Wirtschaft

Schnelle Kapitalerhöhung gescheitert Älteste Bank der Welt wankt bedrohlich

Die Zentrale der weltältesten Bank.

Die Zentrale der weltältesten Bank.

(Foto: REUTERS)

Die Bank Monte dei Paschi steht nach mehr als 540 Jahren vor den eigenen Trümmern. Mit riskanten Geschäften und vor dem Hintergrund der Schuldenkrsie türmt sie in nur zwei Jahren ein gigantisches Minus aus. Doch die Rettung zieht sich.

Die Führung der schwer angeschlagenen italienischen Bank Monte dei Paschi die Siena steht nach einer beispiellosen Revolte ihres Großaktionärs gegen eine schnelle Kapitalerhöhung vor einem Scherbenhaufen. Eine Aufstockung des Kapitals der ältesten Bank der Welt um drei Milliarden Euro schon im Januar wurde am Samstag auf einer Aktionärsversammlung abgelehnt. Der Sanierungsplan für Monte Paschi steht damit infrage, eine Verstaatlichung ist nicht ausgeschlossen. Verwaltungsratschef Alessandro Profumo und Vorstandschef Fabrizio Viola wollen nun in den kommenden Tagen entscheiden, ob sie ihren Hut nehmen.

Die 1472 gegründete Traditionsbank ist wegen riskanter Derivategeschäfte und der Schuldenkrise in Schieflage. Sie hat in den vergangenen zwei Jahren fast acht Milliarden Euro Verlust geschrieben, auch 2013 werden rote Zahlen erwartet. Die Regierung stützt das Institut mit 4,1 Milliarden Euro. Für eine Genehmigung dieser Staatshilfe verlangt die EU-Kommission eine Kapitalerhöhung. Andernfalls droht eine Verstaatlichung.

Stiftung kämpft selbst ums Überleben

Bankenchef Viola sagte am Samstag nach dem Scheitern seines Plans, er werde zwar alles tun, um "ein Sinken des Schiffs zu verhindern". Allerdings könne er nicht für Fehler anderer verantwortlich gemacht werden. Profumo erklärte, die Bank müsse ihr Kapital um drei Milliarden Euro anheben, um vier Milliarden Steuergelder zurückzuzahlen. "Nach dem Ergebnis von heute ist das unsicher und mit Risiken behaftet." Beide Manager hatten eine umgehende Kapitalerhöhung gefordert und auch schon Banken für eine Beteiligung gefunden - aber nur bis Ende Januar.

Das Vorhaben scheiterte an der ebenfalls Monte Paschi heißenden Stiftung aus Siena, dem Stammsitz der Bank. Auch die Stiftung steckt in Schwierigkeiten. Sie hatte schon zuvor eine Verschiebung des Kapitalschritts auf Mai gefordert, um mehr Zeit für den Verkauf ihres 33,5-prozentigen Anteils zu gewinnen. Mit dem Erlös will sie eigene Schulden tilgen. "Wir haben die Pflicht, das Überlebend der Stiftung zu sichern", sagte deren Vorsitzende Antonella Mansi. "Man kann uns doch nicht auffordern, sie pleite gehen zu lassen."

Nach der Entscheidung kann das Kapital nun frühestens Mitte 2014 erhöht werden. Das Management von Monte Paschi hatte erklärt, eine solche Verschiebung wurde der Bank mindestens 120 Millionen Euro vermeidbarer Zinskosten aufbürden.

Größer Arbeitgeber Sienas

Profumo sagte, über seinen etwaigen Rückzug wolle er in aller Ruhe entscheiden. Die nächste Sitzung des Verwaltungsrats wurde für Mitte Januar angesetzt. Nach Berichten italienischer Zeitungen könnten das frühere EZB-Ratsmitglied Lorenzo Bini Smaghi oder Allianz-Vorstandsmitglied Carlo Salvatori an seine Stelle treten.

Der Fondsmanager Roberto Loticci von Ifigest sagte, die Verschiebung und ein möglicher Rückzug Profumos könnten die Rettung der Bank untergraben. "Es ist wichtig, die Kapitalerhöhung so schnell wie möglich durchzuziehen." Ansonsten könne es sein, dass Monte Paschi die Aktien später zu einem niedrigerem Preis anbieten müsse als derzeit möglich.

Monte Paschi ist der größte Arbeitgeber in Siena, die Stadt ist zugleich größter Anteilseigner in der Stiftung. Sienas Bürgermeister Bruno Valentini hatte gesagt, eine Verschiebung der Kapitalerhöhung könne helfen, die Bank in italienischer Hand zu belassen. "Wir können die drittgrößte Bank des Landes doch nicht zur Beute ausländischer Interessen werden lassen." Mehrere kleinere Aktionäre schlossen sich dieser Sichtweise auf dem Aktionärstreffen am Samstag an.

Quelle: ntv.de

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