Wirtschaft

Fitch kritisiert Großbritannien Briten verlieren ihr "AAA"

Blick über die Themse auf St. Paul: Die Verschuldung steigt, die Wirtschaft kommt nicht auf die Beine.

Blick über die Themse auf St. Paul: Die Verschuldung steigt, die Wirtschaft kommt nicht auf die Beine.

(Foto: REUTERS)

Premier Cameron muss sich am Kapitalmarkt künftig warm anziehen: In Fachkreisen wachsen die Zweifel an der Finanz- und Wirtschaftskraft Großbritanniens. Kurz nach Börsenschluss in London senken die Analysten der Ratingagentur Fitch den Daumen.

RTR3F5EY.jpg

(Foto: Reuters)

Die Ratingagentur Fitch hat Großbritannien die Bestnote der Kreditwürdigkeit entzogen. Die Bonitätswächter senkten ihre Bewertung von "AAA" auf "AA+". Die Herabstufung begründete die Fitch-Analysten vor allem mit dem trüberen Ausblicke für die wirtschaftliche Entwicklung sowie die Lage der staatlichen Finanzen.

Fitch erklärte, der Ausblick für das neue Rating sei "stabil". Damit signalisiert die Agentur im Sprachgebrauch der Rating-Analysten, dass das Land und seine Geldgeber zunächst keine weitere Herabstufung des britischen Länderratings zu befürchten haben.

Ende Februar hatte bereits die Ratingagentur Moody's Großbritannien das Spitzenrating entzogen. Zur Begründung hieß es damals, die Gesamtverschuldung steige und die Wirtschaft sei zu schwach, um den Trend vor 2016 zu brechen.

In der kommenden Woche wird die Regierung unter Ministerpräsident David Cameron ihren Überblick über die aktuellen Wirtschaftsdaten vorlegen. Mit Spannung wird erwartet, ob das Königreich im ersten Quartal des Jahres in die Rezession rutschte oder nicht.

Unter den drei marktbeherrschenden Bewertungsunternehmen hält London damit nur noch bei Standard & Poor's (S&P) die Bestnote "AAA" - aber auch hier wackelt die Bewertung, wie S&P erst Anfang April erklärt hatte.

Moody's lobt die Deutschen

Euro / Britisches Pfund
Euro / Britisches Pfund ,86

Mit Blick auf Deutschland hatte die Ratingagentur Moody's der Bundesregierung zuletzt ein gutes Zeugnis ausgestellt und Fortschritte bei der Haushaltskonsolidierung gelobt. Die Topbonitätsnote "Aaa" bleibe zwar mit negativem Ausblick versehen, hieß es. Doch im aktuellen Jahresbonitätsbericht zur Lage in Deutschland überwiegen in der Einschätzung von Moody's eindeutig die positiven Töne.

Die größte Gefahr für die Kreditbewertung des Bundes sei die anhaltende Euro-Schuldenkrise - vor allem der potenzielle Austritt eines Mitglieds aus dem Währungsraum.

Ansonsten sparen die Bonitätswächter nicht an lobenden Worten: Deutschland punkte mit einer breiten Wirtschaftsbasis und steigender Produktivität, die Nachfrage nach Waren "Made in Germany" sei weltweit hoch. Deutschland habe eine hochgradig wettbewerbsfähige Volkswirtschaft und erfreue sich eines hohen Vertrauens seitens der Investoren.

Moody's wies zudem auf "beträchtliche Fortschritte" bei der Haushaltskonsolidierung hin. Das Vertrauen der Investoren drücke sich in sehr niedrigen Kreditkosten aus.

Problemzone im Haushalt

Probleme sahen die Moody's-Analysten in der hohen Staatsschuldenquote von rund 80 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Der Anstieg sei während der Finanz- und Euro-Krise jedoch geringer ausgefallen als in vielen anderen großen Ländern und dürfte nach Einschätzung der Bonitätsprüfer in den nächsten fünf Jahren wieder auf unter 70 Prozent sinken.

Weitere Herausforderungen bestünden in der demographischen Lage mit einer alternden Gesellschaft und durch den schwachen Ausblick für das Wirtschaftswachstum in Europa.

Weiterhin "negativ"

Die Experten von Moody's hatten den Ausblick für Deutschland im Juli 2012 von "stabil" auf "negativ" gesenkt und diesen Schritt mit der hohen Unsicherheit über die Risiken der Schuldenkrise in Europa begründet. Deutschland ist der größte Gläubiger der europäischen Rettungsschirme.

Die kleine Ratingagentur Egan-Jones hatte ihr Deutschland-Rating erst kürzlich von "A+" auf "A" gesenkt. Die drei großen Ratingfirmen bewerten Deutschlands Bonität dagegen weiterhin mit der Spitzennote "AAA".

Quelle: ntv.de, DJ/dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen