Wirtschaft

OECD warnt Banken sind Europas größtes Problem

Die Geschäftsmodelle von Banken haben sich nach Einschätzung der OECD viel zu wenig geändert.

Die Geschäftsmodelle von Banken haben sich nach Einschätzung der OECD viel zu wenig geändert.

(Foto: picture alliance / dpa)

Europas Wirtschaft schwächelt und steht IWF-Schätzungen zufolge vor der Rezession. Für die OECD hängt dies vor allem mit der Schwäche des Bankensektors zusammen. Während europäische Unternehmen stärker als anderswo von Bankenkrediten abhängig sind, entfernen sich die Finanzinstitute immer weiter von der Realwirtschaft. Generalsekretär Gurria kennt jedoch einen Ausweg.

Angel Gurria

Angel Gurria

(Foto: REUTERS)

Die Industrieländer-Organisation OECD sieht im Finanzsektor die Achillesferse Europas. "Die Zersplitterung und Instabilität des Bankensystems bleibt das grundlegende Problem hinter der schwachen Kredit-Verfügbarkeit und dem geringen Wachstum in der Eurozone", sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurria im Rahmen der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds. "Dies gibt zu umso größerer Sorge Anlass, weil die europäische Wirtschaft weit mehr als die US-Wirtschaft von Bankfinanzierungen abhängig ist." Hinzu komme in Europa der enge Zusammenhang zwischen Banken- und Staatsschuldenproblemen, sagte Gurria vor dem IWF-Lenkungsausschuss. Er forderte daher, die geplante Bankenunion in der Eurozone voranzutreiben.

An den Weltfinanzmärkten macht die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) eine gefährliche Entwicklung aus. "Diese wachsende Kluft zwischen Finanzsektor und Realwirtschaft sollte zur Sorge Anlass geben", mahnte der Generalsekretär. Insbesondere die großen Banken hätten offenbar nach der großen Finanzkrise ihre Geschäftsmodelle weniger grundlegend geändert als gedacht. "Die Banken bleiben übermäßig abhängig von Handelsaktivitäten und Derivaten", kritisierte Gurria. Scharfe Korrekturen auf den Anleihenmärkten schloss er nicht aus.

Beim Aufbau einer europäischen Bankenunion sind aus Sicht der Bundesregierung noch dicke Bretter zu bohren. Immerhin verständigten sich die EU-Finanzminister als Konsequenz aus der Zypern-Krise zuletzt darauf, dass bei künftigen Bankenpleiten am Ende einer Haftungskette auch Kunden mit mehr als 100.000 Euro auf dem Konto für ihr Geldhaus einstehen sollen. Für den deutschen Ressortchef Wolfgang Schäuble muss dieses Vorgehen der Normalfall sein. "Ansonsten bekommen wir das Moral-Hazard-Problem nicht in den Griff, dass Banken mit riskanten Geschäften fette Gewinne machen, aber im Fall eines Scheiterns dann die Verluste der Allgemeinheit aufbürden", sagte der CDU-Politiker der "Wirtschaftswoche".

Schäuble nimmt Dijsselbloem in Schutz

Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem hatte im März noch heftige Kritik einstecken müssen, weil er die Zypern-Rettung als mögliches Vorbild für künftige Hilfsaktionen bezeichnet hatte. Nachdem diese Äußerung an den Finanzmärkten für Unruhe gesorgt hatte, sah sich Dijsselbloem zu einer Relativierung gezwungen. Ähnlich wie einige Euro-Finanzminister und andere Notenbanker machte daraufhin der Chef der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, deutlich: "Zypern ist keine Blaupause." Der marode zyprische Bankensektor ist außergewöhnlich groß, gemessen an der Wirtschaftskraft der kleinen Mittelmeerinsel.

Schäuble hatte zuletzt in einem Interview die Rettung des Mittelmeerstaats als "speziellen Einzelfall" bezeichnet. Nun nahm er Dijsselbloem ausdrücklich in Schutz. "Herr Dijsselbloem ist in der Substanz zu Unrecht gescholten worden. Und auch nicht von mir", unterstrich Schäuble.

Quelle: ntv.de, nne/rts

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