Wirtschaft

Vor der Fusion von O2 und E-Plus Billigtelefonierer hoffen auf bessere Netze

Wenn die im Sommer eingefädelte Fusion zwischen O2 und E-Plus im kommenden Jahr tatsächlich zustande kommt, wird ein Mobilfunk-Anbieter in Deutschland verschwinden. Die Kunden des neuen Anbieters dürfen auf bessere Netzqualität hoffen.

Die Liste der Mobilfunk-Anbieter in Deutschland erscheint auf den ersten Blick endlos: ALDI talk, Base, Congstar, discoTel, EDEKA Mobil, Fonic. Mit den Mobilfunk-Markennamen kann man das Alphabet fast vollständig buchstabieren. Allein 53 Anbieter von PrePaid-Karten zählt das Fachportal teltarif.de. Doch diese Vielfalt täuscht. In Deutschland funken tatsächlich nur vier Netze der Betreiber Deutsche Telekom, Vodafone, E-Plus und Telefónica (O2). Jede Discount-Marke kann einem dieser vier Netze zuordnet werden.

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Künftig könnten es dann nur noch drei sein, denn O2 will den Rivalen E-Plus schlucken und zum größten Mobilfunkprovider in Deutschland aufsteigen. Zumindest bei den Kundenzahlen hätte Telefónica nach einer Übernahme die Nase vorn, beim Umsatz bliebe die Telekom Marktführer.

Bessere Netze in Aussicht

Der Milliarden-Deal machte 2013 immer wieder große Schlagzeilen, auch weil es im Hintergrund um noch größere Übernahmeszenarien in der europäischen Telekommunikations-Industrie ging. Die Verbraucher interessieren aber vermutlich weniger wirtschaftspolitische Fragen. Sie wollen wissen, welche Auswirkungen die Expansionspläne und Firmenfusionen auf das Angebot der Mobilfunker haben könnte.

Bislang konnte die deutsche Mobilfunk-Landschaft in zwei Kategorien eingeteilt werden: Auf der einen Seite befinden sich die D-Netze Telekom und Vodafone. Sie haben im Zweifelsfall eine bessere Abdeckung als die Konkurrenz, sind dafür aber häufig teurer. Auf der anderen Seite stehen O2 und E-Plus, die bei den Tests der Mobilfunknetze oft die hinteren Plätze belegt haben, jedoch die Kunden mit vielen günstigen Tarifen locken.

Die können demnächst auf eine bessere Netzqualität hoffen. Denn mit einer Fusion von O2 und E-Plus würden die Karten neu verteilt. Gemeinsam könne man ein Hochgeschwindigkeits-Netz mit guter Abdeckung liefern, das jeden Kunden zufriedenstellen werde, sagte eine Sprecherin von Telefónica Deutschland. Auch bei den Preisen würden sich für die Kunden keine Nachteile ergeben. "O2 und E-Plus sind bislang schon als innovativ bekannt." Auch nach einem Zusammengehen werde man neue Ideen umsetzen, von denen die Kunden profitierten. Das wäre ein echter Vorteil für die Kunden, heißt es.

Die Monopolkommission warnt dagegen vor der geplanten Fusion der beiden Mobilfunkanbieter. "Wir stehen der Tendenz zu mehr Konzentration auf den Mobilfunkmärkten kritisch gegenüber", sagte der Kommissionsvorsitzende Daniel Zimmer der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Der Markt sollte nicht auf weniger als vier Anbieter verengt werden: "Bei einer derartigen Anbieterkonzentration kann es leichter dazu kommen, dass der Wettbewerb nachlässt."

Auch die EU-Kommision, die den Deal kippen kann, meldete Bedenken an. Die obersten Wettbewerbshüter Europas entschieden, den Fall vertieft bis Mitte Mai zu prüfen. Die Fusion könne den Wettbewerb auf dem Mobilfunk-Markt empfindlich schwächen, erklärte die Kommission. Damit behält Brüssel den Fall in der Hand. Das Bundeskartellamt, das wegen der Bedeutung der Fusion für Deutschland einen Verweisungsantrag gestellt hatte, kommt wohl nicht zum Zuge. Auf jeden Fall dürften noch Monate bis zu einer Entscheidung vergehen.

Expertin: Bei den Preisen tut sich wenig

Vor diesem Hintergrund sieht auch die Expertin Bettina Seute vom Fachportal teltarif.de bei der Netzqualität auf die Verbraucher im Jahr 2014 zunächst keine Änderungen zukommen. "Darüber hinaus bleibt abzuwarten, wie der Zusammenschluss genau umgesetzt wird." Dabei gehe es nicht nur um die Frage, ob die Anbieter ihre Frequenzspektren behalten können oder Funklizenzen verlieren. Es spiele auch eine Rolle, wie die Funkzellen von O2 und E-Plus nach einer Fusion zusammegeführt werden. Unabhängig davon erwägt die Bundesnetzagentur eine Umverteilung der Funkfrequenzen.

Bei den Preisen erwartet die Expertin weder einen großen Anstieg der Preise noch eine Vergünstigung. "Die Preise sind inzwischen an einem Punkt angekommen, an dem nach unten nicht mehr allzu viel möglich ist."

Die Deutsche Telekom will derweil ihre Marktführerschaft auf dem Heimatmarkt in den nächsten Jahren weiter ausbauen. Das kündigte der Deutschland-Chef des Telekommunikationsriesen, Niek Jan van Damme, in der "Rheinischen Post" an. Wachstumschancen sieht der Manager vor allem beim konzerneigenen TV-Angebot Entertain und bei Breitbandanschlüssen.

Die Pläne der Fusion von O2 und E-Plus sieht der Manager zumindest vorläufig nicht als Bedrohung für die Telekom. "Ich bin mir sicher, dass die beiden Unternehmen bis 2015 stark mit sich beschäftigt sind. Wir werden unseren bisherigen Vorsprung nutzen und ausbauen", sagte er. Auch die Pläne des Wettbewerbers Vodafone, der Telekom nach der Übernahme von Kabel Deutschland mehr Konkurrenz im Festnetz zu machen, sieht Van Damme gelassen.

Quelle: ntv.de, Christoph Dernbach, dpa

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