Wirtschaft

EU-Gipfel bereitet Schuldenschnitt vor Athen nennt konkrete Zahlen

Beim angestrebten Schuldenschnitt Griechenlands werden die Planspiele konkreter. Athen muss demnach nur die Hälfte seiner Verbindlichkeiten tilgen. Gläubiger erhalten eine Mischung aus Bargeld und neuen Schuldtiteln mit langer Laufzeit.

Griechenlands Finanzminister Evangelos Venizelos.

Griechenlands Finanzminister Evangelos Venizelos.

(Foto: REUTERS)

Der griechische Finanzminister Evangelos Venizelos geht offenbar davon aus, dass seinem Land die Hälfte der Schulden erlassen wird. Die Gläubiger erhielten je 100 Euro ihrer Forderungen 15 Euro in bar sowie 35 Euro in Form 30-jährigen Schuldverschreibungen mit einer Verzinsung von sechs Prozent, berichtete die Zeitung "Kathimerini" unter Berufung auf Informanten in Brüssel.

Entgegen dem im Juli vereinbarten Restrukturierungsplan würden die neuen Schuldverschreibungen nicht vom Stabilisierungsfonds (EFSF) garantiert. Durch den sogenannten "Haircut" würden die Schulden Griechenlands von 205 Mrd. auf rund 102,5 Mrd. Euro sinken. Die genaue Aufteilung zwischen Bargeld und Bonds sei aber noch offen, hieß es. Sie könne sich noch abhängig von den Entscheidungen bei dem EU-Sondergipfel in Brüssel ändern, schreibt die Zeitung.

Bislang herrscht offenbar noch Uneinigkeit zwischen den EU-Ländern über die Höhe des griechischen Schuldenschnitts. Angeblich drängt Deutschland auf einen Schuldenschnitt von 60 Prozent bei griechischen Staatsverbindlichkeiten. Frankreich beharre jedoch darauf, dass die Banken nicht viel mehr als 40 Prozent auf ihre Bestände an griechischen Staatspapieren abschreiben müssten. Französische Banken sind hier besonders stark investiert. 

Gewaltige Aufgaben

Auf dem zweiten EU-Gipfel binnen vier Tagen soll der große Befreiungsschlag im Kampf gegen die Schuldenkrise gelingen. Vorher steht eine Abstimmung im Bundestag an: Dabei dürfte Kanzlerin Angela Merkel eine breite Rückendeckung für ihren Kurs bekommen. In einem Antrag wollen die Fraktionen von Union, FDP, SPD und Grüne aber auch Grenzen für die Verhandlungen Merkels in Brüssel ziehen.

Der Bundestag stimmt darüber ab, ob der Euro-Rettungsfonds mit einer Schlagkraft von mehr als einer Billion Euro ausgestattet wird. Mit dem Entschließungsantrag wollen die Parteien unter anderem sicherstellen, dass der vereinbarte deutsche Garantierahmen von 211 Milliarden Euro für den Rettungsfonds strikt eingehalten wird.

Am Abend treffen sich in Brüssel zunächst die Staats- und Regierungschefs der 27 EU-Mitgliedsländer. Anschließend beraten die Staats- und Regierungschefs der 17 Euro-Länder über Maßnahmen, die Europa finanziell wieder auf Kurs bringen sollen. Einig werden müssen sich die Länder im Kern über drei Themen: neue Finanzhilfen für Griechenland, die Beteiligung der Banken an den Rettungskosten und eine Stärkung des Krisenfonds für angeschlagene Euro-Länder (EFSF).

Die Brüsseler Gipfelrunde will nicht nur den Rettungsschirm weiter aufspannen, sondern auch das wirtschaftliche Überleben Griechenlands sichern. Europas Banken sollen auf einen harten Schuldenschnitt des von der Pleite bedrohten Landes vorbereitet werden. 

Schon seit dem Wochenende streiten Banken und Euro-Staaten über die Höhe des Forderungsverzichts. Diplomaten in Brüssel gingen davon aus, dass mit Ergebnissen erst beim Gipfel zu rechnen ist.

Quelle: ntv.de, jga/dpa/rts

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