einer möglichen Strafe von bis zu 5 Milliarden Dollar entgehen. Das Unternehmen hat bereits drei Anläufe unternommen, um den Streit beizulegen. Der Konzern äußerte in einer Stellungnahme die Hoffnung, das Thema nun zeitnah abschließen zu können.

Die Einigung mit der Kommission würde nur das Angebot von Google in der EU betreffen und soll für fünf Jahre gültig sein. Der Internetanbieter hatte eine ähnliche Vereinbarung bereits mit US-Behörden erreicht und würde damit deutlich glimpflicher davon kommen als der Rivale Microsoft, der nach mehreren Verfahren in der EU in den vergangenen zehn Jahren Strafen von insgesamt 2,2 Milliarden Euro zahlen musste.

Mehrere Unternehmen hatten sich über Google beschwert, darunter die US-Online-Reiseanbieter Expedia und Tripadvisor. Sie werfen Google vor, bei der Suchmaschine auf unfaire Weise eigene Dienste in den Vordergrund zu stellen. Die EU hatte daraufhin Ende 2010 ein Verfahren wegen möglicher Wettbewerbsverzerrungen eröffnet.

Google ist bei der EU-Kommission aber noch nicht ganz aus dem Schneider, denn die Behörde prüft derzeit auch ein Verfahren wegen dessen Betriebssystems Android. Microsoft und der finnische Handy-Pionier Nokia werfen Google vor, mit Hilfe der Software Nutzer auf die Seite seiner Suchmaschine zu leiten. Android kann weltweit auf drei von vier Smartphones genutzt werden.

Google belohnt Schmidt üppig

Unabhängig davon macht Google derzeit mit spektakulären Details zu einem überaus üppigen Vergütungsmodell auf Führungsebene von sich Reden. Für den langjährigen Top-Manager Eric Schmidt schnürt der Konzern ein üppiges Aktienpaket. Der frühere Firmenchef und jetzige Verwaltungsratsvorsitzende bekommt Anteile im Wert von 100 Millionen Dollar, wie Google am späten Vorabend bekanntgab.

Wie stark freut man sich über 6 Millionen, wenn man schon 8,3 Milliarden auf der hohen Kante hat? Google-Manager Eric Schmidt (Archivbild).

Wie stark freut man sich über 6 Millionen, wenn man schon 8,3 Milliarden auf der hohen Kante hat? Google-Manager Eric Schmidt (Archivbild).

(Foto: REUTERS)

Allerdings muss sich Schmidt noch etwas gedulden: Die Aktien sollen ab Mai 2015 über einen Zeitraum von vier Jahren ausgeschüttet werden. Dafür gibt es schon Mitte Februar einen Bonus in bar über 6 Millionen Dollar (umgerechnet rund 4,4 Millionen Euro) "für seine Verdienste um Googles Leistung im Geschäftsjahr 2013".

Vom Gründer aus dem Amt gebeten

Der 58-jährige Schmidt verfügt bereits über ein beträchtliches Vermögen. Das US-Magazin "Forbes" schätzte es zuletzt im vergangenen Herbst auf 8,3 Milliarden Dollar. Schmidt war rund zehn Jahre lang Google-Konzernchef, bis Mitgründer Larry Page im Frühjahr 2011 wieder selbst die Führung übernehmen wollte. Schon beim damaligen Wechsel an die Spitze des Verwaltungsrates bekam Schmidt Aktien im Wert von 100 Millionen Dollar.

Als Chef des Kontrollgremiums ist Schmidt unter anderem eine Art "Außenminister" des Unternehmens. Im Unterschied zu den Gepflogenheiten in Deutschland können Verwaltungsräte in der US-Unternehmenslandschaft einen sehr viel stärkeren Einfluss auf die Firmenstrategie ausüben als etwa ein deutscher Aufsichtsratsvorsitzender.

Das Geschäftsmodell von Google erweist sich als überaus erfolgreich: Das Unternehmen verdient unter anderem sehr gut an Textanzeigen rund um die Ergebnisse seiner Internetsuche sowie an grafischer Werbung, sogenannten Bannern. Daneben feiern die Kalifornier einen anhaltenden Siegeszug ihres Smartphone-Betriebssystems Android. Im vergangenen Jahr konnte der Internetkonzern seinen Gewinn um ein Fünftel auf netto 12,9 Milliarden Dollar steigern.

Einen Teil seiner Erträge investiert der börsennotierte Großkonzern die Entwicklung neuer Geschäftsfelder wie etwa selbstfahrende Autos, vernetzte Haushaltslösungen, Datenbrillen und Roboter.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

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