Wirtschaft

Alle deutschen Standorte gerettet Opel streicht massiv Stellen

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(Foto: picture-alliance/ dpa)

Der US-Autokonzern General  Motors (GM) will in Deutschland bis zu 5400 Stellen streichen. Von  dem europaweit geplanten Abbau von 9000 der europaweit 55.000 Stellen würden damit 50 bis 60  Prozent auf die deutschen Werke entfallen, sagte GM-Europa-Chef  Nick Reilly in Rüsselsheim nach Gesprächen mit  Vertretern der Arbeitnehmer.

"Wir werden schwierige Entscheidungen treffen müssen", sagte Reilly. Auf genaue Personalzahlen wollte er sich unter Verweis auf die laufenden Gespräche nicht festlegen. "Wir erwarten einen Beitrag der Mitarbeiter und hoffen, Hilfe von den Regierungen zu bekommen", sagte der Opel-Chef. "Unsicher" sei nach wie vor die Zukunft des Astra-Werkes im belgischen Antwerpen. Eine Arbeitsgruppe solle verschiedene Möglichkeiten für den Standort ausloten.

Einig: Reilly mit Lieberknecht in Rüsselsheim.

Einig: Reilly mit Lieberknecht in Rüsselsheim.

(Foto: dpa)

GM will im Zuge der Sanierung alle vier deutschen Standorte erhalten. Auch das von der Schließung bedrohte Werk in Eisenach soll nach den Worten von Europachef Nick Reilly erhalten bleiben. Damit ist eine vorübergehende Schließung des Corsawerks vom Tisch. Eisenach sei ein hocheffizientes Werk und werde ein wichtiger Standort bleiben, sagte Reilly. Thüringens Regierungschefin Christine Lieberknecht (CDU) zeigte sich von der Ankündigung erfreut.

Sie erwarte nun, dass der konkrete Sanierungsplan vorgelegt werde, sagte sie in Rüsselsheim. Darin will GM festlegen, wie viele Arbeitsplätze wo gestrichen werden. Bislang hat Reilly nur den Abbau von bis zu 9500 Stellen an allen Standorten in ganz Europa angekündigt, konkrete Zahlen zu einzelnen Werken blieb er bislang schuldig. Das Ausmaß des Stellenabbaus dürfte auch von der Höhe etwaiger Staatshilfen abhängen.

Sanierungsplan angekündigt

Seinen Sanierungsplan wollte GM zunächst den Arbeitnehmern präsentieren. Im Anschluss wollten Opel-Betriebsratschef Klaus Franz und Reilly vor die Presse treten. In weiten Teilen baut das GM-Konzept auf dem Plan des kanadisch-österreichischen Zulieferers Magna auf, der Opel übernehmen wollte. Magna sah in Deutschland den Abbau von rund 4000 Opel-Arbeitsplätzen vor, europaweit von etwa 10.500. Für die Sanierung von Opel hatte Magna insgesamt 4,5 Mrd. Euro an Staatshilfen gefordert.

Bislang steht fest, dass GM die Bedeutung der deutschen Standorte im Konzernverbund teilweise sogar stärken will. Opel soll künftig komplett vom Hauptsitz in Rüsselsheim mit derzeit rund 16.000 Mitarbeitern geführt werden und nicht mehr von der früheren GM-Europazentrale in Zürich. "Das zeigt, wie wichtig dieser Standort für uns in Zukunft sein wird", sagte Reilly.

Neben dem Stammwerk, in dem derzeit der neue Insignia gebaut wird, ist auch das technische Entwicklungszentrum von Opel in der Kleinstadt in der Nähe von Frankfurt angesiedelt. Dieses werde auch künftig eine wichtige Rolle für Opel spielen, da der Autobauer einen großen Teil der geplanten Sanierungskosten von 3,3 Mrd. Euro für die kommenden beiden Jahre in die Entwicklung neuer Produkte stecken werde, sagte Reilly.

