Marktberichte

US-Börsianer bekommen kalte Füße Dax rauscht steil nach unten

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(Foto: REUTERS)

Mit dramatischen Verlusten verabschiedet sich der Dax aus der Börsenwoche: Mehr als zweieinhalb Prozent geht es nach unten. Hauptgrund ist der "kleine Verfallstag". Aber auch die ungeklärte griechische Schuldenfrage sorgt für Unruhe.

Kräftig abwärts ging es heute am deutschen Aktienmarkt. Ein Kursrutsch ausgelöst durch Absicherungsgeschäfte riss den Dax um deutlich mehr als zwei Prozent nach unten. Im Tief sank der Leitindex auf 11.675 Punkte ab - das ist im Vergleich zum vor einer Woche erzielten Rekordhoch bei 12.391 Punkten ein Verlust von mehr als 700 Zählern. Anfang Januar stand der Dax allerdings auch schon mal bei 9383 Punkten.

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Die Stimmung an den europäischen Börsen war seit dem Morgen angekratzt. Die Bereitschaft zu Gewinnmitnahmen war bereits hoch, nachdem das griechische Schuldendrama die Geduld der Anleger weiter strapaziert hat.

Es ist derzeit völlig unklar, ob Griechenland frische Gelder für die fälligen Zahlungen an den IWF im Mai von den Gläubigern erhält. Der IWF hatte am Donnerstag klargestellt, dass es für Griechenland keine Sonderbehandlung - also Zahlungsaufschübe - geben wird.

Dazu belastete am Mittag der Verfalltermin an europäischen Terminbörsen. Der Kursrutsch sorgte für die höchste Umsatzspitze der vergangenen zwei Wochen in Dax-Futures. Damit wurden jedoch gleichzeitig Stopp-Loss-Marken gerissen, was den Kursverfall beschleunigte. Die 11.950er-Marke im Dax ist von Fondsanleger als wichtiger Ausstiegspunkt gesehen worden.

Ausfall der Bloomberg-Terminals sorgt für Aufruhr

Neben Griechenland wurde am Aktienmarkt darauf gewartet, dass die Berichtssaison in Europa Fahrt aufnimmt. "Wichtig ist, dass die Unternehmen nun liefern", sagte ein Händler. Die Börsen hätten bereits die erwarteten steigenden Unternehmensgewinne in Folge der ultralockeren Geldpolitik der EZB sowie des schwachen Euro vorweggenommen. Sollten die Unternehmen nicht liefern, drohen weitere Verluste an den Börsen.

Am Devisenmarkt stellte Griechenland keine Belastung für den Euro mehr da. Vielmehr hatte er einen Boden ausgebildet und stieg zwischenzeitlich weiter. Die Marke von 1,08 Dollar konnte er bis zum späten Nachmittag jedoch nicht halten und notierte nahezu unverändert zum Vortag bei 1,0764 Dollar.

Zudem sorgte ein technischer Defekt für Aufruhr in der Finanzwelt: Ein globaler Ausfall der Terminals des Finanzdienstes Bloomberg hat die Märkte am Freitag vorübergehend auf Informationsentzug gesetzt. Die Ursache war zunächst ungeklärt. Viele Finanzprofis nahmen das Malheur mit Humor. Doch der Vorfall hatte auch ernsthafte Auswirkungen. So musste etwa in London ein Rückkaufgeschäft von Staatspapieren im Volumen von drei Milliarden Pfund (4,2 Milliarden Euro) verschoben werden, wie das "Wall Street Journal" berichtete.

Deutschland: VW profitieren von Ende im Führungs-Streit

Der Dax schloss am Ende mit einem deutlichen Minus von 2,6 Prozent bei 11.689 Punkten. Beim MDax zeigte sich ein Verlust von 2,0 Prozent auf 20.899 Zähler. Kräftig nach unten ging es zudem für den TecDax, der 2,2 Prozent einbüßte. Ein dickes Minus zeigte sich auch beim Euro-Stoxx-50, der um 2,1 Prozent auf 3671 Punkte absackte.

VW Vorzüge
VW Vorzüge 120,65

Gewinner gab es im Dax keine. Den geringsten Verlust wies noch die VW-Aktie auf, die "nur" 1,1 Prozent nachgab. Einen kräftigen Schub hatte der Aktie zuvor die Meldung gegeben, dass Europas größter Autobauer entgegen allen Spekulationen an seinem Vorstandschef Martin Winterkorn festhält. "Jetzt kann man hoffen, dass Ruhe im Konzern einkehrt", urteilte NordLB-Analyst Frank Schwope. "VW braucht einen starken Vorstandschef und keine Übergangslösung. Sonst wird es schwierig, Maßnahmen wie die geplanten Kosteneinsparungen durchzusetzen", sagte Commerzbank-Analyst Daniel Schwarz.

Banken-Titel belastete etwas die Sorge vor Zahlungsausfällen bei einem griechischen Ausscheiden aus der Eurozone. Andere Händler machten dafür Aussagen von EZB-Präsident Mario Draghi am Vortag verantwortlich, der keinen Grund für eine weitere Senkung der Zinsen mehr sieht. Deutsche Bank fielen um 3,2 Prozent.

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Im Dax sorgten zudem Analystenstimmen für Bewegung. So hatte Berenberg die RWE-Aktie auf "Sell" von "Hold" gesenkt, RWE fielen um 3,5 Prozent. Morgan Stanley hatte das Bayer-Papier auf "Equalweight" von "Overweight" nach unten genommen, was die Aktie um 3,9 Prozent drückte und ans Dax-Ende schob.

