Wirtschaft

Großkunden scheuen Investitionen ABB sieht Aufträge schwinden

Der scheidende Vorstandschef Joe Hogan hinterlässt seinem Nachfolger Ulrich Spiesshofer viel Arbeit.

Der scheidende Vorstandschef Joe Hogan hinterlässt seinem Nachfolger Ulrich Spiesshofer viel Arbeit.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Industriekonzern ABB muss im abgelaufenen Quartal einen ordentlichen Dämpfer einstecken: Umsatz und Gewinn steigen zwar, aber das Orderbuch wird merklich dünner. Der Ausblick des scheidenden Konzernchefs Hogan fällt verhalten aus. Sein Nachfolger tritt ein schwieriges Erbe an.

Der Elektrokonzern ABB bekommt die Investitionsscheu seiner großen Kunden immer stärker zu spüren. Das Orderbuch wird dünner. Der Auftragseingang im zweiten Quartal fiel um sieben Prozent auf 9,312 Milliarden Dollar.

Dennoch legte der Umsatz im vergangenen Quartal zu. Der Gewinn des Schweizer Industriekonzern stieg sogar zum ersten Mal seit sechs Monaten. Der Nettogewinn kletterte um 16 Prozent auf 763 Millionen Dollar. Profitiert hat ABB dabei von dem höheren Auftragsvolumen aus der Baubranche in den USA sowie von steigender Nachfrage aus China. Die Erwartungen am Markt konnte der Konzern mit den Kennzahlen dennoch nicht erfüllen. Analysten hatten im Schnitt mit einem Auftragseingang von 10,242 Milliarden Dollar und einem Nettogewinn von 791 Millionen Dollar gerechnet.

Vor allem Energieunternehmen hätten sich mit Aufträgen für neue Kraftwerke, Umspannstationen oder Hochspannungsleitungen zurückgehalten, klagte der scheidende Vorstandschef Joe Hogan. Selbst das lange glänzende Geschäft mit der Öl- und Gasindustrie zeige Schwächen. Zudem hätten Verzögerungen bei der Vergabe von Großaufträgen im Zuge der weltweiten wirtschaftlichen Unsicherheiten den Auftragseingang im zweiten Quartal belastet.

Seinem Nachfolger Ulrich Spiesshofer, der Mitte September den Chefposten übernimmt, hinterlässt er ein schwieriges Erbe. Bis Jahresende bleibe die Konjunktur unsicher, eine Besserung der Auftragslage sei nicht in Sicht. Auch der französische Konkurrent Alstom hatte Anfang der Woche über die schlechte Kauflaune seiner Kundschaft geklagt, Siemens  legt seine Zwischenbilanz kommenden Donnerstag vor. ABB hatte sich in den vergangenen Quartalen vom bayerischen Konkurrenten abgesetzt und sich anders als Siemens lange weitgehend immun gegen Konjunkturschwankungen gezeigt.

Vorsichtiger Ausblick

Hogan tröstete sich nun damit, dass die angenommenen Bestellungen einträglicher seien. "Der Auftragseingang ist vor allem aufgrund der Ende letzten Jahres eingeleiteten strategischen Neupositionierung der Division Energietechniksysteme mit ihrem Fokus auf eine selektivere Projektauswahl und höhere Profitabilität gesunken", erklärte er.

Der starke Auftragsbestand werde helfen, die Unsicherheiten abzufedern. Eine konkrete Prognose scheuten die Schweizer weiterhin. "Unser Ausblick für den restlichen Jahresverlauf bleibt gegenüber dem Ende des ersten Quartals unverändert", sagte Hogan. "Die makroökonomischen Indikatoren sind zunehmend uneinheitlich, was es schwierig macht, Prognosen für den zeitlichen Verlauf von Auftragseingängen abzugeben", bekräftigte Hogan. Um die Renditen oben zu halten, werde weiter gespart. Um drei bis fünf Prozent vom Umsatz sollen die Kosten jährlich sinken.

Quelle: ntv.de, ddi/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen