Wirtschaft

Wettlauf der Geldpolitiker BoJ dreht Geldhahn auf

Die Deflation in Japan lastet auf dem Konsum. Die Verbraucher schieben Käufe auf, um von günstigeren Preisen zu profitieren.

Die Deflation in Japan lastet auf dem Konsum. Die Verbraucher schieben Käufe auf, um von günstigeren Preisen zu profitieren.

(Foto: REUTERS)

Den japanischen Notenbankern gelingt mit ihrer Leitzinssenkung wieder ein Überraschungs-Coup. Im Kampf gegen die Wirtschaftskrise und den starken Yen flutet die Bank of Japan die heimische Wirtschaft mit billigem Geld. Der Erfolg des Maßnahmenpakets hängt unter anderem davon davon ab, in welchem Ausmaß die USA ihre Geldpolitik lockern wird.

Die Bank of Japan (BoJ) hat ihre bereits extrem expansive Geldpolitik noch einmal gelockert. Mit diesem fast nur noch symbolischen Akt angesichts des bestehenden Zinsniveaus sollen die Auswirkungen des starken Yen abgemildert und die hartnäckige Deflation im Land überwunden werden.

Zudem will die BoJ mit dem Kauf von Wertpapieren zusätzliche Liquidität in die Wirtschaft geben. Wie der neunköpfige BoJ-Rat am Dienstag im Anschluss an seine zweitägigen Beratungen mitteilte, wird der Leitzins auf 0 Prozent bis 0,10 Prozent gesenkt. Zuvor hatte der Leitzins bei 0,10 Prozent notiert. Der Beschluss fiel einstimmig. Geldpolitische Beobachter und Marktakteure waren überrascht von den ambitionierten Schritten der Notenbank.

Nullzinspolitik hat Zukunft

In einem Begleittext hieß es, die Nullzinspolitik solle fortgesetzt werden, bis sich die Preise stabilisiert haben. Japan wird seit über zehn Jahren von einer Deflation geplagt, die die realen Finanzierungskosten der Unternehmen in die Höhe treibt, was die Betriebe zu Entlassungen zwingt und von Investitionen abhält. Zudem lastet die Deflation auf dem Konsum, weil die Verbraucher Käufe aufschieben, um von günstigeren Preisen zu profitieren. Auch der starke Yen, der die japanischen Produkte im Ausland verteuert, belastet die exportabhängige Wirtschaft.

Die BoJ kündigte an, eine temporäre Finanzierungsfazilität zu schaffen, mit der langlaufende Staatsanleihen, kurzfristige Schuldverschreibungen von Unternehmen, Unternehmensanleihen sowie börsennotierte Investmentfonds und Schatzwechsel gekauft werden sollen. Für diese Fazilität sind 5,0 Bill. Yen vorgesehen. Darüber hinaus will die BoJ über Wertpapierpensionsgeschäfte weitere 30 Mrd. Bill. Yen in den Finanzsektor schleusen.

Überraschungseffekt erfolgreich genutzt

Die japanische Notenbank stand unter wachsendem Druck der Regierung, weitere Schritte gegen die Yen-Stärke und die Deflation zu ergreifen. Die Währungshüter räumten ein, dass die angekündigten Aktionen "außerordentliche Maßnahmen" für eine Zentralbank seien. Die Zentralbank begründete ihre Beschlüsse mit der schleppenden Wirtschaftserholung sowie dem starken Yen, der das Geschäftsklima belaste. Es gebe eine "erhöhte Unsicherheit" über die künftige Entwicklung, insbesondere über die Entwicklung der US-Wirtschaft.

"Der Überraschungseffekt führte zu einer kleinen Yen-Verkaufswelle, doch ich glaube nicht, dass der Schritt ausreicht, um eine nachhaltige Schwächung des Yen herbeizuführen", sagte Masanobu Ishikawa, Devisenexperte bei Tokyo Forex & Ueda Harlow. Japans Regierung hatte Mitte September erstmals seit über sechs Jahren wieder am Devisenmarkt interveniert, nachdem der Yen zum US-Dollar auf den höchsten Stand seit 15 Jahren gestiegen war. Der Eingriff vermochte die japanische Landeswährung aber nur vorübergehend zu schwächen, der Yen hat gegenüber dem US-Dollar seitdem wieder aufgewertet.

Die USA sind am Zug

Der Hauptgrund für die Abwertung des US-Dollar wird in der Schwäche der US-Wirtschaft gesehen sowie in den Erwartungen, dass die US-Notenbank die Druckerpresse erneut anwerfen wird, um zusätzliches Geld in die Wirtschaft zu pumpen, was die geldpolitische Lockerung der japanischen Notenbank in den Schatten stellen wird. Analysten haben diesen Vorgang einen "Wettlauf der geldpolitischen Lockerung" genannt.

Auch Hirokata Kusaba, Ökonom beim Mizuho Research Institute, erwartet keine nachhaltige Wirkung durch die Zinssenkung auf einen Satz von effektiv null. "Der einzige Effekt für die Märkte kommt von der überraschenden Ankündigung, doch das wird verblassen", sagte der Experte. "Es besteht kein Zweifel daran, dass die BoJ versucht, ihr Bestmögliches zu tun, doch es wird vermutlich der Wirtschaft nicht viel helfen."

Quelle: ntv.de, DJ

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