Wirtschaft

Raus aus Anleihen, rein in Aktien Anleger sind in der Spur

Der Dax wird einen Teil des Kuchens abbekommen: Schließlich machen deutsche Unternehmen rund die Hälfte ihrer Umsätze in Europa.

Der Dax wird einen Teil des Kuchens abbekommen: Schließlich machen deutsche Unternehmen rund die Hälfte ihrer Umsätze in Europa.

(Foto: picture alliance / dpa)

Lange wird die Zinswende nicht mehr auf sich warten lassen. Mit dem "Exit" der USA wird ein großer Käufer am Rentenmarkt wegfallen. Außerdem ist die Weltwirtschaft wieder auf Wachstumskurs. Beides müssen Investoren bei ihren Anlageentscheidungen berücksichtigen.

Das Ende der ultralockeren Geldpolitik in den USA zeichnet sich immer stärker ab. Zwar hat das Protokoll der Juli-Sitzung der US-Notenbank keine wirklichen Neuheiten enthalten. Die meisten Marktbeobachter sehen sich trotzdem in ihrer Einschätzung bestätigt, dass die Fed vermutlich bereits im September damit beginnen wird, ihre Wertpapierkäufe zu reduzieren. Das sind grundsätzlich negative Nachrichten für die Anleihemärkte und prinzipiell positive für die Aktienmärkte - vorausgesetzt die globale Wirtschaft setzt ihren Erholungskurs fort.

Der Anleihemarkt wird gleich von zwei Seiten in die Mangel genommen. Einerseits machen sich geringere Wertpapierkäufe durch die US-Notenbank unmittelbar bemerkbar: Immerhin war die Fed in den vergangenen Jahren der mit großem Abstand größte Käufer von Staatsanleihen. Andererseits verlieren Anleihen in einem sich verbessernden Wirtschaftsumfeld grundsätzlich an Attraktivität für die Investoren. Kein Wunder, dass Anleihen, seit Fed-Präsident Ben Bernanke im Mai erstmalig die Möglichkeit geringerer Bondkäufe ins Spiel gebracht hat, aggressiv verkauft worden sind.

Für den Aktienmarkt stellt sich die Situation anders dar. Zum einen hat die   US-Notenbank im Rahmen ihres Programms der quantitativen Lockerung nie Aktien erworben. Der Aktienmarkt hat lediglich indirekt über die künstlich niedrig gehaltenen Zinsen am Anleihemarkt von den Fed-Maßnahmen profitiert. Zum anderen profitiert der Aktienmarkt von einer sich erholenden Wirtschaft. Stärkere Wachstumszahlen spiegeln sich mit Zeitverzögerung in höheren Unternehmensgewinnen wider. Dadurch gewinnen Aktien im Vergleich zu Anleihen relativ betrachtet an Attraktivität.

Der Commerzbank zufolge hat die Rotation aus Anleihen in Aktien bereits begonnen. Insgesamt seien weltweit seit Mai etwa 90 Milliarden Dollar aus Rentenfonds abgezogen worden. Dem stünden Zuflüsse in Aktienfonds von rund 77 Milliarden Dollar entgegen. Besonders günstig erscheinen die Aussichten für die Börsen der Peripherie der Eurozone. Zwar sind die Analysten nach der mauen Berichtssaison noch dabei ihre Gewinnschätzungen für die dortigen Konzerne nach unten zu revidieren. Das dürfte sich mit dem Ende der Rezession und anziehender Einkaufsmanagerindizes aber bald ändern.

Comeback europäischer Aktien

Das spricht für eine Outperfomance des jahrelang von den Anlegern vernachlässigten Euro-Stoxx-50, unter anderem auch wegen der vor allem im Vergleich zu den US-Börsen günstigen Bewertung. Die Societe Generale stellt sich auf bald zunehmende Nettozuflüsse an Europas Börsen ein. Nach Schätzung des französischen Kreditinstituts müssten den hiesigen Börsen allein 100 Milliarden Dollar zufließen, um die seit 2007 gerissene Kluft zwischen den europäischen und den US-Aktienmärkten zu schließen.

Das bedeutet nun nicht, dass der Dax komplett bei den Anlegern außen vor bleiben wird. Immerhin generieren deutsche Unternehmen noch immer rund die Hälfte der Umsätze in Europa. Geht es der Peripherie zukünftig wieder besser, wird sich das auch im Kern bemerkbar machen. Natürlich könnte einiges an diesem günstigen Szenario schiefgehen. So könnte sich die Wirtschaftsbelebung als Fehlsignal erweisen. Das wäre nicht das erste Mal in den vergangenen Jahren und auch nicht untypisch nach schweren Finanz- und Wirtschaftskrisen.

Auch könnte sich die aktuell ruhende Schuldenkrise in der Eurozone nach der Bundestagswahl im September wieder zuspitzen. Immerhin hat Finanzminister Schäuble nun eingeräumt, dass Griechenland ein zusätzliches Rettungspaket benötigt, auch wenn er sich weiterhin gegen einen zweiten Schuldenschnitt ausspricht. Unklar ist zudem, wie es in Zypern und Portugal weitergeht. Daneben droht im US-Kongress neues Ungemach, wenn es in einigen Wochen wieder darum geht, die Schuldenobergrenze anzuheben.

Ein für die Märkte wichtiges Thema. Denn je mehr sich die Geldpolitik in den USA normalisiert, desto stärker rückt die Fiskal- und Wirtschaftspolitik in den Vordergrund. Also doch keine Aktien? Mit Gewissheit lässt sich die Frage nicht beantworten. Indes bleibt festzuhalten, dass ein Umfeld ständiger Unsicherheit in den vergangenen Jahren nicht geschadet hat. Eine Garantie für die zukünftige Entwicklung ist das natürlich auch nicht.

Quelle: ntv.de, rts

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