Marktberichte

Dax-Vorschau Was folgt auf den Ukraine-Schock?

Der Zeitpunkt war extrem ungünstig: Eine halbe Stunde vor Handelsschluss erreichte die Konvoi-Meldung aus der Ukraine den deutschen Aktienmarkt - der Kursrutsch im Dax ging über mehr als 200 Punkte.

Der Zeitpunkt war extrem ungünstig: Eine halbe Stunde vor Handelsschluss erreichte die Konvoi-Meldung aus der Ukraine den deutschen Aktienmarkt - der Kursrutsch im Dax ging über mehr als 200 Punkte.

(Foto: REUTERS)

Die Aussichten auf eine kriegerische Eskalation der Kämpfe im Osten der Ukraine haben der Zuversicht am deutschen Aktienmarkt einen harten Schlag versetzt. Die "Börsenampel", so heißt es aus dem Handel, sei "noch lange nicht auf Grün".

So launenhaft wie der deutsche Sommer zeigen sich derzeit auch die Börsenkurse im Frankfurter Aktienhandel: In der abgelaufenen Woche hat der Leitindex Dax zwar knapp 1 Prozent gewonnen. "Doch die Börsenampeln springen damit noch lange nicht wieder auf Grün", sagte Niall Delventhal vom Brokerhaus FXCM. Das Plus sei nicht mehr als eine Gegenreaktion auf die zuletzt starken Verluste.

Konjunktursorgen und die zahlreichen politischen Krisenherde dürften den Dax auch weiterhin anfällig für Rücksetzer machen, davon sind Börsianer überzeugt. Seit Anfang Juli hat das prominenteste deutsche Börsenbarometer rund 8 Prozent eingebüßt. In der laufenden Bilanz seit Jahresbeginn (YTD) liegt der Dax aktuell 4,81 Prozent im Minus. Das bisherige Jahreshoch markiert weiterhin zugleich auch das Allzeithoch bei 10.050,98 Punkten.

Kurz vor dem Wochenende mussten Anleger einen schweren Kurseinbruch auf breiter Front verkraften: Eine knappe halbe Stunde vor Handelsschluss erreichten Meldungen den Handel, dass ukrainische Truppen das Feuer auf einen Konvoi mit russischen Militärfahrzeugen eröffnet hätten, der von Russland aus auf ukrainisches Territorium vorgedrungen sei.

Damit stand plötzlich eine erhebliche Eskalation der Kämpfe im Osten der Ukraine im Raum. Der Dax stürzte von seinem zuvor erreichten Niveau bei 9300 Punkten um mehr als 200 Zähler in die Tiefe. Erst nach dem Ende des regulären Handels erwies sich der Vorfall als weniger brisant als zunächst befürchtet. Moskau dementierte Verluste eigener Kriegsgerätschaften.

Im späten Handel vor dem Wochenende konnten sich die deutschen Aktien insgesamt von ihren Tagesverlusten bereits wieder etwas erholen. Der L-Dax wurde zuletzt bei 9118,70 Punkten berechnet. Im Hauptgeschäft war der Leitindex Dax um 1,44 Prozent auf 9092,60 Punkte gefallen. Der L-MDax schloss bei 15.692,71 Zählern. Im regulären Handel hatte der Index mittelgroßer Werte zuvor 0,46 Prozent auf 15.674,92 Punkte verloren. Der L-TecDax schloss bei 1188,72 Punkten. Im Xetra-Haupthandel war der Auswahlindex für Technologiewerte um 1,29 Prozent auf 1188,97 Punkte abgesackt.

Die Ukraine-Krise, die Ebola-Epidemie sowie die Konflikte im Irak und im Nahen Osten verunsichern die Investoren bereits seit Wochen. Hinzu kommen Zweifel an der konjunkturellen Entwicklung in der Eurozone. Anleger fürchten, dass der drohende Handelskrieg zwischen dem Westen und Russland gerade in der ohnehin fragilen europäischen Wirtschaft seine Spuren hinterlässt.

Einen Hinweis auf den Zustand der Konjunktur in der Eurozone liefern die am Donnerstag anstehenden Einkaufsmanager-Indizes. Sie gelten als verlässliche Frühindikatoren für die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung. Postbank-Analyst Thilo Heidrich geht davon aus, dass die Sanktionen die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe belastet haben dürften. Er rechnet mit einem Rückgang um 0,8 auf 51 Punkte im August. Auch für das Pendant im Dienstleistungssektor sei das Rückschlagspotenzial groß.

In der Arena der Einzelwerte dürfte es nach dem Bilanzreigen der vergangenen Wochen ruhiger zugehen. Lediglich einige Nachzügler lassen sich zum Halbjahr noch in ihre Bücher schauen. Erwartet werden unter anderem die Ergebnisse des Autovermieters Sixt (Dienstag), die Zahlen des Werbevermarkters Ströer (Mittwoch) und die Zwischenbilanz des Medienkonzerns RTL Group (Donnerstag).

Ebenfalls für Donnerstag haben sich die Fluggesellschaft Air Berlin und die bayerische Landesbank BayernLB mit Ergebnissen angekündigt. Am Abend beginnt dann in den USA auf Einladung der Kansas City Fed das internationale Treffen der Währungshüter in Jackson Hole. Die dortige Rede von EZB-Präsident Mario Draghi ist für Freitag angesetzt.

Quelle: ntv.de, mmo/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen