Marktberichte

"Ich sehe keine Trendumkehr" US-Börsen feiern Milliarden-Deals

Der BIP-Schock aus Japan könnte neue Konjunkturspritzenn zur Folge haben: US-Anleger richten ihre Blicke auf Halliburton, Apple, Allergan und Pfizer.

Der BIP-Schock aus Japan könnte neue Konjunkturspritzenn zur Folge haben: US-Anleger richten ihre Blicke auf Halliburton, Apple, Allergan und Pfizer.

(Foto: REUTERS)

Der Wochenstart bietet Börsianern in den USA reichlich Bewegung: Der konjunkturelle Schrecken aus Fernost mischt sich an der New Yorker Wall Street mit gewichtigen Zusammenschlüssen. Der "Merger Monday" erweist seinem Namen alle Ehre.

Die Wirkung der jüngsten Konjunkturdaten aus Japan hinterlässt in den USA am ersten Handelstag der Woche deutliche Spuren: Die US-Börsen haben zum Wochenauftakt keine gemeinsame Richtung gefunden. Auf dem Aktiengeschäft lastete die überraschende Rezession in Japan, erklärten Marktbeobachter. Fusionen in der Gesundheits- und Energiebranche hätten dagegen den Markt gestützt.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss mit einem Plus von 0,1 Prozent bei 17.647 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 erhöhte sich ebenfalls um 0,1 Prozent und ging mit 2041 Zählern aus dem Handel. Der Composite-Index an der Technologiebörse Nasdaq verlor dagegen 0,4 Prozent auf 4671 Stellen.

"Japan hat die Märkte auf dem falschen Fuß erwischt", sagte Peter Cardillo von Rockwell Global Capital. In Tokio war der Nikkei-Index zuvor fast um 3 Prozent eingebrochen, nachdem die japanische Wirtschaft im dritten Quartal überraschend um 0,4 Prozent geschrumpft war. Experten hatten einen Zuwachs von 0,5 Prozent vorhergesagt. "Ich sehe aber keine größere Trendumkehr, nur eine Marktkonsolidierung", fügte Cardillo hinzu. "Die Firmenergebnisse liegen hinter uns, daher dreht sich nun alles um die Aussichten für die Weltwirtschaft."

Fristige Windstöße aus Japan

"Es ist ein kleiner Schock, da die Leute geglaubt hatten, dass die Bank of Japan alles unter Kontrolle hat", sagte Analyst Nicolas Cheron vom Brokerhaus FXCM. Der neuerliche Rückgang der Wirtschaftsleistung stellt die Politik des japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe in Frage, der mit seinem Abenomics genannten Programm die Konjunktur ankurbeln wollte.

Dass es zu keinen größeren Verkaufsbewegungen an der Wall Street kam, erklärten Beobachter mit weitergehenden Spekulationen: Die unerwartete Schwäche der japanischen Volkswirtschaft könne neue Konjunkturstimuli zur Folge haben, etwa in Form einer Verschiebung der zweiten Stufe der Mehrwertsteuererhöhung. "Japan wird seine Wertpapierkäufe nochmal aufladen", prognostizierte Anlageexperte Brendan Connaughton von ClearPath Capital Partners.

Bei den Einzelwerten drehten sich die Gespräche der Händler um die jüngsten Zusammenschlüsse und Übernahmen ("Mergers & Acquisitions") in der US-Unternehmenslandschaft: Voll im Rampenlicht stand dabei der Zusammenschluss der beiden Ölfeldausrüster Halliburton und Baker Hughes, der bereits zum Ende der Vorwoche durchgesickert war.

Zweistellige Milliardensummen

Halliburton übernimmt den kleineren Wettbewerber für 34,6 Milliarden US-Dollar. Die Konzerne erwarten jährliche Kostensynergien von knapp 2 Milliarden Dollar und wollen mit deren Hilfe den Preisverfall auf dem Ölmarkt abfedern. Der Kurs des Käufers Halliburton gab um gut 10 Prozent nach, Baker Hughes zogen dagegen erneut kräftig an, diesmal um rund 9 Prozent.

Die Fusion hat in den Augen der Investmentstrategen Auswirkungen auf die gesamte Branche: Während der Kurs der Nummer eins der Ölfelddienstleister Schlumberger, leicht zulegte, büßten die Aktien der Ölförderer Hess und Chevron an Wert ein. Hess hatte mitgeteilt, dass aus dem gemeinsam mit Chevron betriebenen Projekt "Tubular Bells" im Golf von Mexiko erstes Öl fließt. Als andere große Ölunternehmen Probleme mit derlei Projekten hatten, hatte Hess angekündigt, die Entwicklung vorsichtig und im Rahmen der geplanten Kosten weiter zu verfolgen.

Kanadier scheitern bei Allergan

Um gut 5 Prozent aufwärts ging es mit den Aktien von Allergan, nachdem Actavis im Übernahmekampf um den Botox-Hersteller die Oberhand behalten hat. Das Transaktionsvolumen beträgt 66 Milliarden US-Dollar. Dem Allergan-Management sei es mit der Vereinbarung mit den Iren gelungen, hieß es, den feindlichen Übernahmeversuch der kanadischen Valeant abzuwehren. Die Valeant-Aktie legte um knapp 2 Prozent zu.

Die Aktien des Pharmagiganten Pfizer zeigten sich vor diesem Hintergrund kaum verändert. Der Pharmakonzern und der deutsche Konzern Merck KGaA arbeiten künftig bei Entwicklung und Vermarktung eines Krebsantiköpers zusammen. Wegen der Vorauszahlung an Merck musste Pfizer aber die Jahresgewinnprognose senken, was den Kurs leicht belastete.

Das Nasdaq-Schwergewicht Apple verteidigte seine jüngst erklommenen Rekordhochs. Seit der Umsetzung des Aktiensplits im Verhältnis 1:7 am 9. Juni hat der Apple-Kurs inzwischen um fast 25 Prozent zugelegt. Zurückgerechnet auf die Zeit vor dem Split stieg die Apple-Aktie mit dem Tageshoch von 115,09 Dollar am Montag erstmals in ihrer Geschichte über 800 Dollar. Zum Ende des Handels lag der Kurs 0,2 Prozent im Minus bei 113,99 Dollar.

Von aktuellen Konjunkturdaten aus den USA gingen unterdessen kaum Impulse aus. Sie bestätigten weitgehend, dass sich die US-Wirtschaft auf dem Weg nach oben befindet. Im überraschenden Rückgang der Industrieproduktion spiegelten sich die Auswirkungen des Ölpreisverfalls wider, hieß es. "Die US-Konjunktur ist weiter in sehr guter Verfassung", sagte Greg Peterson vom Investment Research bei Ballentine Partners mit einem verwalteten Vermögen von 5,1 Milliarden Dollar.

Die Indizes an den US-Börsen zeigten sich von Beginn des Handels an widerstandsfähig und bewegten sich im Verlauf nur wenig. Umgesetzt wurden an der Nyse 0,69 (Freitag 0,70) Milliarden Aktien. Den 1.417 (1.650) Kursgewinnern standen 1.766 (1.498) -verlierer gegenüber, während 83 (121) Titel unverändert schlossen.

Quelle: ntv.de, mmo/hvg/DJ/rts

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