Marktberichte

Anleger gönnen Dax Mini-Plus US-Aktien unter Druck

29b7ce6bc9ad9f7b5aeda17388a9017b.jpg

(Foto: AP)

Leicht nach oben geht es zur Wochenmitte mit dem Dax. Konjunkturdaten senden widersprüchliche Signale. Gleichzeitig warten Anleger auf die Rede der US-Notenbankchefin in Jackson Hole am Freitag. Bis dahin ist Zurückhaltung angesagt.

Nach einem verhaltenen Start erarbeitete sich der deutsche Leitindex im Laufe des Vormittags ein kleines Plus, welches er bis zum Handelsende mehr oder weniger halten konnte. Der Dax ging mit einem Aufschlag von 0,3 Prozent auf 10.623 Punkten aus dem Handel. Marktbeobachter sprachen von unterdurchschnittlichen Handelsumsätze. So mancher Kursausschlag habe den Eindruck erweckt, als wäre er zufällig zustande gekommen, stellten die Aktienstrategen der Helaba fest.

"Eigentlich läuft alles nach Plan an der Börse diese Woche", kommentierte n-tv-Börsenexpertin Katja Dofel. Börsianer und Anleger seien davon ausgegangen, dass es gute Signale für ein ordentliches Wirtschaftswachstum gibt - und die gab es bisher auch. Die Einkaufsmanagerindizes für Europa stehen auf Wachstumskurs. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt fürs zweite Quartal blieb bei 0,4 Prozent Wachstum in der zweiten Veröffentlichung.

Aus der Eurozone gab es aber auch ein schlechtes Signal zur konjunkturellen Entwicklung. In Belgien hatte sich das Geschäftsklima im August so stark eingetrübt wie seit fünf Jahren nicht mehr. Wegen der engen wirtschaftlichen Verflechtung Belgiens mit den beiden größten Euro-Volkswirtschaften Deutschland und Frankreich gilt das Unternehmensvertrauen als Frühindikator für die gesamte Eurozone.

Aber auch andere Gründe sprachen für eine gewisse Zurückhaltung der Börsianer. "Auf der einen Seite ist man verunsichert wegen des Erdbebens in Italien. Diese Situation ist unüberschaubar und könnte vor allen Dingen Versicherungen belasten, die für die Schäden aufkommen müssen", meint die n-tv-Börsenexpertin. Auf der anderen Seite stehe das Treffen der internationalen Notenbanker an in Jackson Hole in den Rocky Mountains in den USA. Da dürfte es Signale für steigende Zinsen in den USA geben, davon gingen die Börsianer aus.

Man könne das Ganze auch schon ablesen am Devisenmarkt: Dort legt nämlich der Dollar wieder zu. "Es ist normal, dass eine Währung, deren Zinsen wahrscheinlich steigen werden, zulegt", so Dofel. Und vor dieser Zinsanhebung habe man an der Börse ein bisschen Sorge - "Das könnte Aktien weniger attraktiv machen und folglich ist man an dieser Woche etwas vorsichtiger an der Börse unterwegs."

Frankfurt: Deutsche Banken-Aktien vorne weg

Commerzbank
Commerzbank 13,38

Der Dax schloss am Ende 0,3 Prozent höher auf 10.623 Punkten. Der MDax ging hingegen 0,2 Prozent niedriger auf 21.653 Zählern aus dem Handel. Ein Plus von 0,2 Prozent verzeichnete der TecDax, der auf 1729 Punkte stieg. Um 0,5 Prozent nach oben ging es für den Euro-Stoxx-50, der bei 3008 Punkten schloss.

Im Dax stiegen Commerzbank 3,2 Prozent und Deutsche Bank 2,3 Prozent. Sie waren damit die größten Gewinner im Leitindex. Gepusht wurden sie von den Aktien der italienischen Großbank Unicredit, die erneut die stärkste Bankaktie in Europa stellten mit 7,6 Prozent Plus. Damit bauen Unicredit ihre Kursgewinne nach 6,6 Prozent am Vortag weiter aus. "Wir hatten schon gestern mit den Polen-Nachrichten ein Plus von rund 10 Prozent als angemessen gewertet", sagte ein Händler. Nach Kreiseberichten verhandelt die Unicredit mit dem polnischen Versicherer PZU SA über einen Verkauf ihres Anteils an der Bank Pekao.

Deutsche Börse landeten mit Abgaben von 1,1 Prozent auf 77,76 Euro die Verliererliste im Dax an. Fundamentale Gründe waren im Handel nicht bekannt. Der Ausbruchsversuch der Aktie über den Widerstand von 80 Euro ist gescheitert. Das Papier handelt nun wieder in der alten Spanne zwischen 75 und 80 Euro.

Im MDax zählten Südzucker mit einem Minus von 2,6 Prozent zu den Schlusslichtern. Laut "Handelsblatt" fordern mehr als 35 Unternehmen wegen des Zuckerkartells Schadensersatz von insgesamt etwa einer halben Milliarde Euro.

Steinhoff verloren 3,7 Prozent. "Die Probleme kommen aus Südafrika", sagte ein Händler. Johannesburg sei trotz MDax-Listing immer noch die Hauptbörse für Steinhoff. Der Rand fiel auf ein Vierwochentief gegen den Dollar nach Berichten um eine polizeiliche Vorladung von Finanzminister Pravin Gordhan. Die Anleger sorgten sich um eine mögliche Ratingabstufung des Landes. Der Druck auf die Steinhoff-Aktie kam von der Devisen-Arbitrage.

USA: Wall Street von Unsicherheit gezeichnet

Mit dem Näherrücken des Notenbankertreffens in Jackson Hole wächst die Nervosität der Anleger. War der Handel am Mittwoch zunächst von Abwarten geprägt, zogen es im späteren Verlauf mehr und mehr Anleger vor, Gewinne mitzunehmen. Die Veranstaltung beginnt am Donnerstag, US-Notenbankpräsidentin Janet Yellen spricht aber erst am Freitag. Bis dahin bleiben die Akteure an den Finanzmärkten im Ungewissen über die kurzfristige Zinspolitik der Federal Reserve, was sich durch Zurückhaltung am Aktienmarkt ausdrückt.

Der Dow-Jones-Index sank um 0,4 Prozent auf 18.481 Punkte. S&P-500 und Nasdaq-Composite verloren 0,5 und 0,8 Prozent. Der Nasdaq-Composite hatte erst am Dienstag ein neues Rekordhoch markiert. Die Umsätze waren mit 756 (Dienstag: 734) Millionen gehandelten Aktien wieder etwas lebhafter. Den 922 (2.046) Kursgewinnern standen 2.122 (992) -verlierer gegenüber, während 99 (95) Titel unverändert schlossen.

Bewegung gab es bei ausgesuchten Einzelaktien: La-Z-Boy stürzten um 12,7 Prozent ab. Der Möbelhersteller hatte mit seinen Geschäftszahlen die Expertenschätzungen verfehlt. Dabei stieß Anlegern vor allem die deutlich gesunkene operative Marge sauer auf.

Der Modeeinzelhändler Express hatte für das zweite Quartal Ergebnisse vorgelegt, die noch flauer ausgefallen waren, als die Gewinnwarnung vom Mai hatte erwarten lassen. Anleger schicken die Titel um 25,5 Prozent auf Talfahrt. Der Pharmakonzern Pfizer nimmt nur wenige Tage nach einer Milliardenübernahme erneut viel Geld für einen Zukauf in die Hand. Diesmal erwirbt der Konzern die Entwicklungs- und Vermarktungsrechte an entzündungshemmenden Wirkstoffen und bereits zugelassenen Mitteln des britischen Wettbewerbers Astrazeneca. Der Pfizer-Kurs sank um 0,8 Prozent.

