Marktberichte

Dax schließt nah an der 13.000 Wall Street zeigt sich uneinheitlich

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(Foto: picture alliance / Richard Drew/)

Kurze Atmung, kleine Schritte: Der deutsche Aktienmarkt arbeitet sich - gestützt auf starke Konzernergebnisse - in ungeahnte Regionen vor. In New York herrscht eher verhaltene Stimmung. Allerdings sorgt Apple für neue Rekorde

Rekordstimmung an der Frankfurter Börse: Am zweiten Handelstag der Woche gibt der deutsche Aktienmarkt die Zurückhaltung vom Wochenbeginn auf und steigt im Verlauf auf neue Allzeithochs.

Zum Xetra-Schluss blicken Händler auf einen Dax-Stand von 12.749,12 Punkten, was einem robusten Plus von 0,43 Prozent entspricht. Damit ist der deutsche Leitindex nur noch gut 250 Zähler von der nächsten größeren Kursschwelle bei 13.000 Punkten entfernt. In der Spitze war das Börsenbarometer im Verlauf am Dienstag bis auf 12.783,23 Punkte gestiegen.

Der Nebenwerteindex MDax beendet den Dienstagshandel 0,34 Prozent im Plus bei 25.187,58 Punkten. Der TecDax verabschiedet sich 0,64 Prozent im Plus bei 2148,18 Punkten in den Abend. Der jüngste Kursaufschwung, der vor gut zwei Wochen nach der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahl begonnen hatte, setzte sich somit fort - nur unterbrochen von einem etwas lethargischen Wochenauftakt.

"Die schwindende politische Unsicherheit macht die Börsen in Europa für weltweites Kapital wieder attraktiv. Und auch der Dax steht dabei auf der Einkaufsliste der Investoren", erklärte Analyst Jochen Stanzl.

Europaweit bauen die Aktienmärkte ihre Gewinne am Dienstag weiter aus. Der Eurostoxx50 klettert vergleichsweise verhaltene 0,19 Prozent ins Plus auf 3649,08 Punkte. Angeführt wird der Aufschwung von der Athener Börse. Dort legte der Athex der führenden griechischen Aktien 2,1 Prozent zu auf den höchsten Stand seit anderthalb Jahren.

Unterstützt wird der griechische Aktienmarkt von den fallenden Renditen am Markt für griechische Staatsanleihen. Die Rendite der zehnjährigen Bonds fiel auf 5,6 Prozent, das war der tiefste Stand seit dem Beginn der Eurokrise. Weil die Rendite der Bundesanleihen sogar zulegte, gingen die Risiko-Aufschläge griechischer Anleihen deutlich zurück.

Für Börsianer in Frankfurt begann der Handelstag mit unerwartet freundlichen Konjunktursignalen: Die am Morgen veröffentlichten Daten aus Deutschland fielen ermutigend aus. Die deutschen Exporte summierten sich im März auf einen bisherigen Höchstwert von 118,2 Milliarden Euro, was einem Plus von fast elf Prozent im Vergleich zum März 2016 entspricht.

An der Börse standen im Tagesverlauf dann aber vor allem die zahlreichen Quartalsberichte im Vordergrund. Alleine aus dem Dax öffneten die Commerzbank, Eon und die Munich Re ihre Bücher. Seine endgültigen Zahlen legte zudem der Autozulieferer Continental vor.

Tagesgewinner im Dax sind die Aktien des Energieversorgers Eon mit einem Kursplus von satten 4,3 Prozent. Eon ist zwar im ersten Quartal beim Gewinn leicht hinter der Konsensprognose zurückgeblieben, konnte aber den Ausblick bestätigen. Die Analysten von Barclays stellten ferner den operativen Cashflow als stark heraus.

Aktien der Commerzbank schlossen nach zeitweilig starken Kursgewinnen am Abend nahezu unverändert. Die Bank hat zwar operativ in den ersten drei Monaten fast 60 Prozent mehr verdient als Analysten im Konsens erwartet hatten. Das gute Ergebnis resultierte allerdings vor allem aus dem Handelsgeschäft, hieß es.

Die Aktien von Munich Re erzielten im ersten Quartal 13 Prozent weniger Gewinn als erwartet, der Kurs gibt 1,6 Prozent nach. Händler bemängelten ein ungünstiges Verhältnis der Kosten für eingetretene Schäden zu den Prämieneinnahmen des Rückversicherers.

Die Aktien von Continental fallen nach der Veröffentlichung endgültiger Quartalszahlen um 0,6 Prozent. Händler sprachen von Gewinnmitnahmen, der Kurs ist seit Jahresbeginn um 15 Prozent gestiegen.

USA: Keine einheitliche Tendenz in New York

Die US-Aktienmärkte haben am Dienstag ohne klare Richtung geschlossen. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte verlor 0,2 Prozent auf 20.975 Punkte. Der breiter gefasste S&P 500 gab um 0,1 Prozent auf 2396 Zähler nach. Der Index der Technologiebörse Nasdaq stieg indes um 0,3 Prozent auf 6120 Stellen.

Die Apple-Aktie setzte ihre Aufwärtsbewegung fort. Die Titel markierten mit 154,88 Dollar bereits das dritte Rekordhoch in Folge. Vor allem die Anteilsaufstockung durch Berkshire Hathaway, das Investmentvehikel von Investor Warren Buffett, trieb den Kurs weiter nach oben, hieß es. Im ersten Quartal war die Beteiligung mehr als verdoppelt worden. Dazu kamen Berichte wonach es beim mit Spannung erwarteten neuen iPhone zu keiner verspäteten Auslieferung kommen wird. Die Titel legten um 0,6 Prozent auf 153,96 Dollar zu und waren größter Gewinner im Dow-Jones-Index.

Nach der Schlussglocke wird zudem noch Walt Disney einen Blick in den Bücher gewähren. Es wird erwartet, dass vor allem die Haupteinnahmequelle Media Networks zu einem positiven Ergebnis verholfen hat.

Weiterhin im Fokus steht dabei auch der Sportsender ESPN, welcher derzeit neu aufgestellt wird. Bisher konnte er in der sich wandelnden Medienlandschaft nicht Fuß fassen. Die Aktie stieg im Vorfeld um 0,6 Prozent. Mit dem deutlichen Rückgang der Ölpreise standen die Aktien von Chevron und Exxon Mobil unter Druck und verloren 1,5 bzw. 0,7 Prozent.

Unter den veröffentlichten Zahlenausweisen fiel der von Valeant Pharmaceuticals positiv auf. Dank einer Steuergutschrift hat das Unternehmen im ersten Quartal mehr verdient als erwartet und traut sich auf Jahressicht mehr zu: Die EBITDA-Prognose wurde angehoben. Was die Aktionäre aber am meisten freute, sind die Fortschritte beim Abbau des Schuldenbergs, den Valeant im Zuge zahlreicher Übernahmen aufgehäuft hat. Die Aktie sprang um 24,1 Prozent nach oben.

Office Depot verbesserten sich um 2,9 Prozent. Der Büroausstatter hat im Auftaktquartal zwar einen Umsatzrückgang verzeichnet, dennoch aber die Margen verbessert. Um 2,2 Prozent nach unten ging es dagegen für Discovery Communications. Umsatz und Gewinn je Aktie des Medienunternehmens sind hinter den Erwartungen geblieben.

Noch größer war die Enttäuschung der Anleger über die Zahlen von Hertz, deren Aktie um 14,2 Prozent abstürzte. Der Quartalsverlust hatte sich deutlich ausgeweitet. Anleger verzeihen dem Unternehmen dabei auch nicht, dass es sich mitten in einer Umbauphase befindet. Denn auch die Erlöse zeigten eine rückläufige Tendenz - ein Trend, der schon das neunte Quartal in Folge zu beobachten war. Letztlich verfehlte Hertz die ohnehin nicht besonders ambitionierten Markterwartungen.

Devisen: Euro fällt unter 1,09 Dollar

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,06

Der Euro entfernt sich weiter von der Marke bei 1,10 US-Dollar. Am späten Nachmittag kostet die Gemeinschaftswährung nur noch 1,0886 Dollar und damit 0,3 Prozent weniger als am Vorabend. Nach der Wahl Emmanuel Macrons zum französischen Präsidenten war der Euro kurzzeitig auf mehr als 1,10 Dollar gestiegen, die Gewinne konnten aber nicht gehalten werden.

Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0888 (Montag: 1,0938) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9184 (0,9142) Euro. Zu anderen wichtigen Währungen errechnete die EZB die Referenzkurse für einen Euro bei 0,84300 (0,84465) britische Pfund, 124,04 (123,10) japanische Yen und 1,0938 (1,0878) Schweizer Franken.

Im Tagesverlauf stehen nur wenige Konjunkturdaten an, die die Devisenkurse bewegen könnten. In den USA melden sich jedoch einige ranghohe Notenbanker zu Wort. Aktuell gehen die Anleger an den Finanzmärkten mit hoher Wahrscheinlichkeit davon aus, dass die US-Zentralbank ihren Leitzins auf ihrer nächsten Sitzung im Juni weiter erhöhen wird. Will die Fed andere Signale senden, dürfte sie dies mit deutlichem Abstand vor der Zinssitzung tun, um abrupte Marktbewegungen zu vermeiden.

Derzeit preisen die Fed-Fund-Futures laut Daten von CME Group die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung im Juni mit 83 Prozent ein. Der festere Dollar verhindert, dass sich die Preise von Öl und Gold von ihren jüngsten Verlusten erholen. Die Feinunze Gold verbilligt sich um 0,7 Prozent auf 1217 Dollar. Damit fällt der Goldpreis auf den tiefsten Stand seit sieben Wochen. Im April seien in den USA so gut wie keine Goldmünzen mehr verkauft worden, hieß es bei Commerzbank. Auch die chinesische Zentralbank sei im April als Gold-Käufer ausgefallen.

Asien: Schwacher Handel in Tokio

Nikkei
Nikkei 37.068,35

Die Aktienmärkte in Fernost geben am zweiten Handelstag der Woche leicht nach. Anleger warteten Analysten zufolge nach dem Sieg von Emmanuel Macron bei der Präsidentenwahl in Frankreich auf neue Impulse.

Der japanische Leitindex Nikkei schloss 0,3 Prozent tiefer bei 19.843 Punkten. Die Börse in Shanghai trat auf der Stelle. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzen lag leicht niedriger. Die Sorgen vor schärferen Regulierungsregeln im Finanzsektor drückten weiter auf die Stimmung und ließen keine Erholung zu, heißt es im Handel. Das auf Startups und Nebenwerte fokussierte Börsensegment ChiNext fällt sogar auf ein 20-Monatstief.

Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans notierte 0,3 Prozent niedriger. In Südkorea blieb der Aktienmarkt wegen der Präsidentenwahl geschlossen. Umfragen zufolge dürfte der Menschenrechtsanwalt Moon Jae In gewinnen, der für einen weniger harten Kurs gegenüber Nordkorea steht. Nach schwachen Einzelhandelsdaten zählt vor allem die Börse in Sydney zu den Verlierern. Der S&P/ASX-200 in Sydney verliert 0,6 Prozent.

Ungeachtet allgemeiner Gewinnmitnahmen gingen Experten davon aus, dass der Nikkei-Index bald die Marke von 20.000 Punkten in Angriff nehmen werde. So verwies der Aktienstratege Masahiro Ichikawa vom Finanzhaus Sumitomo Mitsui Asset Management auf den schwachen Yen, der japanische Exportwerte stütze. Der Sieg des europa- und reformfreudigen Politikers Macron hatte die Tokioter Börse zu Wochenbeginn mit der Aussicht auf politische Stabilität in Europa auf ein 17-Monats-Hoch getrieben.

Rohstoffe: Opec-Debatte belastet Öl

Die Ölpreise geben leicht nach. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juli kostet gegen Mittag 49,21 US-Dollar. Das sind 13 Cent weniger als zu Wochenbeginn. Der Preis für ein Fass der US-Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Juni-Lieferung fällt um 12 Cent auf 46,31 Dollar.

Die Bereitschaft der beiden größten Ölförderländer der Welt, Saudi-Arabien und Russland, zu einer Verlängerung der derzeit geltenden Fördergrenze ging an den Ölpreisen weitgehend vorbei. Beide Länder hatten sich am Montag entsprechend geäußert.

Die Vereinbarung zwischen dem Ölkartell Opec und anderen großen Produzenten wie Russland läuft vereinbarungsgemäß zur Jahresmitte aus. Ende Mai trifft sich jedoch das Kartell, um über das Thema zu beraten. Es wird allgemein mit einer Verlängerung der Förderbegrenzung gerechnet.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa/rts

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