Wirtschaft

Fed bleibt locker, die Aktienmärkte nicht Bernankes unbefriedigte Börsen-Bullen

Es sind nur wenige Worte, auf die die Akteure an den Finanzmärkten warten, aber Fed-Chef Bernanke reichen sie aus, um alle Zweifel zu zerstreuen: Die Fed wird ihre Strategie der lockeren Geldpolitik fortsetzen, um die "Erholung nicht abzuwürgen". Der Aktienmarkt reagiert sofort - und kommt dann ins Grübeln.

US-Notenbankchef Ben Bernanke hat allen Spekulationen über eine rasche Kehrtwende eine klare Absage erteilt. "Ein voreiliges Ende oder eine Straffung birgt das Risiko, die wirtschaftliche Erholung abzuwürgen", sagte der Fed-Chef. Die Geldpolitik bleibe so lange wie nötig expansiv, versprach Bernanke bei einer Anhörung vor dem US-Kongress. Allerdings gibt es innerhalb der Fed Differenzen.

Über seine eigene Zukunft hielt sich der Fed-Chef bedeckt. Ob er auf Anfrage von Präsident Barack Obama eine dritte Amtszeit absolvieren würde, wollte der Notenbank-Chef nicht preisgeben. "Ich bin nicht bereit, die Frage zu beantworten", sagte  Bernanke vor den Abgeordneten. Seit Wochen schießen die Spekulationen über seine Zukunft ins Kraut. Seine zweite Amtszeit endet regulär am 31. Januar 2014.

Seine Absage für das international beachtete Notenbankentreffen in Jackson Hole Ende August hatten einige Fed-Beobachter als Hinweis auf Amtsmüdigkeit gedeutet. Bernanke gilt wie seine bereits als potenzielle Nachfolgerin gehandelte Stellvertreterin Janet Yellen als Anhänger einer eher lockeren Geldpolitik.

Märkte auf Berg- und Talfahrt

An der New Yorker Börse stieg der Dow Jones unmittelbar nach den Äußerungen Bernankes kräftig an und übersprang erstmals die Marke von 15 500 Punkten. Auch in Frankfurt eilte der Dax zu einem neuen Rekord: Nach einem Spitzenwert von 8557,86 Punkten stand der Leitindex am Ende bei 8530,89 Punkten. Zuvor hatte es auf den Finanzmärkten Spekulationen um die erwarteten Bernanke-Äußerungen gegeben.

Ausstieg im Sommer?

Die Fed ist aber bei der Bewertung der milliardenschweren Anleihekäufe weiter gespalten, wie aus dem veröffentlichten Protokoll (Minutes) der letzten Fed-Sitzung hervorgeht. In der Mai-Sitzung der US-Zentralbank vor drei Wochen, zeigte sich ein Gutteil der im Offenmarktausschuss (FOMC) vertretenen Währungshüter bereit, schon bei der kommenden Sitzung am 18. und 19. Juni über eine Drosselung der massiven Anleihekäufe zu sprechen. Viele andere wollen jedoch weitere wirtschaftliche Fortschritte sehen, bevor der Fuß vom Gas genommen wird.

Die US-Notenbank kauft derzeit zur Stützung der Konjunktur monatlich Anleihen im Wert von 85 Mrd. Dollar (64,5 Mrd. Euro). Zuletzt hatte es immer wieder Spekulationen über ein vorzeitiges Ende oder eine Drosselung der Käufe gegeben.

Bernanke meinte, zwar befinde sich die US-Wirtschaft in diesem Jahr auf einem «moderaten Wachstumskurs». Gleichwohl hält er weiterhin eine «anpassungsfähige Geldpolitik» für nötig. Der US-Leitzins befindet sich bereits seit Jahren auf einem historischen Niedrigstand zwischen 0 und 0,25 Prozent.

In Japan funktioniert's

Japans Notenbank hatte Anfang April die Geldschleusen noch weiter als zuvor geöffnet und will zusammen mit der Regierung den Stillstand der Wirtschaft bekämpfen. Mit der extrem expansiven Geldpolitik will die Notenbank die jahrelange Deflation mit fallenden Preisen überwinden und die Landeswährung Yen schwächen, um im Gegenzug die Exportindustrie zu stärken. Die Leitzinsen liegen in Japan schon seit langem bei null.

Die Notenbank kauft daher nun verstärkt auch Staatsanleihen und riskantere Finanzinstrumente, um den stotternden Wirtschaftsmotor wieder anzuwerfen. Kritiker der Finanzpolitik der neuen Regierung von Ministerpräsident Shinzo Abe, der von der BoJ und ihrem neuen Chef Haruhiko Kuroda kräftige Schützenhilfe erhält, warnen jedoch bereits vor dem Entstehen einer neuen Blase.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen