Wirtschaft

"Gravierender Interessenskonflikt" Banken schwatzen Kunden Aktien auf

Als nächstes wollen sich Fecht und Kollegen das Verhalten der Investmentgesellschaften der Banken ansehen.

Als nächstes wollen sich Fecht und Kollegen das Verhalten der Investmentgesellschaften der Banken ansehen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Trennen sich Banken von Aktienpaketen über die Börse, dann kann das große Angebot den Preis kräftig drücken. Einer Studie zufolge greifen Institute auf eine marktschonende Lösung zurück: Sie machen die Papiere ihren Kunden schmackhaft.

Deutsche Banken haben ihren Kunden in den vergangenen Jahren massenweise Aktien angedreht, die sie selbst loswerden wollten. Das ist das Ergebnis einer Studie dreier Frankfurter Wissenschaftler, die sich auf Basis von Daten der Deutschen Bundesbank mit der Wechselwirkung von Eigenhandel und Kundengeschäft bei 102 Banken beschäftigt haben. Besonders offensiv gingen dabei Institute vor, die sich selbst eines "aktiven Vermögensmanagements" rühmen.

Falko Fecht, Professor für Finanzwirtschaft an der Frankfurt School of Finance & Management, hat die Studie federführend geleitet. Er sagt: "Aktien-Investoren profitieren nicht von der Eigenhandelsaktivität ihrer Banken - im Gegenteil: Es scheint ein gravierender Interessenskonflikt zum Nachteil der Investoren zu bestehen."

Seiner Ansicht nach benutzen Banken ihre eigenen Kunden dazu, Aktien marktschonend loszuwerden. Will eine Bank einen größeren Posten einer Aktie loswerden und tut das über die Börse, dann schadet das dem Preis. Lädt sie die Papiere aber bei ihren Kunden ab, ist das preisschonend. Wie das passiert, darüber kann auch Fecht nur Vermutungen anstellen: "Ob das über Anlageempfehlungen geschieht, ob es der Kundenberater ist oder der Portfoliomanager, das können wir nicht beobachten."

"Signifikant schlechtere Rendite"

Eines haben er und seine Mitautoren Andreas Hackethal und Yigitcan Karabulut (beide Universität Frankfurt) aber sicher herausgefunden: "Wenn eine Bank ihren Eigenbestand an einer Aktie reduziert, ist es wahrscheinlich, dass die Kunden dieser Bank ihre Position in dieser Aktie aufbauen." Der Befund gilt für die Jahre 2005 bis 2009, und zwar bei vielen Arten von Kreditinstituten: Großbanken, Regionalbanken, Zentralinstitute und große Sparkassen.

Sicher ist der Ökonom auch, dass diese Bewegungen nicht zum Nutzen der Kunden waren: "Kunden von Banken mit Eigenhandel haben eine signifikant schlechtere Rendite ihres Aktienportfolios", konstatiert Fecht. Aktien, die Kunden von Banken erhalten hätten, hätten eine um rund ein Prozentpunkt niedrigere Rendite gehabt als im Folgequartal. Sein Fazit: "Mit einer wirksamen Chinese Wall zwischen Kundenabteilung und Investmentbanking lassen sich solche Effekte nicht erklären."

Forscher widerspricht Banken

Die Thesen der Wissenschaftler werfen mehrere Fragen auf: Lässt sich das beweisen? Und machen die Banken das immer noch so? Fecht zufolge kann er selbst keinen Beweis führen. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) könne es aber schon. "Die BaFin hat die Transaktionen der Banken 'tic by tic' mit Minute und Preis, und da sieht man auch, ob sie über die Börse verkauft wurde oder an die Kunden", sagt er.

Banken und Bankenverbände verweisen auf Nachfrage darauf, dass der Eigenhandel gänzlich oder fast vollständig eingestellt sei. Falko Fecht glaubt das jedoch nicht: "Das halte ich für sehr zweifelhaft, die Banken haben noch erhebliche Aktienbestände - wozu, wenn nicht zum Eigenhandel?" Fecht hat seine Studie auch an Banken verschickt, bisher aber keine Reaktionen erhalten. Die Reaktionen unter Bankern im privaten Umfeld sei "sehr heterogen" gewesen: "Die einen waren überrascht, die anderen haben gesagt: 'Naja, das wundert nicht jetzt nicht wirklich'." Als nächstes wollen sich Fecht und Kollegen das entsprechende Verhalten der Investmentgesellschaften der Banken ansehen.

Quelle: ntv.de

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