Wirtschaft

Kampf um Hochtief ACS festigt Griff

Das Management des spanischen ACS-Konzerns sichert sich in der Übernahmeschlacht um den größten deutschen Baukonzern Hochtief den möglicherweise entscheidenden Etappensieg: Die Spanier kontrollieren mittlerweile mehr als 30 Prozent der Hochtief-Anteile. Allerdings läuft die ACS-Offerte noch bis Ende Januar. Die BaFin untersucht noch die Rolle des Hochtief-Großaktionärs Southeastern.

Bittere Erkenntnisse in Essen: Der Widerstand scheint ACS nicht aufzuhalten.

Bittere Erkenntnisse in Essen: Der Widerstand scheint ACS nicht aufzuhalten.

(Foto: picture alliance / dpa)

Im Kampf um Deutschlands größten Baukonzern Hochtief hat der Angreifer ACS eine entscheidende Hürde genommen. Mit seinem feindlichen Übernahmeangebot sicherte sich der spanische Infrastrukturkonzern mehr als 30 Prozent der Hochtief-Anteile und muss damit kein teures Pflichtangebot vorlegen, um die Kontrolle über das Essener Traditionsunternehmen zu erlangen. Stattdessen kann ACS in Ruhe weitere Aktien an der Börse zukaufen.

Nach Einschätzung von Branchenexperten hat Hochtief kaum noch Abwehrchancen gegen den ungeliebten Großaktionär. Doch endgültige Klarheit herrscht nicht, da ACS den nun erlangten Anteil von 30,24 Prozent formell noch nicht in trockenen Tüchern hat: Bis Ende Januar können die Hochtief-Anteilseigner noch überlegen, ob sie die ACS-Offerte tatsächlich annehmen. Zudem nimmt auch die Finanzaufsicht BaFin die Rolle von Hochtief-Großaktionär Southeastern in dem Übernahme-Krimi genauer unter die Lupe, der auch an ACS beteiligt ist.

ACS-Chef Florentino Perez, zugleich Präsident des Fußballklubs Real Madrid, will nach eigenen Angaben einen führenden Infrastrukturkonzern schmieden, der weltweit Mautstraßen, Brücken oder Flughäfen errichten und betreiben kann. Das Hochtief-Management und der Gesamtbetriebsrat fürchten indes, dass ACS Hochtief zerschlagen könnte. Wenn der mit rund neun Milliarden Euro verschuldete spanische Konzern die Mehrheit erringt, kann er Hochtief in seine Bücher nehmen und so seine eigene Schuldenlast drücken.

Fragen an Southeastern

ACS geht eigenen Aussagen zufolge davon aus, dass das gesamte Angebotsverfahren Anfang Februar abgeschlossen sein wird. Bis dahin bleibt auch für den Hochtief- Vorstand offen, wohin die Reise endgültig geht. Hochtief warte ab, bis Klarheit über den Ausgang des Übernahmeangebots herrsche, sagt ein Sprecher.

Eine Schlüsselrolle bei der ACS-Offerte spielte ein Aktionär, der sowohl bei dem spanischen Konzern als auch bei Hochtief engagiert ist: Der US-Finanzinvestor Southeastern Asset Management. Dieser hatte angekündigt, ACS "ungefähr" zwei Millionen seiner Hochtief-Aktien andienen zu wollen - ACS hatte damit fast alle benötigten Aktien in der Tasche.

In der Essener Hochtief-Zentrale wird schon länger spekuliert, ob sich ACS und Southeastern rechtswidrig abgesprochen haben könnten. Hochtief-Finanzvorstand Burkhard Lohr hatte von "Auffälligkeiten" gesprochen und gesagt, es sei Sache der Finanzaufsicht BaFin, sich diese näher anzusehen. Die Finanzaufsicht schickte Southeastern einen Fragebogen ins Haus, wie der Finanzinvestor mitteilte.

Southeastern habe bereits auf das Schreiben der Aufseher vom 21. Dezember reagiert, das nur klare Fragen, aber keine Vorwürfe eines Fehlverhaltens enthalten habe. Ein BaFin-Sprecher sagte dazu, die Aufsichtsbehörde äußere sich generell nicht zu Einzelfällen. Allgemein könne er aber sagen, dass die BaFin sich etwa bei großen Übernahmen Vorwürfe anschaue, wenn diese erhoben würden. Southeastern hatte Ende August erklärt, mehr als fünf Prozent der Hochtief-Aktien zu halten. Im September hatte ACS angekündigt, eine Übernahmeofferte für Hochtief vorzubereiten. An ACS ist Southeastern mit rund 5,05 Prozent beteiligt.

Quelle: ntv.de, rts

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