Wirtschaft

"Alles muss raus" Ausverkauf in Praktiker-Märkten startet

Praktiker wird abgewickelt.

Praktiker wird abgewickelt.

(Foto: imago stock&people)

Die insolvente Baumarktkette Praktiker räumt ihre Filialen. Denn ohne den Abverkauf haben Investoren kein Interesse an einzelnen Märkten. Arbeitnehmervertreter sprechen von einer Katastrophe für Tausende Beschäftigte.

In 130 Märkten der Baumarkt-Kette Praktiker hat an der Ausverkauf begonnen. Je nach Markt werden unterschiedliche Teile der Sortimente mit höheren Rabatten verkauft, sagte ein Sprecher des Unternehmens. Das Aus für die Märkte hatte Praktiker in der vergangenen Woche angekündigt, nachdem sich im Rahmen des laufenden Insolvenzverfahrens keine Interessenten für das Unternehmen als Ganzes oder in großen Teilen gefunden hatten. Nach dem Ausverkauf, der je nach Markt bis zu zehn Wochen dauern kann, sollen einzelne Standorte von Konkurrenten oder Handelsunternehmen aus anderen Branchen übernommen werden.

Bereits vorangeschritten ist der Ausverkauf an 51 anderen Praktiker-Standorten, deren Ende seit mehr als einem Monat feststeht. Die ersten Märkte stehen kurz vor der Schließung und verfügen nach den Ausverkaufswochen nur noch über wenig Ware, die zum Teil nahezu verschenkt wird. Die Räumungen seien nötig, weil mögliche Investoren sonst kein Interesse an einer Übernahme haben, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter Christopher Seagon.

Unter anderem hat der Branchenrivale Hagebau ein Auge auf Teile von Praktiker geworfen. Die Baustoff-Handelsgruppe hatte in der vergangenen Woche ihr Interesse an einzelnen Praktiker-Märkten bekräftigt. Bislang geht es aber konkret nur um die bereits freigegebenen Filialen. Auch an einzelnen Standorten der Tochter Max Bahr besteht Interesse, doch konkrete Verhandlungen stehen da bislang aus", sagte eine Hagebau-Sprecherin.

Auch Branchenführer Obi sowie der Konkurrent Hornbach hatten im Zuge der Praktiker-Insolvenz im Juli Interesse an einzelnen Praktiker-Filialen signalisiert. Die Mannheimer Baumarkt-Kette Bauhaus und der zum Rewe-Konzern gehörende Anbieter Toom wollten die jüngste Entwicklung bei Praktiker nicht kommentieren.

Nur leere Häuser stoßen auf Interesse

"Niemand aus diesem Kreis hat Interesse an den Warenbeständen von Praktiker", sagte er. Ziel sei es, den bisherigen Beschäftigen dann eine Anschlussbeschäftigung in den neuen Märkten zu verschaffen. Bei den Interessen für einzelne Läden soll es sich um Praktiker-Konkurrenten, aber auch Textilunternehmen, Elektronikketten und Tierfutterhersteller handeln. Auch die branchenfremden Bieter wollten Praktiker-Personal übernehmen und umschulen.

Für die ebenfalls insolvente Konzerntochter Max Bahr wollen die vorläufigen Insolvenzverwalter bis Ende des Monats einen Käufer finden. Für die Kette mit derzeit 132 Filialen gibt es mehrere Interessenten.

Betroffen sind bei Praktiker 5330 fest angestellte Beschäftigte, davon etwa 1780 geringfügig Beschäftigte. Diesen soll derzeit nicht gekündigt werden. Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger kritisierte die Ausverkauf-Strategie des Insolvenzverwalters. "Wenn das Vorhaben zur Umsetzung kommt, stehen weitere 5300 Beschäftigte vor den Scherben ihrer Existenz. Es glaubt niemand wirklich, dass die Praktiker-Beschäftigten nach dem Leerverkauf von den neuen Betreibern auch tatsächlich übernommen werden", sagte die für den Handel zuständige Gewerkschafterin.

Auch der Praktiker-Betriebsrat zeigte sich erschüttert. Gesamtbetriebsrat-Chef Kai Rosche erklärte, "für keinen von uns ist es zu verstehen, warum Tausende Kolleginnen und Kollegen aufgrund katastrophaler Fehlentscheidungen der Geschäftsführungen ihren Arbeitsplatz verlieren. Hier sollen Märkte geschlossen werden, die zum Teil hoch profitabel sind."

Quelle: ntv.de, jga/dpa/rts

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