Wirtschaft

Geheimtipp unter den Schwellenländern? Anleger entdecken Mexiko für sich

Ein neues Interesse an Mexiko geht gerade bei den Anlegern rum.

Ein neues Interesse an Mexiko geht gerade bei den Anlegern rum.

(Foto: REUTERS)

Die schlechte Performance des brasilianischen Marktes lässt Anleger nach Alternativen suchen. Nun entdecken einige Schnäppchenjäger Mexiko für sich. Der mächtige Reformwille und die lockere Geldpolitik locken die Anleger an. Das Land habe mehr zu bieten als Drogenkriege, heißt es.

Entführungen, Zusammenstöße zwischen Drogenkartellen und dem Militär - die organisierte Drogenkriminalität hat Mexiko an den Abgrund geführt. Langsam stellen sich allerdings Erfolge bei der Bekämpfung ein, die auch der mexikanischen Wirtschaft helfen. Doch das ist Präsident Enrique Peña Nieto nicht genug. Er stößt darüber hinaus Reformen an, die für das Land ungewöhnlich sind. Erste Erfolge geben ihm Recht.

Hat viel vor: Enrique Peña Nieto bei der Präsentation der Fiskalreformen Anfang September.

Hat viel vor: Enrique Peña Nieto bei der Präsentation der Fiskalreformen Anfang September.

(Foto: REUTERS)

Die Schwierigkeiten der aufstrebenden Schwellenländer in diesem Jahr sind jedoch auch an Mexiko nicht spurlos vorbei gegangen. Nicht nur die mexikanische Konjunktur, auch der Aktienmarkt konnte sich dem Trend zur Schwäche nicht entziehen. Im Vergleich zu anderen Ländern wie Brasilien oder Indien hat das Land aber mehr Möglichkeiten, sich von der Krise zu befreien. So senkte die Notenbank zuletzt sogar die Zinsen, um die Wirtschaft anzukurbeln. In Brasilien mussten dagegen wegen der Kapitalflucht und einer steigenden Inflation die Zinsen erhöht werden.

Schon werden am mexikanischen Aktienmarkt die Schnäppchenjäger aktiv. Sie setzen darauf, dass die Reformen von Präsident Peña Nieto im nächsten Jahr für eine deutliche Beschleunigung des Wirtschaftswachstums sorgen werden. Der Regierungschef hat zuletzt selbst die Öffnung des bislang streng vom Staat kontrollierten Ölmarktes in Angriff genommen.

Großer Reformwillen

Erste Reformvorhaben hat der Regierungschef bereits angestoßen, und zum Beispiel die Reform des Arbeitsmarkts und die Deregulierung des Telekombereichs in Angriff genommen. Im Telekommarkt wird eine Kartellbehörde aufgebaut, die die Macht des Branchenprimus America Movil eindämmen soll. Das Unternehmen hat im Mobilfunkbereich einen Marktanteil von 70 Prozent. Aktuell hat Peña Nieto sogar die Deregulierung des Ölmarkts angeschoben. Für viele Mexikaner war das lange Zeit unvorstellbar, ist der Sektor doch seit 1938 in Staatsbesitz. Der staatlichen Ölgesellschaft Pemex mangelt es jedoch an ausreichenden Investitionsmöglichkeiten, weshalb die Produktion sinkt. Im Gegensatz dazu steigt die Ölproduktion in den USA deutlich. Durch das Know-How ausländischer Ölfirmen will Nieto die Ölförderung Mexikos bis 2018 um 20 Prozent steigern.

IPC Index (Mexiko)
IPC Index (Mexiko) 56.342,09

Nietos Reformen kommen genau zum richtigen Zeitpunkt und locken ausländische Investoren an. Etwa im Energiesektor, wo Infraestructura Energetica Nova SAB (kurz IENova) im September in den marktbreiten IPC Index aufgestiegen ist. Der Konzern ist eine Tochter des US-Gasversorgers Sempra Energy und am mexikanischen Gasmarkt aktiv. Erst seit fünf Monaten notiert das Unternehmen an der Börse. IENova treibt sein Investitionsprogramm zügig voran. Die Firma baut für eine Milliarde Dollar eine Pipeline im Nordwesten des Landes. Neben den guten Gewinnperspektiven überzeugt Investoren auch die erwartete 2013er-Dividendenrendite von rund drei Prozent.

Der gesamte Aktienmarkt in Mexiko hat wie zahlreiche andere Emerging Markets ein schwaches erstes Halbjahr hingelegt. Der Index fiel in der Spitze von rund 46.000 auf etwa 37.500 Punkte. Anschließend trotzte der IPC-Index der Krise und konnte sich leicht erholen. Aktuell stabilisiert sich der Aktienmarkt um den Bereich von 41.000 Punkten.

Spielraum für weitere Zinssenkungen

Die Reformen und Öffnung des mexikanischen Marktes sind auch notwendig, um sich wirtschaftlich zu stabilisieren. Im zweiten Quartal ist die Wirtschaft nämlich um 0,7 Prozent geschrumpft, nachdem sie im ersten Quartal lediglich stagnierte. Die Notenbank hat daher trotz Emerging-Market-Krise am 6. September die Zinsen um 25 Basispunkte auf das Rekordtief von 3,75 Prozent gesenkt. Die Inflationsrate von 3,46 Prozent für August lässt der Notenbank jedoch ausreichend Spielraum, um die Zinsen weiter zu reduzieren. "Wir erwarten eine Senkung um 25 Basispunkte für den 25. Oktober", schrieben die Analysten von JP Morgan zuletzt. An dem Tag ist die nächste Notenbanksitzung.

Anfang 2013 rechnete Mexiko noch mit einem Wirtschaftswachstum von 4 Prozent. Seitdem wurde die Prognose drei Mal nach unten korrigiert. Jetzt sind es noch 1,7 Prozent - auch wegen der Milliarden-Schäden durch die Hurrikane "Ingrid" und "Manuel". Wegen der Reformen und der schwachen Konjunktur hat Peña Nieto die Prognose für das Haushaltsdefizit nach oben geschraubt. So soll es 2014 bei bis zu 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts liegen und in den Folgejahren um jeweils 0,5 Prozentpunkte sinken. Die Ausgaben für den Ölmulti Pemex vergrößern das Defizit im nächsten Jahr um weitere zwei Prozentpunkte. Mexiko kann es sich allerdings noch erlauben, Schulden zu machen, liegen doch die Schulden bei rund 40 Prozent des BIPs – im weltweiten Vergleich ein Spitzenwert.

Quelle: ntv.de

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