Marktberichte

Wall Street steht auf der Stelle Zaudernder Dax entscheidet sich spät

Am deutschen Aktienmarkt dominiert die Ereignislosigkeit. Allerdings geht es weiter voran. Lediglich die Banken stehen unter Druck. Italien, niedrige Zinsen und Sorgen um die Kapitalausstattung verunsichern Anleger.

Am deutschen Aktienmarkt haben Anleger lange nach einer Richtung gesucht - und sich letztlich für den weiteren Weg nach oben entschieden. Nach dem überaus freundlichen Wochenstart hielten etliche Marktteilnehmer zunächst ihr Pulver trocken. Neuerlich aufgekommende Sorgen um den Zustand einiger Finanzinstitute sorgten zudem nicht unbedingt für Kaufimpulse.

Am Ende schloss der Leitindex Dax um 0,5 Prozent fester bei 10.248 Punkten. Der MDax erhöhte sich um 0,6 Prozent auf 21.009 Stellen. Der TecDax kletterte um 0,5 Prozent auf 1692 Zähler. Der Eurostoxx 50 dreht ebenso ins Plus und erhöht sich um 0,2 Prozent auf 2981 Punkte. Händler berichteten von einer gestiegenen Risikobereitschaft, nachdem der Yen-Anstieg erst einmal gestoppt habe. In den Fokus traten zudem langsam die Zinsentscheidungen der US-Notenbank und der Bank of Japan. Die US-Notenbank dürfte nach Einschätzung von Franck Dixmier, Globaler Anleihenchef der Allianz GI, die Zinssätze unverändert lassen. Allerdings erwartet er, dass die US-Notenbank in ihrer Stellungnahme eine Fortsetzung des Zinserhöhungskurses in Aussicht stellen wird.

In schwerem Fahrwasser bewegten sich einmal mehr die Finanzwerte. Für die Commerzbank ging es um 4,4 Prozent zurück. Deutschlands Nummer zwei irritiert mit Aussagen zur Kapitalquote. Zudem blieb das Ergebnis hinter dem Vorjahr. Deutsche Bank verloren 2,4 Prozent - aus Sorgen die Zahlen könnten morgen ähnlich aussehen. "Die Kapitallücke bei der Deutschen Bank liegt bei rund neun Milliarden Euro", so der Händler. Hinzu kommt aber auch eine Welle schlechter Nachrichten aus und über Italien. "Auslöser war wieder einmal die Angst, Monte de Paschi könnten selbst durch den aufgeweichten Banken-Stresstest fallen", sagt ein Händler. Die Aktien waren zeitweise vom Handel ausgesetzt und verloren nach Wiederaufnahme bis zu 8,5 Prozent.

Schicksalstag eines Autobauers

Gewinne verbuchten am anderen Ende Volkwagen, für die es um immerhin 2,5 Prozent hinauf ging . Für die Autobauer ist es ein Schicksalstag: Am Nachmittag gibt ein Richter bekannt, ob der milliardenschwere Entschädigungsdeal steht.

In der zweiten Reihe verteuerten sich MTU um 7,3 Prozent. Die Prognoseanhebung des Triebwerkbauers sowie ein gutes zweites Quartal werden hier gewürdigt. Rheinmetall kletterten um 5,1 Prozent. Experten verweisen auf überraschend gute Geschäftszahlen des französischen Zulieferers Faurecia. Zudem sorgt unter anderem ein Großauftrag für Rückenwind: Ein Anonymität wünschender Großkunde hat Munition für 400 Millionen Euro bestellt.

Wall Street im Klammergriff der Ölpreise

Der Dow Jones verlor 0,1 Prozent auf 18.474 Punkte. Der S&P-500 stieg um 1 Punkt auf 2.169 Punkte. Für den Nasdaq ging es um 0,2 Prozent auf 5.110 Punkte nach unten. Der Index stieg auf ein neues Jahreshoch.

Der Baumaschinenhersteller Caterpillar bekommt das schwierige Umfeld zu spüren. Der Konzern wird pessimistischer für das laufende Jahr und gibt mehr Geld für Restrukturierungsmaßnahmen aus. Die Aktie stieg dennoch um 5,2 Prozent, Händler strichen den Stellenabbau positiv heraus. Zudem habe Caterpillar besser abgeschnitten als im Vorquartal. Beim Schnellrestaurantbetreiber McDonald's bemängelten Marktteilnehmer das Umsatzwachstum auf vergleichbarer Basis. Die Titel verbilligten sich um 4,5 Prozent.

Texas Instruments zogen dagegen um 7,9 Prozent an. Dank der hohen Nachfrage aus den Branchen Automobilbau, Industrie und Kommunikation erreichte der Chiphersteller im zweiten Quartal bei Umsatz und Gewinn das obere Ende seiner Zielspanne. Für das laufende Quartal ist Texas Instruments optimistischer als die Analysten.

Widersprüchliche Aussagen in Japan

In Japan sorgten sich Händler infolge eines Berichts der Zeitung "Nikkei", dass das Stützungsprogramm der japanischen Regierung für die heimische Wirtschaft weniger direkte Investitionen umfassen könnte als bislang erhofft. Darüber hinaus drückten die jüngsten Yen-Gewinne auf die Stimmung. Und so schloss der Leitindex Nikkei mit einem Minus von 1,4 Prozent bei 16.383 Punkte. Der breiter gefasste Topix verlor ebenfalls 1,4 Prozent auf 1306 Zähler.

Die anderen Märkte in Fernost wie in Taiwan, Südkorea, Shanghai und Hongkong tendierten im Plus. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans  legte 0,7 Prozent zu.

US-Leichtöl der Sorte WTI verbilligte sich um weitere 0,5 Prozent auf 42,92 US-Dollar, auch Brent gab nach. Unverändert sahen Händler im Wiederhochfahren der US-Schieferölförderung den triftigsten Grund für den jüngsten Preisverfall. "Der Anstieg der in den USA aktiven Förderanlagen spiegelt wider, was während der Ölpreisrally 2015 passierte. Dies scheint sich nun zu wiederholen", sagte Rohstoffanalyst Bjarne Schieldrop von SEB.

Der Eurokurs hat vorübergehende Gewinne wieder abgegeben. Zwischenzeitlich war der Kurs der Gemeinschaftswährung bis auf 1,1030 US-Dollar gestiegen. Am Nachmittag kostete der Euro nur noch 1,0991 Dollar und damit nur geringfügig weniger als am Vorabend. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0997 US-Dollar fest. Händler sprachen von einem eher impulsarmen Handel.

Deutliche Bewegung am Devisenmarkt gab es unterdessen beim japanischen Yen, der kräftig zulegte. Für einen Dollar mussten zwischenzeitlich nur noch 103,99 Yen gezahlt werden. Zuletzt lag der Kurs bei 104,66 Yen. Experten begründeten die starke japanische Währung mit Spekulationen am Markt, dass die japanische Notenbank bei ihrer Zinsentscheidung am Freitag entgegen den bisherigen Erwartungen keine weitere Lockerung der Geldpolitik beschließen könnte.

Quelle: ntv.de, mli/jwu/rts/DJ/dpa

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