Wirtschaft

Mit Vodafone durch das europäische Tor AT&T streckt Fühler aus

Randall Stephenson hat bereits große Investitionen angekündigt.

Randall Stephenson hat bereits große Investitionen angekündigt.

(Foto: REUTERS)

Der US-Mobilfunkmarkt ist sehr hart umkämpft. AT&T will sich deshalb unanbhängiger von ihm machen. Die Amerikaner treiben ihre Planungen zur Übernahme von Vodafone voran. Doch spielen die EU-Behörden mit? AT&T-Chef Stephenson hofft darauf.

Der US-Telekommunikationskonzern AT&T arbeitet offensichtlich schon an den Vorbereitungen einer Übernahme des britischen Wettbewerber Vodafone im kommenden Jahr. Das berichtete der Sender Bloomberg News unter Berufung auf Insider. Formelle Verhandlungen habe es zwar noch nicht gegeben, doch habe AT&T die Überlegungen vertieft, welche Teile von Vodafone nach einer möglichen Übernahme behalten würden und wer als Käufer für die restlichen infrage käme.

Ein Vorstoß der Amerikaner nach Europa zeichnete sich bereits ab, nachdem Konzernchef Randall Stephenson Großinvestitionen in Mobilfunknetze angekündigt hatte. Mit einem Kauf von Vodafone, die rund zwei Drittel ihres Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) in Europa erzielt, würde sich AT&T weniger abhängig vom Heimatmarkt machen, wo ein harter Wettbewerb tobt.

Die Briten waren dort erst jüngst ausgestiegen und hatten ihre 45-Prozent-Beteiligung am US-Mobilfunkbetreiber Verizon Wireless an den einstigen Partner Verizon Communications veräußert. Die nach dem Verizon-Deal übrigbleibende Vodafone hat einen Pro-forma-Wert von rund 110 Milliarden US-Dollar.

Hoffnung auf bessere Geschäfte in Europa

In Europa hemmt allerdings derzeit die Wirtschaftskrise massiv die Geschäfte. Außerdem belasten das schwierige regulatorische Klima und ein immer noch intensiver Wettbewerb. Über das vergangene Jahrzehnt haben die Konzerne kräftig Preissetzungsmacht eingebüßt. Ein Kauf von Vodafone liefe im Endeffekt auf eine Wette darauf hinaus, dass sich die Geschäfte in Europa nicht mehr verschlechtern, sondern nur noch verbessern können.

Außerdem setzt Stephenson auf die Absicht der europäischen Aufseher, Investitionen anzukurbeln. Deswegen hofft er, die Regulierer werden ihm keine Steine in den Weg legen. Auch aus diesem Kalkül heraus redet der AT&T-Chef so offen über seine Akquisitionspläne. Bei einer Branchenkonferenz in Brüssel sprach der Manager von der "großen Möglichkeit für jemanden", in das mobile Breitbandnetz auf dem Kontinent zu investieren. Zugleich listete er auf, welche regulatorischen Änderungen eine solche Entscheidung erleichterten.

"Schwieriger Deal"

Die Reaktion an der Börse auf diese Nachricht ist verhalten. Der Vodafone-Kurs stieg daraufhin zwar in nur 10 Minuten um knapp 5 Prozent, gab anschließend aber die Kursgewinne größtenteils wieder ab und schloss 1,5 Prozent fester. "Übernahme-Euphorie sieht anders aus", sagt ein Händler lakonisch.

Heino Ruland von Ruland Research hält einen solchen Deal allein wegen der schieren Größe als schwierig zu bewerkstelligen. Beide Telekomriesen bringen es derzeit auf eine Marktkapitalisierung von insgesamt rund 370 Milliarden US-Dollar. Es stelle sich die Frage, ob und wie AT&T die Finanzierung einer solchen Übernahme stemmen könne. Vodafone wird an der Börse mit 178 Milliarden Dollar bewertet.

Hinzu kommt dem Händler zufolge, dass das Thema Fusionen in der globalen Telekombranche "fast schon zu heiß gelaufen ist". Der Stoxx-600-Telekomsektor beispielsweise habe seit Ende Juni um 30 Prozent zugelegt. Gleichwohl dürfte der Sektor nochmals freundlich tendieren.

Quelle: ntv.de, DJ

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