Wirtschaft

Mr. Ölpest streicht die Segel BP-Chef bereitet Rücktritt vor

Seine Fehler im Umgang mit der Ölpest im Golf von Mexico machen ihn zur Zielscheibe der Kritik: Seit Wochen schon gilt Tony Haward als kaum noch tragbar. Zwei Tage vor den Quartalszahlen scheint der britische Ölkonzern BP eine Lösung gefunden zu haben.

Mitte Juni vor dem Weißen Haus: Das Meeting mit Obama lief nicht gut, Tony Hayward (vorne) sucht seinen Fahrer. Rechts hinter ihm: Krisenmanager Robert Dudley, der mittlerweile als sein Nachfolger gilt.

Mitte Juni vor dem Weißen Haus: Das Meeting mit Obama lief nicht gut, Tony Hayward (vorne) sucht seinen Fahrer. Rechts hinter ihm: Krisenmanager Robert Dudley, der mittlerweile als sein Nachfolger gilt.

(Foto: REUTERS)

Der wegen seines Umgangs mit der Ölpest im Golf von Mexiko heftig kritisierte BP-Chef Tony Hayward steht offenbar vor der Ablösung. Kreisen zufolge wird sein Rücktritt in den kommenden Tagen bekanntgegeben werden. Das BP-Direktorium werde zu Wochenbeginn über den Zeitpunkt des Ausscheidens von Hayward beraten, hieß es aus dem Umfeld des Unternehmens.

Für Dienstag hat der Energieriese die Veröffentlichung seiner Zahlen zum abgelaufenen Quartal angekündigt. Nach Angaben des britischen Senders BBC ist eine offizielle Rücktrittserklärung vor diesem Hintergrund bereits in den nächsten 24 Stunden wahrscheinlich. Im Golf von Mexiko beginnen unterdessen nach dem Durchzug eines Sturmtiefs langsam wieder die Arbeiten zum endgültigen Verschluss des Bohrlochs. Schiffe und Arbeiter kehrten zurück.

"Goldener Handschlag" für Hayward?

Bei dem Direktoriumstreffen am Montag gehe es neben den Zahlen für das zweite Quartal auch um die Zukunft des 53-jährigen Haywards, war aus mehreren konzernnahen Quellen zu hören. Im Mittelpunkt stehe eher die Frage, wann und nicht ob Hayward seinen Posten räumen müsse. An den Einzelheiten werde derzeit gearbeitet. Es könne sein, dass bereits am Dienstag verkündet werde, dass Hayward nach einer Übergangsperiode von einigen Monaten zurücktrete. Der Engländer arbeitet seit 28 Jahren für den Ölmulti. Als Favorit für seine Nachfolge gilt Robert Dudley, der bereits die BP-Sicherungsarbeiten im Golf von Mexiko von Hayward nach dessen Fehltritten übernommen hatte.

Hayward hatte nur wenige Tage nach Beginn der Katastrophe den Wunsch geäußert, er wolle "sein Leben zurück". Der Manager hatte damit den Sturm der Entrüstung zusätzlich angefacht. Daneben gab es weiterer Pannen in der krisenbezogenen Öffentlichkeitsarbeit des Konzerns. Ein BP-Sprecher wollte den BBC-Bericht zur bevorstehenden Ablösung Haywards, zunächst weder bestätigen noch dementieren. "Hayward hat weiterhin das Vertrauen des Aufsichtsrats", sagte BP-Sprecher Toby Odone.

Die BP-Flotte kehrt zurück

Im Krisengebiet arbeitet BP weiter am Verschluss des Öllecks - und zwar auf zwei Wegen. Einmal soll Schlamm und Zement von oben ins provisorisch mit einer Kappe versiegelte Bohrloch gepumpt werden. Zudem werden Entlastungsbohrungen fortgesetzt. Deren für Mitte August geplanter Abschluss könnte sich offiziellen Angaben zufolge um bis zu neun Tage verzögern. Mit der Versiegelung durch Schlamm und Zement könnte BP in drei bis fünf Tagen beginnen, sagte der Regierungsbeauftragte für die Ölpest, der frühere Küstenwachen-Admiral Thad Allen. Das Verfahren könnte sehr schnell vorankommen. BP hatte die undichte Stelle in 1600 Meter Tiefe am 15. Juli provisorisch geschlossen. Zuvor strömten wochenlang Unmengen Öl ins Meer.

Auslöser der Katastrophe war eine Explosion auf der Bohrplattform "Deepwater Horizon" am 20. April. Dabei waren elf Arbeiter ums Leben gekommen. Die brennende Plattform sank zwei Tage nach dem Beginn des Unglücks.

Milliardengewinne, trotz allem?

Die Bekämpfung der Umweltkatastrophe entwickelt sich für BP zu einem Fass ohne Boden. Der Konzern gilt als Übernahmeziel, er hat seit dem Unglück 40 Prozent seiner Marktkapitalisierung eingebüßt. Experten schätzen die Kosten auf bis zu 100 Mrd. Dollar. Teil davon ist ein Entschädigungsfonds mit einem Volumen von 20 Mrd. Dollar. Dessen unabhängiger Verwalter, Kenneth Feinberg, warf dem Öl-Multi vor, Zahlungen an Geschädigte zurückzuhalten. "Ich bezweifele, dass sie aus Geldgründen verzögern. Das ist es nicht", sagte Feinberg. BP wisse wohl einfach keine Antworten auf die Fragen der Geschädigten.

An diesem Wochenende soll es laut BBC Verhandlungen über Haywards Abfindung gegeben haben. Hayward wolle seinen Rückzug am Dienstag bekanntgeben, schrieb die Zeitung "The Independent". An jenem Tag präsentiert der Londoner Konzern seine Geschäftszahlen für das erste Halbjahr 2010. Analysten gehen davon aus, dass BP in den ersten sechs Monaten des Jahres trotz der Ölpest 10 Mrd. US-Dollar (7,7 Mrd. Euro) Gewinn gemacht hat.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

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