Wirtschaft

Jetzt wissenschaftlich bestätigt Anleger verstehen das Spiel

Hebelwirkung: Ohne sie wäre Stabhochsprung kein Stabhochsprung.

Hebelwirkung: Ohne sie wäre Stabhochsprung kein Stabhochsprung.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die Finanzwelt hält für Kapitalanleger einen bunten Strauß an unterschiedlichen Produkten bereit, in dessen Vielfalt und Fülle nicht nur Chancen, sondern auch nicht geringe Risiken stecken. Ein Wirtschaftsprofessor hat sich das Angebot und das Verhalten der Anleger näher angeschaut - und kommt zu einem - zumindest für Anbieter - ermutigenden Ergebnis.

Silke Spiegelburg hebelt sich hoch: Wenige Menschen haben eine plastischere Vorstellung vom Hebel und seiner Wirkung wie die frühere deutsche Meisterin im Stabhochsprung.

Silke Spiegelburg hebelt sich hoch: Wenige Menschen haben eine plastischere Vorstellung vom Hebel und seiner Wirkung wie die frühere deutsche Meisterin im Stabhochsprung.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Privatanleger sind sich einer Studie zufolge der Risiken börsennotierter Indexfonds (ETFs) mit Hebelwirkung oder Short-Funktion stärker bewusst als bislang angenommen. "Die Ergebnisse unserer Studie legen nahe, dass Privatanleger in den überwiegenden Fällen wissen, welche Chancen und Risiken mit dem Einsatz von Short- und Hebel-ETFs verbunden sind", schreibt Wirtschaftsprofessor Leo Schubert von der Hochschule Konstanz in einer Untersuchung, die er im Auftrag des ETF-Anbieters Deutsche Bank durchgeführt hat. Vor allem mit Hilfe der Haltedauer und des Investitionsvolumens passten sich Anleger dem jeweiligen Risiko an.

Hebel-ETFs verstärken Kursbewegungen der zugrundeliegenden Indizes. Dabei bedeutet ein Hebel von Eins, dass die Indexbewegung doppelt nachvollzogen werden soll, ein Hebel von Zwei will einen Kursausschlag verdreifachen. Short-ETFs steigen im Wert, wenn die Basisindizes fallen und umgekehrt - in einigen Fällen gehebelt. Hebel und Short-Abbildung beziehen sich in den meisten Fällen auf die Wertentwicklungen auf Tagesbasis. Dies hat bei einigen Anlegern in der Vergangenheit zu negativen Überraschungen geführt. Denn die Renditen, die sie mit entsprechenden ETFs erzielt haben, sind teils stark von den erwarteten Wertentwicklungen abgewichen. Daraufhin hatten einige Experten den Nutzen gehebelter und Short-ETFs für Privatanleger infrage gestellt, weil diese eher langfristige Investments suchten.

Der Studie zufolge halten Privatanleger gehebelte und Short-ETFs im Schnitt 47 Tage lang. "Die Hälfte der Engagements ist in der Regel nach höchstens 15 Tagen beendet. Der überwiegende Teil wird in weniger als 100 Tagen wieder glattgestellt", heißt es in der Studie. Diese Haltedauern seien im Vergleich zu Investitionen in Aktien relativ kurz. Zudem haben die Wissenschaftler herausgefunden: Je stärker ein Short-ETF gehebelt ist, umso kürzer sind die Anleger in der Regel investiert.

Studie mit Einschränkungen

Wie die Studie zeigt, passen die Anleger auch ihre Investitionssummen an das jeweilige Risiko an. "Mit zunehmender Haltedauer reduziert sich offensichtlich stetig das investierte Kapital", heißt es. Im Schnitt legten die Investoren rund 26.560 Euro in gehebelte und Short-ETFs an. Angesichts dieser Zahl weist Schubert jedoch einschränkend darauf hin, dass in diese Daten wahrscheinlich auch einige Transaktionen institutioneller Anleger eingegangen seien. In der Tat wirkt ein solches Engagement in einem einzelnen Titel für Privatanleger ungewöhnlich hoch. Ein anderes Zwischenergebnis liefert weitere Hinweise: Etwa die Hälfte der untersuchten Investoren habe weniger als 5000 Euro angelegt. Zudem habe die durchschnittliche Investitionssumme mit steigendem ETF-Hebel abgenommen.

Schön, wenn der Hebel funktioniert und die Latte liegen bleibt: Spiegelburg freut sich bei den 56. Deutschen Hallen-Leichtathletik-Meisterschaften in Halle über eine Sieghöhe von 4,71 Meter.

Schön, wenn der Hebel funktioniert und die Latte liegen bleibt: Spiegelburg freut sich bei den 56. Deutschen Hallen-Leichtathletik-Meisterschaften in Halle über eine Sieghöhe von 4,71 Meter.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

In Bezug auf die erzielten Renditen haben die Wissenschaftler festgestellt: Je größer der Hebel der eingesetzten ETFs, desto geringer der damit erzielte Gewinn oder Verlust. Das ist überraschend, weil die Hebel Kursausschläge bei den zugrunde liegenden Indizes nach oben oder unten verstärken. "Die deutlich verkürzten Haltedauern bei ETFs mit höherem Hebel scheinen hier ursächlich zu sein", sagte Schubert.

Für die Studie haben Schubert und sein Team Daten aus dem Zeitraum vom 1. Januar 2008 bis zum 1. April 2010 untersucht. Diese umfassten 26.394 Transaktionen von 10.465 überwiegend privaten Anlegern. Dies haben im untersuchten Zeitraum 39 verschiedene Short- und Hebel-ETFs von sechs Anbietern gehandelt.

Quelle: ntv.de, rts

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