Marktberichte

Wenig Bewegung Wall Street schließt mit Kursverlusten

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(Foto: imago/Sven Simon)

Nach den jüngsten Anstiegen lassen es Anleger zum Wochenausgang ruhiger angehen. Einige machen Kasse. Andere passen Positionen an. In weiten Teilen tritt der Handel auf der Stelle.

Zum Ende der Handelswoche ist dem deutschen Aktienmarkt etwas die Luft ausgegangen. Nach der Rally durch die Entscheidungen der Notenbanken machten einige Anleger Kasse - andere verabschiedeten sich früh ins Wochenende. Am Ende ging es für den Dax um 0,4 Prozent zurück auf 10.627 Punkte. Der MDax büßte 0,6 Prozent auf 21.549 Stellen ein. Der TecDax sank um 0,5 Prozent auf 1802 Zähler.

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"Die Aktienmärkte weltweit sind mit dem Ende des Septembers zurückgekehrt in den Sorglos-Modus. Die Volatilitätsindizes zeigen weltweit völlige Entspannung an", sagt Daniel Saurenz von Feingold Research. Die Notenbanken hätten es geschafft zu vermitteln, "dass die Zinsen unten bleiben, ansonsten aber schon alles gut werden wird" Und solange Investoren dies glaubten, stehe hohen Kursen am Aktienmarkt nichts im Wege. "Dass die Wirtschaftsdaten in den USA keinesfalls so stark sind wie man meinen könnte, dass der Arbeitsmarkt beim zweiten Blick schwächer ist als die FED glauben machen mag und dass die Bewertungen der Firmen extrem teuer sind, mag niemand sehen im Moment", sagt er weiter. "Dies könnte sich aber auch schnell wieder ändern, wenn die Konzerne in der nächsten Quartalssaison Farbe bekennen müssen oder mancher merkt, dass am 8. November die Präsidentenwahl ansteht."

Auch den US-Börsen geht nach drei Gewinntagen in Folge die Puste aus. Anleger machten ebenfalls Kasse. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte gibt 0,7 Prozent nach auf 18.261 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500 fällt ebenso 0,6 Prozent auf 2164 Zähler, der zuletzt von Rekord zu Rekord geeilte Index der Technologiebörse Nasdaq um 0,6 Prozent auf 5305 Punkte.

Deutsche Bank wieder mit roter Laterne

Auf den Verkaufszetteln standen mal wieder Deutsche Bank ganz oben und büßten 2,0 Prozent ein. Am Vortag hatten die Papiere ihre jüngste Talfahrt kurzfristig unterbrechen können. Beim deutschen Branchenprimus belasten derzeit vor allem Sorgen um die Kapitalausstattung nach der Hiobsbotschaft von einer möglichen zweistelligen Milliardenstrafe in den USA.

RWE verbilligten sich um 0,6 Prozent. Commerzbank-Analystin Tanja Markloff bezeichnet die RWE-Papiere als überbewertet und stufte sie herab. Erträge, Risikoprofil und Dividendenaussichten der Tochter Innogy seien attraktiver als bei RWE, sagte sie. Dies ist laut einem Aktienhändler offenbar der Grund hinter dem aktuellen RWE-Kursminus. "Die Leute räumen in ihren Depots bereits Platz für Innogy frei."

Das größte Plus verbuchten Deutsche Post. Der Logistikkonzern erwartet eine steigende Profitabilität und will in den kommenden Jahren bis zu 100.000 neu Jobs schaffen. Am Ende ging es um 0,6 Prozent hinauf.

In der zweiten Reihe sackten Hella 5,4 Prozent ab. "Nach einer 30-Prozent-Rally ist es an der Zeit, Gewinne mitzunehmen", sagt ein Händler. Einen Auslöser könnte die Studie der HSBC geliefert haben, deren Analysten nach der guten Performance in der Aktie den Wert auf Hold runtergenommen haben. Zudem stehen kommenden Mittwoch die Zahlen für das erste Geschäftsquartal auf der Agenda. "Wer hier eine Überraschung vermeiden will, verkauft im Vorfeld", sagt der Händler weiter.

Im SDax verbilligten sich Scout24 um 4,1 Prozent. Grund für die Verluste ist der Verkauf eines Aktienpakets. Am Vorabend hatte Credit Suisse bekanntgegeben, im Auftrag der Beteiligungsfirma Blackstone 13,6 Millionen Scout24-Titel zum Verkauf anzubieten. Dies entspreche 12,6 Prozent des Grundkapitals. Bei Borussia Dortmund läuft es momentan sportlich wie wirtschaftlich rund. Zum Wochenschluss legte die Aktie um 2,1 Prozent auf 4,61 Euro zu und notiert damit auf einem Zweijahreshoch.

