Marktberichte

Lösung im Hellas-Streit? Wall Street und Dax handeln Gerüchte

Der Dax fliegt - Gerüchte um Griechenland treiben.

Der Dax fliegt - Gerüchte um Griechenland treiben.

(Foto: picture alliance / dpa)

Zuversicht aus Hellas treibt die Märkte. In New York legen die Indizes zu. Auch Frankfurt kommt gegen Ende eines mäßigen Handelstages doch noch in Bewegung: Aussagen griechischer Regierungsvertreter über den Rahmen einer Einigung im Schuldenstreit lösen eine Kaufwelle aus.

Athens optimistische Einschätzung zu den Gesprächen mit den Geldgebern hat an der Wall Street wie zuvor schön in Frankfurt für Kursgewinne gesorgt. Dass außer der griechischen Regierung niemand die Verhandlungen auf der Zielgeraden sieht, kümmerte Anleger offenbar kaum.

In New York gewann der Dow-Jones-Index 0,7 Prozent auf 18.163 Punkte. Für den S&P-500 ging es um 0,9 Prozent nach oben auf 2123 Punkte. Der technologielastigere Nasdaq-Composite stieg 1,5 Prozent auf 5107 Punkte.

Die am Vortag wegen starker Konjunkturdaten drückende Angst vor einer baldigen Zinswende wurde nicht mehr gespielt. "Potenzielle Käufer, die nicht mit einer Zinsanhebung 2015 rechnen, werden von Zeit zu Zeit erschreckt", so erklärte Tim Knepp von LPL Financial die Schwäche am Dienstag. Jennifer Ellison vom Vermögensverwalter Bingham Osborn & Scarborough erinnerte daran, dass in den Sommermonaten die Volatilität oftmals zunehme, bedingt durch die geringeren Volumina.

In Frankfurt zog der Dax im späten Handel steil und parallel mit dem Euro an. Der deutsche Leitindex Dax schloss 1,2 Prozent fester bei 11.771 Punkten. Der MDax gewannn 1,2 Prozent auf 20.973 Zähler, während der TecDax 0,4 Prozent auf 1718 Punkte stieg. In der Gemengelage waren die jüngsten Daten zur heimischen Verbraucherstimmung ein Lichtblick. Die Konsumenten in Deutschland sind derzeit so gut gelaunt wie seit 13 Jahren nicht mehr. Aber aus der Reserve locken ließen sich die Anleger dadurch nicht.

Technologiewerte gesucht - Nike im Fifa-Sog

US-Anleger kauften in New York vor allem die am Vortag besonders schwachen Technologiewerte. Dabei brachte auch eine mögliche neue Fusion Fantasie in den Sektor, denn der US-Chiphersteller Broadcom verhandelt offenbar über seinen eigenen Verkauf. Wettbewerber Avago Technologies spreche mit Broadcom über eine Übernahme, berichteten mehrere Informanten. Das trieb die Broadcom-Aktie 21 Prozent in die Höhe, Avago gewannen 7,8 Prozent. Die Sektoren Halbleiter und Technologie kletterten um 3,9 und 1,7 Prozent. Stärkste Werte im Dow waren Microsoft, Apple und Intel mit Gewinnen zwischen 2,2 und 1,8 Prozent.

Nike fielen um 0,6 Prozent. In einer Anklageschrift des US-Justizministeriums ist von Bestechungsversuchen eines "multinationalen Sportartikelunternehmens mit Sitz in den Vereinigten Staaten" die Rede. Das Unternehmen sei darauf aus gewesen, mit der brasilianischen Fußball-Nationalmannschaft 1996 einen Sponsorenvertrag abzuschließen. Nike erklärte sich bereit, bei der Aufklärung zu helfen.

Des weiteren standen zwei bekannte Konsumwerte im Fokus: Dank besser als befürchtet ausgefallener Erstquartalszahlen von Tiffany legte die Aktie um 10,5 Prozent zu. Vor allem das Europageschäft des Nobeljuweliers florierte. Die Aktien von Michael Kors brachen dagegen um 24 Prozent ein. Den Grund haben Händler schnell gefunden, denn der Modeaccessoire-Anbieter verbuchte im vierten Quartal einen seltenen Umsatzrückgang.