Mit einem Minus von 5,4 Prozent bestraften Anleger Mylan für die umstrittene Entscheidung, die Preise für seine EpiPens zu erhöhen. Diese Adrenalin-Injektoren werden bei der Notfallbehandlung allergischer Schocks eingesetzt.

Asien: Schwächerer Yen beflügelt japanische Aktien

Nikkei
Nikkei 37.068,35

Die japanischen Aktienmärkte haben von einer Verschnaufpause der Landeswährung Yen profitiert und fester geschlossen. Händler verwiesen zudem auf die jüngsten Wertpapierkäufe der Notenbank, die am Montag und Dienstag börsengehandelte Fonds erworben hatte. Das weckte Hoffnungen auf mehr und hob die Stimmung an den Aktienmärkten.

Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index schloss 0,6 Prozent höher bei 16.597 Punkten. Der breiter gefasste Topix-Index stieg um 0,7 Prozent und lag bei 1307 Punkten.

Der Yen gab zum Dollar leicht nach, die US-Währung kostete 100,39 Yen. Das beflügelte Exportwerte. Die Aktien von Toyota legten zwei Prozent zu, die Nissan-Papiere gewannen sogar 2,7 Prozent. Seit Mitte Juli hatte die japanische Währung kräftig an Wert gewonnen. Ein stärkerer Yen belastet die Exportfirmen, weil sie für ihre im Ausland verkauften Produkte weniger Yen erhalten und so die Gewinne unter Druck geraten.

An einigen anderen asiatischen Aktienmärkten nahmen Anleger Gewinne mit, die Kurse gaben nach. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans fiel um knapp 0,5 Prozent.

In China schloss die Börse in Shanghai 0,1 Prozent leichter auf 3086 Punkten. "Die chinesischen Aktienmärkte haben nach dem Brexit-Votum in Großbritannien von Mittelzuflüssen profitiert, aber dieser Effekt läuft aus", sagte Francis Cheung, Chefstratege für China und Hongkong beim Handelshaus CLSA. Auf die Stimmung drückte auch der schwächere Ölpreis, der wegen überraschend gestiegener Lagerbestände in den USA nachgab.

Rohstoffe: Öl billiger

Am Ölmarkt sackten die Preise nach ihrer Erholung am Vortag wieder ab. Hatten am Dienstag noch Spekulationen die Preise nach oben getrieben, dass sich der Iran an dem Treffen im September zur Stabilisierung der Ölpreise beteiligen werde, drückten nun die neuesten Daten des American Petroleum Institute (API) auf die Preise.

Ein Barrel der Nordseesorte Brent kostete am späten Nachmittag 49,04 US-Dollar, das waren 92 Cent oder 1,8 Prozent weniger als am Vorabend. Das Fass der US-Leichtölsorte WTI notierte mit 46,73 Dollar 1,37 Dollaer oder 2,9 Prozent niedriger.

Wie das API am späten Dienstag bekannt gab, sind die Ölvorräte in der zurückliegenden Woche deutlich um über 4 Millionen Barrel gestiegen. Die offiziellen Lagerdaten werden im späteren Tagesverlauf mitgeteilt.

Devisen: Euro wieder unter 1,13 US-Dollar

Der Kurs des Euro ist wieder unter 1,13 US-Dollar gefallen und war damit so schwach wie zuletzt vor gut einer Woche. Am späten Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung 1,1249 Dollar. Im frühen Handel hatte der Euro noch knapp über 1,13 Dollar notiert. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1268 (Dienstag: 1,1339) Dollar fest.

Die Anleger am Devisenmarkt warten derzeit auf eine Rede der Präsidentin der US-Notenbank Fed, Janet Yellen, am Freitag auf der renommierten Notenbankbankkonferenz von Jackson Hole. Sie erhoffen sich Aufschluss über den künftigen geldpolitischen Kurs der Fed.

Quelle: ntv.de, kst/wne/DJ/rts/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen