Wirtschaft

Jeder dritte Mitarbeiter muss gehen Blackberry blickt in den Abgrund

Der deutsche Blackberry-Chef Thorsten Heins kann eigentlich nur noch die Hände über dem Kopf zusammenschlagen.

Der deutsche Blackberry-Chef Thorsten Heins kann eigentlich nur noch die Hände über dem Kopf zusammenschlagen.

(Foto: REUTERS)

Der Absturz des Smartphone-Pioniers Blackberry beschleunigt sich dramatisch. Das kanadische Unternehmen, das von dem Deutschen Thorsten Heins geführt wird, schockiert mit einer Gewinnwarnung und Massenentlassungen. Experten sehen schwarz für die Zukunft.

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Blackberry 2,62

Jetzt geht es beim kriselnden Smartphone-Hersteller Blackberry nur noch ums nackte Überleben: Der kanadische Konzern will 4500 Jobs streichen – das ist weltweit jede dritte Stelle. Dieser Schritt sei nötig, um die Position auf dem hart umkämpften Markt zu halten und das Unternehmen wieder profitabel zu machen, teilte das Management mit.

Der einstige Smartphone-Pionier, der heute von dem Deutschen Thorsten Heins geführt wird, schockierte zugleich mit einer Gewinnwarnung. Nach eigenen Angaben rechnet das Unternehmen mit einem Verlust in Höhe von 950 Millionen bis 995 Millionen Dollar (bis zu 736 Millionen Euro) im zweiten Quartal. Im abgelaufenen Vierteljahr fuhr Blackberry bereits einen Milliardenverlust ein und machte nur etwa halb so viel Umsatz wie erwartet.

Aktie geht auf Talfahrt

"Das ist der Anfang vom Ende", sagte Analyst Neeraj Monga von Veritas Investment Research angesichts der schwindenden Bargeldbestände im Besitz des Konzerns. Die ohnehin gebeutelten Aktien büßten noch einmal 16 Prozent ihres Wertes ein.

Früher waren die Geräte von Blackberry vor allem bei Geschäftsleuten beliebt. Seit dem Start des iPhones von Apple und des Google-Betriebssystems Android liefen Blackberry aber die Kunden davon. Das Unternehmen verpasste vor allem den Siegeszug der neuen Handygeneration mit Touchscreens. Jetzt droht Blackberry ein ähnliches Schicksal wie Nokia - die Finnen haben ihre strauchelnde Handysparte kürzlich erst an Microsoft verkauft.

Blackberry hatte im August angekündigt, alle Alternativen durchzuspielen - darunter auch einen Verkauf. Der katastrophale Geschäftsverlauf dürfte den Konzern für etwaige Interessenten jetzt alles andere als schmackhaft machen - gleichzeitig erhöht er den Druck enorm, bald einen Käufer zu finden.

"Konzern stürzt von der Klippe"

Als Grund für die Gewinnwarnung fürs zweite Quartal nannte der Konzern unter anderem Abschreibungen. Den Umsatz bezifferte Blackberry auf 1,6 Milliarden Dollar - gerade einmal halb so viel, wie Branchenexperten ihm zugetraut hatten. "Der Konzern stürzt von einer Klippe. Aber was soll man erwarten, wenn man sich selbst zum Verkauf stellt?", fragte Colin Gillis von BGC Partners. "Wer will sich schon auf eine Handy-Plattform einlassen, die möglicherweise bald dichtgemacht wird?"

Eigentlich wollte Blackberry erst kommende Woche über den Geschäftsverlauf Auskunft geben. Im März waren bei Blackberry noch 12.700 Menschen beschäftigt, in der Hochphase der Firma waren es sogar 20.000. Wenn Blackberry nun 40 Prozent seiner Mitarbeiter entlässt, verringert das Unternehmen seine Posten auf dann nur noch 7000 weltweit.

Ende Januar hatte Blackberry sein Smartphone-Modell Z10 mit dem Betriebssystem Blackberry 10 vorgestellt - die Handys waren erstmals komplett auf eine Touchscreen-Steuerung ausgelegt. Der Absatz der Geräte blieb dennoch schwach. Analysten führen den mangelnden Erfolg des Z10 auf den hohen Preis und die bisweilen schwankende Akkuleistung zurück. Das Unternehmen erklärte denn auch, es werde sich künftig wieder auf seine traditionelle Zielgruppe konzentrieren: Unternehmen, Geschäftsleute und professionelle Nutzer.        

Käufer verzweifelt gesucht

Branchenexperten sehen allerdings für die Zukunft des Unternehmens schwarz. "Die Firma hat eine Menge Probleme, und sie wird zu diesem Preis keinen Käufer finden", erklärte Brian Modoff von der Deutschen Bank und empfahl, die Aktie deshalb zu verkaufen. "Verbraucherelektronik ist ein brutales Geschäft - und wenn man zurückfällt, ist das Aufholen sehr schwierig."

Dieser Einschätzung schloss sich James Faucette von Pacific Crest Securities an. "Blackberry hat für die meisten Käufer wohl nur einen begrenzten Wert. Sie befinden sich in einer sehr, sehr schwierigen Situation. Ich glaube nicht, dass ihr Sanierungsplan aufgeht - aber ich glaube auch nicht, dass es irgendjemand anders viel besser machen könnte."

Quelle: ntv.de, ddi/rts/AFP

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