Ein über den Analystenerwartungen liegender Umsatzausblick trieb den Kurs des Festplattenrekorderherstellers Tivo um 3,4 Prozent nach oben. Dagegen ging es für Workday um 11,3 Prozent abwärts. Hier scheint Anlegern gut offenbar nicht gut genug zu sein, denn das auf den Personalbereich spezialisierte Cloud-Softwareunternehmen übertraf mit dem bereinigten Quartalsergebnis ebenso die Erwartungen wie mit dem Umsatz. Allerdings schreibt Workday rote Zahlen. Hormel Foods gewannen 3,2 Prozent, das Unternehmen schluckt Applegate Farms für 775 Millionen Dollar.

Euro kommt leicht zurück

Der Euro erholte sich im Tagesverlauf, nach einem Tagestief bei 1,0815 kletterte er auf rund 1,09 Dollar und notierte damit etwas höher als am späten Dienstag. Die Hoffnung auf eine rasche Lösung im Griechenlanddrama steigerte die Attraktivität der Gemeinschaftswährung. Dagegen setzte der Greenback zum Yen seinen Aufwärtslauf fort, erreichte im Verlauf ein frisches Achtjahres-Hoch bei über 124 Yen und gewann damit gegenüber dem späten Dienstag rund einen Yen. Teilnehmer sagten, dass hier noch die jüngsten starken Wirtschaftsdaten aus Amerika gestützt hätten.

Tops und Flopps: MünchenerRück zieht ins PLus

In Frankfurt schafften Munich Re vor Handelsschluss noch knapp den Sprung in den grünen Bereich und legten 0,1 Prozent zu. Zu den anfänglichen Kursverlusten hieß es in einer Studie der US-Investmentbank Goldman Sachs: Der Kursaufschlag der Aktie sei angesichts der rückläufigen Ertragskraft und des hohen Engagements im schwierigen deutschen Lebensversicherungsgeschäft unverdient. Der zuständige Analyst William Elderkin senkte seine Anlageempfehlung auf "Verkaufen".

Zu den Favoriten im Nebenwerte-Index MDax gehörten Rheinmetall mit einem Kursplus von 2,7 Prozent. Der Rüstungskonzern will für das polnische Militär zusammen mit einem lokalen Partner ein gepanzertes Radfahrzeug entwickeln.

Südzucker gerieten derweil erneut unter Druck. Die Aktie des Zuckerproduzenten verbilligte sich als schwächster MDax-Wert um 2,8 Prozent auf 14,18 Euro. "Nach der gestrigen Abstufung durch Warburg Research streichen einige Anleger offenbar weiter Gewinne ein", sagte ein Händler. Analyst Oliver Schwarz hatte Südzucker angesichts der jüngsten Kursgewinne auf "Sell" von "Hold" gesetzt und das Kursziel auf 12,0 Euro beziffert. Seit Mitte April war der Titel um rund 36 Prozent gestiegen, während der MDax in dieser Zeit um knapp vier Prozent nachgab.

Wegen technischer Schwierigkeiten hatte der Parketthandel in Frankfurt erst mit dreieinhalb Stunden Verspätung gestartet. Einem Sprecher der Börse zufolge wurde nach dem so genannten Pre-Trading, in dem die Marktakteure ihre Orders eingeben und Kurse stellen können, der reguläre Handel aufgenommen. Der Grund für die Verzögerung sei noch immer nicht klar, hieß es. Der Xetra-Handel war von dem Problem nicht betroffen.

Asien: Tokio setzt Gewinnserie fort

Die Börsen in Asien hatten am Morgen uneinheitlich auf Spekulationen um eine baldige Zinswende in den USA reagiert. In Tokio wurde der Handel nach anfänglichen Verlusten den neunten Tag in Folge mit einem Plus beendet. Dagegen gaben die meisten Börsen im asiatisch-pazifischen Raum nach.

Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index legte 0,17 Prozent zu auf 20.472 Punkte. Der breiter gefasste Topix  gewann 0,11 Prozent auf 1661 Zähler. Angesichts eines zum Dollar schwächeren Yen waren Aktien exportorientierter Unternehmen gefragt.

Rohstoffe: Ölpreise leicht im Plus

US-Leichtöl der Sorte WTI verbilligte sich um 0,9 Prozent auf 57,51 Dollar, europäisches Referenzöl der Sorte Brent geriet noch deutlich stärker unter Druck. Im Vorfeld neuer Daten zu den US-Lagerbeständen kam wieder die Sorge wegen eines Überangebots auf. Gold konnte von dem nachgebenden Dollar kaum profitieren. Die Feinunze kostete mit 1188 Dollar etwa so viel wie am Dienstag.

Quelle: ntv.de, ddi/mbo/rts/DJ

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