Osram-Aktien stiegen nach Zahlen dagegen um 1,1 Prozent und waren damit nicht nur MDax-Spitzenreiter, sondern auch einziger Gewinner. Das Unternehmen hatte den Ausblick für das Geschäftsjahr angehoben. Osram rechnet nun mit einer Ebita-Marge von über 9 Prozent nach zuvor rund 8,7 Prozent. Wie die DZ Bank anmerkt, hat die Ebita-Marge von positiven Währungseffekten profitiert. Analyst Harald Schnitzer hatte die Kaufempfehlung für das Osram-Papier bestätigt.

US-Börsen schließen verunsichert

Schwache Quartalszahlen von großen Unternehmen wie AMD und American Express belasteten die Wall Street. In die Beurteilung der Lage mischten sich zudem neue Unsicherheiten im Hinblick auf die Schuldenkrise in Griechenland. Zusammengenommen sorgten diese Faktoren für einen verlustreichen Wochenausklang an den New Yorker Börsen.

Der Dow Jones ging am Freitag mit einem Minus von 1,5 Prozent auf 17.826 Punkte aus dem Handel. Der S&P 500 gab 1,1 Prozent auf 2081 Stellen nach. Beim Composite-Index an der Nasdaq betrug das Minus 1,5 Prozent auf 4931 Zähler. Über die Woche gesehen verlor der Dow 1,3 Prozent, der S&P ein Prozent und der Nasdaq 1,3 Prozent.

Im Handelsverlauf waren die AMD-Aktien zeitweise um mehr als 14 Prozent abgerutscht. Die schwache PC-Nachfrage macht dem Chip-Hersteller zu schaffen. Im ersten Quartal büßte der Intel-Rivale beim Umsatz kräftig ein und häufte einen unerwartet hohen Verlust an. American-Express-Anteile verloren im Verlauf zeitweise 4,4 Prozent, nachdem der Kreditkarten-Anbieter überraschend wenig umsetzte.

Devisen: Euro knapp unter 1,08 Dollar

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,06

Der Kurs des Euro hat sich zum Wochenschluss wenig verändert. Am Nachmittag wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,0764 US-Dollar gehandelt und damit nahezu zum gleichen Kurs wie am Vorabend. Allerdings kam es im Handelsverlauf wie bereits an den Vortagen zu Kursschwankungen, wobei der Eurokurs zeitweise deutlich über 1,08 Dollar stieg. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Donnerstagmittag auf 1,0814 (Donnerstag: 1,0711) Dollar festgesetzt.

Am Devisenmarkt standen US-Konjunkturdaten und die Geldpolitik der amerikanischen Notenbank Fed im Fokus. Im März waren die Verbraucherpreise im Vergleich zum Vormonat gestiegen. Außerdem hatte die für die Geldpolitik der US-Notenbank wichtige Kernrate der Verbraucherpreise ebenfalls zugelegt.

Die Daten sorgten dafür, dass die Sorge vor einem zu starken Rückgang der Preise in den USA gedämpft wurde. Insgesamt stellen sich die Marktteilnehmer zunehmend darauf ein, dass die erste Zinserhöhung in den USA wohl etwas später kommen wird als bisher gedacht.

Rohstoffe: Ölpreise mit Trend nach oben

Rohöl (Brent)
Rohöl (Brent) 89,95

Die Ölpreise klettern nach anfänglichen Verlusten wieder nach oben: Am Nachmittag kostet ein Barrel (etwa 159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Mai 64,41 US-Dollar und damit 43 Cent weniger als am Donnerstag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fällt hingegen um 4 Cent auf 56,67 Dollar - zuvor waren die Verluste jedoch deutlicher.

Seit ihrem diesjährigen Tiefpunkt im Winter - als Folge des Preisverfalls seit Sommer 2014 - sind die Ölpreise wieder um etwa dreißig Prozent gestiegen. Ein wichtiger Grund dafür sind zunehmende Hinweise auf ein geringeres Ölangebot in den USA. Die Rohstoffexperten der Commerzbank halten es aber für verfrüht, von einer Trendwende zu sprechen: "Wir erachten den Preisanstieg als überzogen, weil der Ölmarkt nach wie vor überversorgt ist." Dafür spricht auch, dass das große Opec-Förderland Saudi-Arabien seine Produktion von einem hohen Niveau aus zuletzt noch ausgeweitet hat.

Asien: Nikkei beendet Woche im Minus

Viele asiatische Börsen sind mit Schwung in den Handel gestartet, haben im Handelsverlauf aber die Richtung gewechselt. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans stieg zunächst auf den höchsten Stand seit Januar 2008, sank dann aber unter den Vortagesschluss.

In Tokio beendete der 225 Werte umfassende Nikkei-Index die Woche gut ein Prozent im Minus bei 19.652 Zählern. Der breiter gefasste Topix verlor 0,6 Prozent auf 1588 Punkte.

Nach Aussage von Börsianer sorgten schwächer als erwartet ausgefallene Daten vom US-Wohnungsmarkt für schlechte Stimmung bei den Anlegern. Hinzu kämen Sorgen über die Zukunft des mit finanziellen Nöten ringenden Griechenlands. Ferner hielten sich viele Investoren angesichts der kommende Woche startenden Berichtssaison der japanischen Unternehmen zurück.

Gegen den allgemeinen Trend lagen die Börsen von Hongkong und Shanghai im Plus. Der Hang-Seng-Index stieg um 0,2 Prozent. Der Anstieg wurde vor allem durch den Zufluss von Kapital aus der Volksrepublik vorangetrieben. Der Index der Shanghaier Börse kletterte um 2,3 Prozent.

Quelle: ntv.de, kst/bdk/rts/DJ/dpa

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