Marktberichte

Dax weiter im Aufwärtstrend Wall Street schließt kaum verändert

90358289.jpg

(Foto: picture alliance / Richard Drew/)

Anhaltender Auftrieb an der Börse: Zur Wochenmitte kommt der Dax nur mühsam voran, erreicht kurz vor Schluss dann aber doch noch neue Höhen. An der Wall Street geht es dagegen deutlich gemächlicher zu.

Lange sah es nach dem Einstieg in die Konsolidierung aus: Nach einer unentschlossenen ersten Handelshälfte hat sich der deutsche Aktienmarkt bis zum Abend auf einen neuen Höchststand vorgearbeitet.

Der Leitindex Dax beendet den Mittwochshandel mit einem dünnen Aufschlag von 0,06 Prozent auf 12.757,46 Punkte. Unter dem Strich reicht das für ein neues Allzeithoch auf Schlusskursbasis: So hoch wie heute hat sich das prominenteste deutsche Börsenbarometer noch nie in den Feierabend verabschiedet. Das Tageshoch aus dem Verlauf liegt bei 12.776,08 Zählern. Am Vorabend war der Dax bei 12.749,12 Punkten aus dem Handel gegangen.

Der MDax der mittelgroßen Werte schließt dagegen 0,22 Prozent im Minus bei 25.132,24 Zählern. Der TecDax verbessert sich zur Wochenmitte um 0,33 Prozent auf 2155,16 Punkte. Für den Leitindex der Eurozone, den Eurostoxx50, geht es um 0,09 Prozent nach unten auf 3645,74 Punkte.

Nach den jüngsten Rekorden am deutschen Aktienmarkt hätten es die Anleger am Mittwoch etwas langsamer angehen lassen, meinte ein Marktbeobachter. Insgesamt war von einem schwankungsarmen, aber an Quartalsbilanzen reichen Handelstag die Rede. Einzelne Börsenstrategen halten den Markt inzwischen für überhitzt. Stützend wirkte am Nachmittag, dass sich EZB-Chef Mario Draghi bei einem Auftritt in den Niederlanden gegen eine rasche Anhebung der Leitzinsen ausgesprochen hatte.

Steil nach oben ging es am Berichtstag für die Aktien der Lufthansa. Deutschlands größte Fluggesellschaft konnte am Morgen mit soliden Verkehrszahlen punkten. Der Aktienkurs stieg an der Dax-Spitze um 3,1 Prozent. Gefragt waren auch Titel wie Infineon, Continental, BMW sowie Commerzbank und Deutsche Bank, deren Aktien sich jeweils um mehr als 0,8 Prozent verteuerten.

Viel Aufmerksamkeit zogen die für Mitte der Woche angesetzten Hauptversammlungen bei Schwergewichten wie VW, Linde, Eon und SAP auf sich. Gegenwind für die Konzernführung gab es dabei vor allem bei Linde und VW.

Der Skandal um manipulierte Abgaswerte treibt die Aktionäre von Volkswagen weiter um. Auf der diesjährigen Hauptversammlung des Autokonzerns war die Aufarbeitung des Dieselskandals einer der Hauptkritikpunkte der Aktionäre. Viele Anteilseigner loben zwar die überraschend gute operative Entwicklung des Dax-Konzerns im vergangenen Jahr. Gleichzeitig kritisieren sie aber auch mangelnde Transparenz bei der Aufarbeitung des Abgasskandals und bemängeln das neue Vergütungssystem.

Volkswagen-Chef Matthias Müller warb vor den rund 3000 Aktionären für den Umbau des Autokonzerns und unterstrich die Fortschritte bei der Aufarbeitung des Skandals. Weltweit seien 4,7 Millionen vom Abgasskandal betroffene Dieselfahrzeuge umgerüstet worden, so Müller. Damit ist knapp die Hälfte der weltweit betroffenen rund 11 Millionen Autos umgebaut. Bis Herbst soll dies auch für die restlichen Fahrzeuge abgeschlossen sein.  Die VW-Aktie schloss - unberührt von den am Abend bekannt gewordenen Ermittlungen gegen Müller und VW-Aufsichtsrat Hans Dieter Pötsch - 0,1 Prozent fester bei 144,40 Euro.

Aktionäre des Gasekonzerns Linde haben auf der Hauptversammlung in München teils massive Kritik am Vorgehen des Managements bei der geplanten Fusion mit dem US-Wettbewerber Praxair geäußert. Bemängelt wurden unter anderem die unzureichende Kommunikation und dass die Aktionäre über das 60 Milliarden Euro schwere Projekt nicht abstimmen dürfen.

