Wirtschaft

Neuer Rekord an der Zapfsäule Benzin ist so teuer wie nie

Die Autofahrer in Deutschland müssen nach dem teuersten Tankjahr aller Zeiten künftig wohl noch tiefer in die Tasche greifen: Die Preise für Benzin erreichen neue Rekordwerte. Die Mineralölwirtschaft verweist auf die Lage am Weltmarkt. "Wir sehen dauerhaft hohe Preise", meinen Experten.

Rohöl (Brent)
Rohöl (Brent) 84,12

Die Benzinpreise in Deutschland haben zu Wochenbeginn den höchsten Stand aller Zeiten erreicht. Für einen Liter Superbenzin E10 waren nach Branchenangaben im bundesweiten Durchschnitt 1,64 Euro zu bezahlen und damit so viel wie noch nie. Die meisten Autofahrer tanken zudem Super E5 mit lediglich 5 Prozent Ethanol, das nochmals drei Cent teurer ist und mit 1,67 Euro je Liter ebenfalls einen neuen historischen Höchststand erreichte. Diesel blieb noch unter 1,54 Euro je Liter und damit auch knapp unter dem Rekordwert aus dem Sommer 2008.

Die Sprecher der deutschen Mineralölwirtschaft begründeten die hohen Preise an der Zapfsäule mit den gestiegenen Beschaffungskosten für Ölprodukte am europäischen Markt in Rotterdam. Dort wirkten sich unter anderem die Rohölpreise aus. Für Rohöl der Nordsee-Sorte waren zu Wochenbeginn mehr als 122 Dollar für ein Barrel (159 Liter) zu bezahlen, das ist der höchste Stand seit dem vergangenen April.

Zu allem Unglück wirken auch die Währungseinflüsse gegen die Verbraucher in Deutschland. Für einen Euro bekommt der Ölhändler gegenwärtig kaum mehr als 1,32 Dollar; im vergangenen Frühjahr waren es noch 1,48 Dollar. Die US-Währung wird aber gebraucht, um das Öl zu bezahlen. Wenn Öl und Dollar gleichzeitig teurer werden, dann schmerzt der nächste Tankstopp besonders. Die Händler hoffen nun darauf, dass nach dem Abklingen der Kältewelle in Europa der Nachfragedruck nachlässt und sich die Preise entspannen. Konkrete Anzeichen dafür gibt es noch nicht.

Auf rasch sinkende Preise können die Autofahrer kaum hoffen. "Es zeichnet sich bei Öl ein konstant hohes Niveau ab", sagte Rainer Wiek vom Hamburger Energie-Informationsdienst EID. Auch Heizöl hält sich mit 94,20 Euro für 100 Liter (bei Abnahme von 3000 Litern) auf dem höchsten Stand seit Sommer 2008. Der Preis ist ebenfalls nicht weit vom Rekord von 98 Euro aus dem Jahr 2008 entfernt und schon seit mehr als zwei Wochen ungefähr so hoch. "Das ist der Unterschied zu 2008", sagte Wiek. "Damals ging es nur um eine kurze Preisspitze, jetzt sehen wir dauerhaft hohe Preise."

Ursachen für die hohen Preise sind teures Rohöl und ein relativ schwacher Euro. Das schlägt auf die Beschaffungspreise der Tankstellen durch. "Am Rotterdamer Ölmarkt kostete Superbenzin zeitweise fast 62 Euro-Cent je Liter", sagte Tobias Wolny vom deutschen Marktführer Aral. "Das war der höchste Stand aller Zeiten." Den wichtigsten Einfluss auf die Benzin- und Heizölpreise hat der Rohölpreis, weil die Produkte aus Rohöl gemacht sind. Schon seit mehr als einem Jahr notiert Rohöl über 100 Dollar.

Viel Investorengeld im Markt

Das aktuelle Preishoch ist nach Einschätzung des Hamburger Experten Steffen Bukold auf mehrere Faktoren zurückzuführen. "Die Versorgung der Märkte ist nicht so gut, wie es scheint", sagte er. Trotz gestiegener Vorräte in den USA sei die Lage angespannt. Zudem habe sich die Spekulation an den Finanzmärkten verstärkt. Die Notenbanken in den USA, Europa und Japan fluten die Finanzmärkte mit Liquidität, die nach Anlage sucht.

Das Geld geht in Aktien, die in Deutschland ebenfalls auf einem Sechs-Monats-Hoch notieren, aber auch in Rohstoffe. So ist der Rohstoffindex des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts HWWI nach einigen rückläufigen Monaten seit Beginn des Jahres wieder gestiegen. Rohöl allein hat sich binnen eines Monats um 14 Dollar je Barrel verteuert. Allerlei Negativ-Nachrichten aus dem , , , und dem hätten zusätzlich dazu beigetragen.

Ein wenig Zuversicht verbreiten die steigenden Temperaturen nach der Kältewelle: Sie könnten Druck aus der Nachfrage nehmen und damit etwas entspannend wirken.

Quelle: ntv.de, dpa

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