Erleichterung in Thüringen

GM wollte ursprünglich bis zu 10.000 Stellen abbauen.

GM wollte ursprünglich bis zu 10.000 Stellen abbauen.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Auch in Thüringen dürfte die Ankündigung, das dortige Corsa-Werk zu erhalten, für Erleichterung sorgen. Die Konzepte einiger Opel-Bieter hatten für den Standort eine zweijährige Schließung vorgesehen, die nach Einschätzung von Arbeitnehmervertretern letztlich das Aus für das Werk mit rund 1800 Mitarbeitern bedeutet hätte. Diese Pläne seien nun vom Tisch, sagte Reilly. GM wolle in Eisenach langfristig den Kleinwagen Corsa bauen. Sollte sich der Automarkt wie erwartet wieder erholen, werde das Werk 2012 mit voller Kapazität produzieren. Bereits am Dienstag hatte Reilly den Erhalt der Werke in Bochum in Nordrhein-Westfalen und in Kaiserslautern in Rheinland-Pfalz zugesichert.

Aus Arbeitnehmerkreisen gab es unterdessen Kritik, dass GM Produktion aus Deutschland nach England abziehen wolle, um dort Staatsgelder zu bekommen. Nach den bisher bekannten Plänen sollten die Fixkosten bei der Europa-Tochter um 30 Prozent und die Kapazität um bis zu 20 Prozent reduziert werden.

Lieberknecht habe bei dem Treffen mit Reilly deutlich gemacht, welche Bedeutung das Opel-Werk für den Automobilstandort Eisenach und für Thüringen hat, teilte die Staatskanzlei mit. Das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) hatte berechnet, dass bei einer Schließung Steuerausfälle von rund 382 Mio. Euro drohen und bundesweit bis zu 22.000 Arbeitsplätze gefährdet sein könnten. Die 1992 eröffnete Fabrik gehört zu den größten Industriearbeitgebern in Thüringen.

Standortgarantien hatte es vor Eisenach bereits für Bochum und Kaiserslautern gegeben.Nach einem Treffen mit dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers (CDU) hatte Reilly bekräftigt, dass das zeitweise bedrohte Opel-Werk in Bochum mit 6000 Mitarbeitern erhalten bleibt. Noch im Frühjahr hatte GM einen Abbau von gut 2000 Stellen in dem Werk geplant. GM habe zugesagt, sich an diesen Sanierungsplänen orientieren zu wollen, sagte der Bochumer Betriebsratschef Rainer Einenkel im WDR.

Auch der Standort Kaiserslautern bleibe bestehen, sagte Reilly nach einem Gespräch mit dem rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck (SPD). In Kaiserslautern gibt es ein Komponentenwerk mit etwa 2300 Beschäftigten und eine Motorenfertigung ("Powertrain") mit noch einmal rund 1100 Mitarbeitern. Opel ist damit einer der größten Arbeitgeber in der strukturschwachen Westpfalz.

Opel gehört wieder GM

Mit der Rückzahlung der letzten Rate eines deutschen Überbrückungskredits liegt Opel wieder ganz in der Hand des US-Mutterkonzerns GM. Dadurch kann die Opel-Treuhand aufgelöst werden, bei der 65 Prozent der Firmenanteile für einen möglichen Käufer geparkt worden waren. Insgesamt belief sich der Kreditrahmen auf 1,5 Mrd. Euro.

GM rechnet bei seinem auf 3,3 Mrd. Euro bezifferten Sanierungsplan auch mit Staatshilfen. EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso kündigte an, mögliche Beihilfen für den Autobauer auch künftig "strikt" auf deren Vereinbarkeit mit EU-Vorschriften prüfen zu lassen. Ein Wettbewerb in Sachen Subventionen liege nicht im Interesse der EU, sagte Barroso vor dem Europaparlament in Straßburg.

Quelle: ntv.de, ddi/AFP/dpa

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