Besonders richtete sich die Kritik gegen Linde-Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle. Ingo Speich von der Fondsgesellschaft Union Investment warf Reitzle "gravierende Defizite bei der Corporate Governance und bei der Kapitalmarktinformation vor". Linde sei durch den Abgang von Finanzvorstand und Vorstandschef im vergangenen Herbst in ein "beispielloses Führungschaos" gestürzt worden. Er kündigte an, Aufsichtsrat und Vorstand die Entlastung zu verweigern. Die Linde-Aktie notierte am Abend prozentual unverändert bei 170,85 Euro.

Aus dem Dax legte am Morgen Heidelbergcement seine Zahlen vor. Nach Einschätzung der Analysten von Davy war das Ergebnis für das erste Quartal angesichts der Zahlen der Wettbewerber ziemlich vorhersehbar. Schwierige Endmärkte, besonders in der Region Asien-Pazifik, führten zu einem starken Margenrückgang. Für die Aktie ging es in Folge um 1,2 Prozent nach unten.

Bei Brenntag wurde die Marge als enttäuschend eingestuft. Beim operativen Ergebnis falle die Entwicklung in Nordamerika schwach aus, so dass hier Fragen zur Kostenentwicklung aufkämen, kommentierten die Analysten der DZ-Bank. Das Geschäft in Lateinamerika sei ebenfalls enttäuschend verlaufen. Brenntag gaben um 3,7 Prozent nach.

An der Spitze im MDax stand Leoni mit einem Plus von 8,6 Prozent. Der Automobilzulieferer verdiente im ersten Quartal mehr und setzte mehr um als erwartet. Grundlage für das Wachstum bildeten die gute Auftragslage in beiden Unternehmensbereichen und die unverändert starke Nachfrage der weltweiten Fahrzeugindustrie. Nach der starken Margenentwicklung wird an der Börse nun damit gerechnet, dass das Unternehmen im Laufe des Jahres den Ausblick anhebt.

Weiter auf Erholungskurs befanden sich die Aktien aus dem Rohstoffsektor. Nachdem der Kupfer-Preis jüngst auf ein Viermonatstief gefallen war, stabilisierten sich die Preise dort. Nach den teils kräftigen Verlusten scheint der Rohstoffsektor nun in eine Gegenbewegung übergegangen zu sein, hieß es an der Börse. Der Branchenindex gewann 0,7 Prozent.

Etwas leichter lagen Hochtief im Markt. "Die Gewinnentwicklung ist nur leicht besser als erwartet", sagte ein Händler dazu. Positiv sei aber, dass die Ratingagentur S&P den Konzern mit "BBB" und damit mit Investment-Grade eingestuft habe.

Beim Automobilzulieferer Norma fielen die Umsätze zwar gut aus, die Gewinnkennziffern lägen aber nur im Rahmen der Erwartungen. Norma legten um 1,0 Prozent zu. Kräftig abwärts ging es mit Gea, die Aktie verlor 5,1 Prozent. Die Citigroup hatte das Kursziel zwar nur leicht gesenkt, dabei aber betonte, dass ein Abwärtsrisiko von weiteren mindestens 10 Prozent für den Gewinn je Aktie bestehe.

Im TecDax zogen Evotec nach dem Quartalsbericht um 8,5 Prozent an. Das Biotech-Unternehmen hat den Gewinn im ersten Quartal nahezu verdoppelt. "Evotec dürfte seine Jahresziele nun locker erreichen, vermutlich sogar übertreffen", sagte ein Händler. Bertrandt überraschte mit einer Umsatzwarnung, auch der Gewinn wird darunter leiden, die Aktie schloss 13,6 Prozent im Minus.

In dem Immobilienunternehmen WCM wird schon seit längerer Zeit ein Übernahmekandidat gesehen. Nun flammten neue Spekulationen auf, die Aktie schloss 9 Prozent im Plus.

Devisen: Dollar gibt nach

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,09

Der Euro gibt anfängliche Gewinne wieder ab und fällt zwischenzeitlich auf den tiefsten Stand seit Ende April. Im Tagesverlauf sackt die Gemeinschaftswährung bis auf 1,0859 US-Dollar und notiert am Nachmittag bei 1,0875 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0882 (Dienstag: 1,0888) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9190 (0,9184) Euro.

