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Kurssturz nach schwachen Zahlen Anleger lassen Software AG fallen

Die Software AG bekommt am Aktienmarkt eine deftige Quittung für enttäuschende Geschäftszahlen. Die eigens gesteckten Ziele erreicht der deutsche Branchenvize, doch liegt die Latte bei Investoren deutlich höher. Der Aktienkurs geht auf Talfahrt.

Software-AG-Chef Karl-Heinz Streibich

Software-AG-Chef Karl-Heinz Streibich

(Foto: dpa)

Rückläufige Umsätze und Gewinne sorgen bei Investoren der Software AG für lange Gesichter. Die eigenen Jahresziele erreichte das Darmstädter Unternehmen zwar, die Profitabilität stieg sogar stärker als in Aussicht gestellt. Doch ein schwaches US- Geschäft und Investitionen in Vertrieb und Forschung lassen zu wenig Luft für eine positive Überraschung an den Finanzmärkten. Zum Handelsauftakt am Dienstag brechen die Papiere um mehr als 7 Prozent ein, im weiteren Handelsverlauf werden die Abschläge sogar zweistellig.

Das vorläufige Zahlenwerk zeugt von einem Strategieschwenk. Während die Darmstädter mit neuen Produkten wie der schnellen Datenanalyse oder Cloud-Lösungen wachsen konnten, ging das traditionelle Datenbankgeschäft zurück.

Der Gesamtumsatz des Konzerns sank von Oktober bis Dezember um 5,9 Prozent auf 276,7 Mio. Euro. Auch beim Gewinn ging es stärker nach unten als Beobachter erwartet hatten. Das Ergebnis nach Steuern sank auf gut 50 Mio. von 52 Mio. - Analysten hatten 54 Mio. Euro erwartet. Auch operativ (EBIT) lief es mit 75,4 Mio. Euro schlechter.

Marge lässt Börsianer kalt

Gleichgültig reagieren Branchenkenner auf eine positive Entwicklung bei der Profitabilität. Die Ebit-Marge, also der Anteil vom Umsatz, der als operativer Gewinn übrig bleibt, stieg von 23 auf 27,2 Prozent. Das Unternehmen hatte lediglich 24,5 Prozent prognostiziert. DZ-Bank-Analyst Oliver Finger sieht die Ebit-Marge indes lediglich im Rahmen der Erwartungen. Darüber hinaus fehlt ihm ein Profitabilitätsziel für das laufende Jahr.

Ihren Produktumsatz konnten die Darmstädter dagegen um 4,0 Prozent auf 196,8 Mio. Euro steigern. Als Wachstumstreiber erwies sich dabei erneut der Geschäftsbereich Business Process Excellence (BPE), wo die Erlöse um 12,2 Prozent zulegten. In dem BPE-Bereich bietet das Unternehmen unter anderem das Produkt zur schnellen Datenanalyse (Terracotta) an. Der Geschäftsbereich Enterprise Transaction Services (ETS), das traditionelle Datenbankgeschäft des Software-Unternehmens, ging dagegen um 4,3 Prozent auf 78 Mio. Euro zurück.

SAP macht es vor

Mit der Reaktion am Aktienmarkt auf die Geschäftszahlen ergeht es der Software AG ähnlich wie SAP. Die Nummer eins der Branche in Deutschland hatte vor wenigen Tagen zwar starke Zuwächse im vergangenen Jahr erzielt. Die hohen Erwartungen konnte der Walldorfer Konzern aber nicht erfüllen, die Aktie sank daraufhin zunächst deutlich.

Um wieder wachsen zu können, setzt die Software AG in den kommenden Monaten auf neue Produkte. Der Produktumsatz mit innovativen Produkten soll weiter steigen, währungsbereinigt zwischen 16 und 22 Prozent. 2018 wollen die Darmstädter hier erstmals die Umsatzmarke von 1 Mrd. Euro (2012: 547,0 Mio. Euro) reißen. Dabei sollen auch Übernahmen helfen, vor allem im zukunftsträchtigen Big-Data-Bereich.

Probleme bereitet dem Unternehmen dagegen der Geschäftsbereich Enterprise Transaction Services (ETS), das traditionelle Datenbankgeschäft. Der Datenbank-Umsatz soll sich 2013 dagegen währungsbereinigt um 4 bis 9 Prozent reduzieren. Und auch im Consultinggeschäft läuft es weiter schlecht. Im vierten Quartal ging der Umsatz aus Consulting und Services um fast ein Viertel zurück. Zuletzt hatten sich die Darmstädter vom margenschwachen Servicegeschäft mit SAP-Produkten in den USA und Kanada getrennt.

Die Schwächsten sollen fliegen

Der zweitgrößte deutsche Softwareanbieter hinter dem Walldorfer Dax-Konzern bemüht sich schon seit einiger Zeit, margenschwache Geschäfte abzutrennen. Vergangenes Jahr hatte die Software AG angekündigt, das erst im Jahr 2009 gekaufte Segment IDS Scheer Consulting auszugliedern. IDS Scheer hatte sich zuvor schon aus unprofitablen Märkten wie China und Russland zurückgezogen.

Das Unternehmen will sich künftig im SAP-Consultinggeschäft besonders auf die Regionen Deutschland, Österreich und die Schweiz konzentrieren. Unberührt von dem Verkauf der nordamerikanischen SAP-Servicegeschäfte will die Software AG in den USA das Wachstumsgeschäft mit Integrations- und Prozesssoftware ausbauen.

Quelle: ntv.de, nne/DJ

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