Anleger greifen nach Twitter

Die Twitter-Aktie fiel mit einem Kurssprung von gut 21 Prozent auf. Offenbar erwägt das Unternehmen, sich zum Verkauf zu stellen. Kreisen zufolge könnte Salesforce.com zu den Kaufinteressenten gehören. Deren Aktien fielen um 5,6 Prozent. Zunächst war auch Google als möglicher Käufer genannt worden, die Aktie der Google-Mutter Alphabet verlor 0,1 Prozent.

Twitter könnte einen finanzkräftigen Investor gut gebrauchen. Bevor die CNBC-Nachricht bekannt wurde, hatte die Twitter-Aktie im vorbörslichen Handel unter einer kritischen Studie der RBC-Analysten gelitten. Demzufolge schwächelt das Geschäft mit Werbeanzeigen.

Unter den Einzelwerten an der Börse fielen Yahoo um 3,1 Prozent. Das Unternehmen hat mitgeteilt, dass es Opfer eines Hackerangriffs wurde. Rund 500 Millionen Nutzer könnten davon betroffen sein. Der Konzern muss nach der Attacke um die vereinbarte Milliardenübernahme durch den US-Telekomriesen Verizon kämpfen.

Ruhe in Asien

Die ostasiatischen Aktienmärkte zeigen sich zum Ausklang der von den Notenbanksitzungen in Japan und USA geprägten Börsenwoche in ruhigem Fahrwasser. In Tokio, wo am Donnerstag wegen eines Feiertags nicht gehandelt wurde, zeigten sich die Kurse knapp behauptet. Der Nikkei-Index gab um 0,3 Prozent nach auf 16.754 Punkte. Händler erklärten den kleinen Rücksetzer mit dem festeren Yen. Gewinnmitnahmen habe es aber dennoch bei Aktien aus dem Finanzsektor gegeben, hieß es.

Am stärksten bewegten sich die Kurse in Sydney. Der S&P/ASX-200 stieg um 1,1 Prozent und folgte damit wie so oft stärker als die anderen Börsen in Ostasien den Vorgaben aus Europa und den USA. In Hongkong profitierten Aktien aus dem Immobiliensektor Händlern zufolge besonders von der Zinsentscheidung in den USA.

Am Devisenmarkt notiert der Euro knapp über 1,12 Dollar und damit wenig verändert zu den Ständen des Vorabends. Die Commerzbank teilt die Begeisterung der Aktienhändler über die jüngsten geldpolitischen Beschlüsse der Zentralbanken nicht. Für den Devisenmarkt seien die Erkenntnisse begrenzt. Die Fed bleibe weiter vorsichtig, gebe sich aber alle Mühe, den Markt auf eine Zinserhöhung im Dezember vorzubereiten. Bisher mit sehr mäßigem Erfolg. Am Nachmittag setzte die Europäische Zentralbank (EZB) Referenzkurse auf 1,1214 US-Dollar für den Euro fest. Ein Euro entspricht außerdem 113,02 Yen, 0,86435 Pfund Sterling und 1,0887 Schweizer Franken.

Opec-Treffen: Iran ist am Zug

Am Ölmarkt ist das mit Spannung erwarteten Treffen der Ölförderstaaten das dominierende Thema, zumal sich Insidern zufolge ein Kompromiss zwischen den rivalisierenden Ländern Saudi-Arabien und Iran abzeichnet. Das gab den Spekulationen auf eine mögliche Obergrenze für die Ölförderung neue Nahrung und ließ die Preise für den Rohstoff steigen. Drei mit den Gesprächen vertrauten Personen sagten Reuters Saudi-Arabien sei bereit seine Ölförderung zu drosseln, wenn der Iran einer Obergrenze von 3,6 Millionen Barrel pro Tag zustimme. "Die Saudis stehen dem offen gegenüber, aber Iran muss den Vorschlag nun annehmen", sagte ein Insider. Der Preis für ein Barrel der Sorte WTI fiel um 4 Prozent auf 44,48 Dollar. Es war der höchste Tagesverlust seit zwei Monaten.

Spekulationen von Investoren auf eine Vereinbarung über eine Produktions-Obergrenze haben die Ölpreise in den vergangenen Wochen gestützt. Analysten der Commerzbank rechnen allerdings nicht damit, dass es bei den Verhandlungen zu einem Durchbruch kommt. Im April hatten die Opec-Staaten schon einmal über eine Kappung der Ölproduktion verhandelt und waren gescheitert.

Quelle: ntv.de, fma/jwu/DJ/dpa/rts

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