Anfängliche Gewinne beim Euro wurden am Markt mit Verlusten beim Dollar aufgrund der Entlassung von FBI-Chef James Comey durch US-Präsident Donald Trump begründet. Die Entlassung wurde überraschend in der Nacht auf Mittwoch bekannt und hat laut Händlern die Risikoneigung der Anleger an den Finanzmärkten verringert.

Comeys Behörde leitet die Untersuchungen zu möglichen Russland-Kontakten des Trump-Teams während des Wahlkampfs. Der Comey-Effekt war am Devisenmarkt aber schnell wieder verpufft. Robuste Daten zur Industrieproduktion in Frankreich und Italien konnten den Euro nicht stützen. Auch Aussagen des EZB-Präsidenten gaben keine klaren Impulse.

Mario Draghi hatte einmal mehr betont, dass er derzeit noch keinen Anlass für einen Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik sieht. Er verwies dabei auf eine nach wie vor nicht ausreichende Entwicklung der Inflation und der Löhne. Es sei noch zu früh, um einen Erfolg zu vermelden, sagte Draghi.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,83985 (0,84300) britische Pfund, 123,84 (124,04) japanische Yen und 1,0949 (1,0938) Schweizer Franken fest. Die Feinunze Gold wurde in London am Nachmittag mit 1222,95 (1220,40) Dollar gefixt. Ein Kilogramm Gold kostete 36.275,00 (36.133,00) Euro.

USA: Wall Street schließt kaum verändert

Die US-Börsen haben kaum verändert geschlossen. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte gab 0,2 Prozent auf 20.943 Punkte nach. Der breiter gefasste S&P-500 erhöhte sich um 0,1 Prozent auf 2399 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verbesserte sich um 0,1 Prozent auf 6129 Punkte.

Auf dem Dow laste unter anderem das Minus der Disney-Aktie, heißt es aus New York. Der Kurs des Unterhaltungskonzerns bricht Morgen nach der Zahlenvorlage um 2,6 Prozent ein. Disney übertraf zwar mit dem Gewinn in seinem zweiten Geschäftsquartal die Erwartungen, doch enttäuschte der Umsatz.

Die Zahlen von Disney geben Börsenstrategen zu denken: Die Anleger müssten erst einmal eine Fülle von Quartalsbilanzen auswerten und abwägen, ob die Ertragslage der Unternehmen für weitere Kursgewinne an den Börsen spreche, meinten Beobachter. Mit dem Auslaufen der Berichtssaison rücke überdies die Politik wieder stärker in den Vordergrund. "Wir hatten eine sehr gute Berichtssaison, doch der Markt braucht die lange versprochenen Steuersenkungen, um weiter nach oben zu laufen", sagt Analystin Monica Defend von Pioneer Investments.

An wichtigen Konjunkturdaten wurden nur die Im- und Exportpreise für April veröffentlicht. Die Importpreise stiegen im vergangenen Monat um 0,5 Prozent, während Volkswirte den Anstieg auf 0,1 Prozent geschätzt hatten.

Im späteren Verlauf stehen die Reden zweier US-Notenbankvertreter im Blick: Eric Rosengren, Präsident der Bostoner Fed-Filiale, wird in South Burlington sprechen. In Minneapolis wird der Präsident der dortigen Fed-Filiale, Neel Kashkari, auftreten.

Wenig Einfluss auf die Aktienmärkte hat nach Meinung von Beobachtern die fristlose Entlassung von FBI-Chef James Comey durch US-Präsident Donald Trump, auch wenn sie zu Spannungen zwischen dem Präsidenten und dem US-Kongress führen dürfte. Comey galt wegen der laufenden FBI-Ermittlungen zu möglichen illegalen Absprachen zwischen Trumps Wahlkampfteam und der russischen Regierung in den Augen vieler Beobachter als unantastbar. Seine Entlassung kam daher für viele überraschend und wird als neuerlicher Beweis für die Unberechenbarkeit des Präsidenten gesehen.

Die Personalie macht sich hauptsächlich am Devisenmarkt bemerkbar, wo der Dollar zu vielen Währungen leicht nachgibt. Nutznießer ist die als sicherer Hafen geltende japanische Währung Yen: Der Dollar rutscht unter die Marke von 114 Yen. Auch Gold verzeichnet etwas Zulauf, hatte allerdings am Vortag deutlicher nachgegeben und somit Erholungspotenzial. Der Preis für eine Feinunze steigt um 0,1 Prozent auf 1223 Dollar.

