Wirtschaft

Exportmotor kommt auf Touren Analysten zweifeln an China-Daten

 Die Umsatzvolumina in Chinas Seehäfen, wie hier in Tianjin, entsprechen nicht den Exportzahlen.

Die Umsatzvolumina in Chinas Seehäfen, wie hier in Tianjin, entsprechen nicht den Exportzahlen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Es sind ungewohnte Töne, die man in letzter Zeit aus Peking zu hören bekommt: Nach einem schwachen Jahr 2012 bezweifelt die Staatsführung, dass China seinen Wachstumskurs auf Dauer wird fortsetzen können. Die jüngste Handelsbilanz spricht jedoch eine andere Sprache: Ex- und Importe legen deutlich zu. Analysten zweifeln aber an den Zahlen.

China hat seine Ein- und Ausfuhren im April gesteigert und dabei Analystenerwartungen übertroffen. Zweifel an der wirtschaftlichen Erholung der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft seien aber nur zum Teil zerstreut worden, sagten Volkswirte. Die Exporte stiegen im April im Vergleich zum Vorjahresmonat um 14,7 Prozent, wie die Zollbehörde mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit einem Plus von lediglich 10,3 Prozent gerechnet. Die Importe legten um 16,8 Prozent zu, wie die Zollverwaltung in Peking mitteilte. Viele Ökonomen waren von einem Plus von 13,9 Prozent ausgegangen.

Die Handelsbilanz - die Differenz zwischen Aus- und Einfuhren - wies einen Überschuss von 18,16 Mrd. Dollar auf. Analysten waren hier von 15,1 Milliarden Dollar ausgegangen. Im März verbuchte Peking noch ein Defizit von 884 Mio. Dollar in der Handelsbilanz. Damals waren Exporte nur um 10 Prozent, die Importe hingegen um 14,1 Prozent gestiegen.

Exportzahlen größer als Exportvolumen

Die für China erfreulichen Außenhandelszahlen deuten auf eine Erholung der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt hin. Die Exportdaten haben in den vergangenen Monaten einen schrittweisen Anstieg der Nachfrage aus dem Ausland signalisiert. Einige Volkswirte zeigten sich aber skeptisch. "Ich bin nicht sehr überzeugt, dass die Daten die Realität wiederspiegeln", sagte Zhiwei Zhang von Nomura in Hongkong. Dem Exportweltmeister hatte zuletzt unter anderem die Schuldenkrise in Europa und die schleppende Erholung in den USA zu schaffen gemacht.

Auch Ding Shuang, Ökonom der Citigroup, hatte deutlich bescheidenere Zahlen erwartet. "Wahrscheinlich geht das auf eine Überfakturierung der Exporteure zurück", sagt Ding. Die Zahlen entsprächen demnach nicht den Frachtvolumina in den Seehäfen. Der Ökonom vermutet, dass Chinas Exporteure so durch Umgehung der Kapitalverkehrskontrollen mehr Devisen ins Heimatland bringen wollen, um aus einer erwarteten Yuan-Aufwertung Profit zu schlagen.

Das Wirtschaftswachstum der Volksrepublik fiel 2012 so schwach aus wie seit 13 Jahren nicht mehr. Chinas Präsident Xi Jinping hatte noch im April bezweifelt, dass China ein "superhohes oder ultraschnelles Wachstum beibehalten" könne. Umweltbelastung und Fragen der Nachhaltigkeit spielten demnach inzwischen eine größere Rolle als noch vor einigen Jahren. Um ein ausbalanciertes Wachstum zu erreichen, bemühe sich die chinesische Regierung um eine Kontrolle der Wachstumsgeschwindigkeit. Weiteres Wachstum solle zudem in Zukunft mehr durch den Binnenkonsum generiert werden. Grundsätzlich sei Chinas Wirtschaft laut Xi jedoch "in guter Form" und könne ihre positive Entwicklung noch "auf lange Zeit" beibehalten.

Quelle: ntv.de, rts/dpa

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