Am Vorabend haben nach Börsenschluss neben Walt Disney unter anderem Nvidia und Electronic Arts Quartalszahlen veröffentlicht. Ausgesprochen positiv werden die Zahlen von Nvidia aufgenommen; die Aktie schnellt um fast 15 Prozent nach oben. Für Electronic Arts geht es um 10 Prozent aufwärts, nachdem der Videospielehersteller ein deutliches Umsatzplus gemeldet hat.

Zudem hat der Kosmetikkonzern Coty über den Verlauf seines dritten Geschäftsquartals berichtet. Die Aktie verteuert sich um 12 Prozent, obwohl Coty-Chef Camillo Pane einen eher pessimistischen Ausblick für die Sparte "Beauty" abgab.

Die Aktien von Yelp brechen um 22 Prozent ein, nachdem das Bewertungsportal bei der Vorlage seiner Geschäftszahlen eine Gewinnwarnung für das laufende Jahr ausgegeben hat.

Asien: Nikkei legt leicht zu

Nikkei
Nikkei 40.003,60

Bis auf den Aktienmarkt in Südkorea legen die ostasiatischen Börsen im Verlauf zu. Nachdem der Handel an der Börse in Seoul wegen der Wahl am Vortag geruht hatte, verlor der Kospi 0,7 Prozent. In Tokio steigt der der 225 Werte umfassende Nikkei-Index mit dem Rückenwind eines zum Yen auf Tagessicht anziehenden Dollar um 0,2 Prozent auf 19.876 Punkte. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans steigt um 0,2 Prozent. Der Composite-Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzen legt um 0,3 Prozent zu.

Zu den Gewinnern gehört Mitsubishi Motors. Die Aktie des Autoherstellers schießt in Tokio um 8,6 Prozent nach oben auf ein Zwölfmonatshoch. Das Unternehmen hatte einen Anstieg des operativen Gewinns in diesem Jahr um fast das 14-fache angekündigt.

Die Verbraucherpreise in China haben im April etwas deutlicher angezogen als erwartet. Die Erzeugerpreise stiegen im April zwar den achten Monat in Folge, allerdings weniger deutlich als vorausgesagt. Der Spielraum für geldpolitische Straffungen durch die chinesische Zentralbank reduziere sich mit den Daten etwas, heißt es im Handel. Der HSI in Hongkong gewinnt 0,8 Prozent und markiert erneut ein 21-Monatshoch.

Rohstoffe: US-Banker erwarten Ölpreis-Anstieg

Die Ölpreise ziehen im Mittwochshandel deutlich an. Am Markt nannten Beobachter die jüngsten Lagerdaten aus den USA als Grund für den Anstieg. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juli kostet am Nachmittag 49,32 US-Dollar. Das sind 58 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Juni-Lieferung steigt um 59 Cent auf 46,48 Dollar.

Am Dienstagabend hatte das privatwirtschaftliche American Petroleum Institute (API) einen abermaligen Rückgang der amerikanischen Lagerbestände an Rohöl gemeldet. An diesem Mittwoch stehen die wöchentlichen Zahlen der Regierung an. Beobachter rechnen mit dem fünften Rückgang in Folge, allerdings von hohem Niveau aus. Fallende Lagerbestände sind ein Hauptziel des Ölkartells Opec, das seit Jahresbeginn zusammen mit anderen großen Produzenten die Rohölförderung begrenzt.

Analysten von Goldman Sachs rechnen damit, dass die Ölpreise im zweiten Quartal weiter steigen werden. Die Rohstoffexperten sagen für US-Leichtöl der Sorte WTI einen Preis von 58 Dollar je Barrel voraus, für die europäische Referenzsorte Brent einen Preis von 59 Dollar je Fass. Im vierten Quartal dürfte es dann aber einen Rückgang auf 55 beziehungsweise 57 Dollar geben.

Hinsichtlich der langfristigen Ölpreise laute die entscheidende Frage, wie teuer die Förderung von Schieferöl werde, hieß es. Grundsätzlich sei die Schieferölproduktion billiger als die herkömmliche Ölproduktion, sie nehme zudem weniger Zeit in Anspruch. Ob etwaige Kosten für langfristige Umweltbelastungen in diese Kalkulation einflossen, blieb unklar.

Quelle: ntv.de, mmo/cri/DJ/dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen