Marktberichte

Fallender Ölpreis belastet Wall Street schließt im Minus

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(Foto: picture alliance / dpa)

Nach den heftigen Verlusten am Vortag verläuft an den US-Börsen der Handel etwas ruhiger. Allerdings verzeichnet der Dow Jones erneut Abschläge. Grund ist die nicht enden wollende Talfahrt des Ölpreises.

Der Ölpreis hat an der Wall Street auch am Dienstag über weite Strecken den Taktstock geschwungen. Hatte es im frühen Geschäft noch nach einer leichten Erholung ausgesehen, drehten die Indizes gegen Mittag New Yorker Zeit mit den stärker nachgebenden Ölpreisen ins Minus. Die Abgaben fielen aber deutlich harmloser als noch am Vortag aus, als der Dow den höchsten Tagesverlust seit Oktober 2014 verbucht hatte.

Der Dow-Jones-Index sank um 0,7 Prozent auf 17.372 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite verloren 0,9 bzw. 1,3 Prozent.

"Kurzfristig mag der fallende Ölpreis, der wie eine Steuersenkung fungiert, ja stimulierend auf die Wirtschaft wirken und sollte daher eigentlich auch den Aktienmarkt stützen. Aber langfristig stellen sich Sorgen über das Investitionsklima ein - ganz besonders im Öl- und Energiesektor. Es dürfte zu Arbeitsplatzverlusten kommen, was für den Aktienmarkt negativ ist", versuchte Terminhändler John Brady von R.J. O'Brien den Zusammenhang zwischen Ölpreisrutsch und nachgebenden Aktienbörsen zu erklären.

Im Handel wurde auch darauf verwiesen, dass das Konsum- und Investitionsklima in besonders vom Energiemarkt abhängigen Volkswirtschaften leiden dürfte - wie zum Beispiel in Venezuela, wo Präsident Nicolas Maduro verzweifelt in China um Unterstützung warb. Die Wirtschaft in dem vom Ölexport abhängigen Land steht vor dem Zusammenbruch. Letztlich müssten die globalen Wachstumsaussichten überdacht werden, sagte Marktstratege Bryan Novak von Astor Investment Management. "Wir beobachten genau, inwieweit sich die Wachstumstrends ändern."

"Investoren zögern mit Käufen auch wegen der politischen Unsicherheiten in Europa", ergänzte Marktstratege Michael O'Rourke von JonesTrading. Wenig Hilfe bei den Investitionsentscheidungen lieferten die Konjunkturdaten. Während die Aktivität im nicht-verarbeitenden US-Gewerbe im Dezember laut ISM-Index die Erwartungen verfehlte, sank der Auftragseingang der US-Industrie im November etwas weniger deutlich als befürchtet.

Beim Ölpreis zeichnete sich derweil keine Beruhigung ab. US-Leichtöl der Sorte WTI verbilligte sich um weitere 4,2 Prozent je Barrel und kostete mit 47,93 Dollar so wenig wie zuletzt im April 2009. Die wichtige 50er Marke geriet immer stärker außer Reichweite. Ähnlich stark ging es mit der europäischen Referenzsorte Brent abwärts, das Fass ermäßigte sich um 3,8 Prozent auf 51,10 Dollar. Der jüngste Belastungsimpuls kam wieder einmal aus Saudi-Arabien. Der wichtigste Ölexporteur hatte seine offiziellen Verkaufspreise im Februar für Europa und die USA gesenkt und damit erneut untermauert, dass das Königreich seine Marktanteile unbedingt verteidigen will - koste es, was es wolle. "In den vergangenen 15 Jahren waren es Staaten wie Saudi-Arabien, die ihre Produktion immer wieder anpassten. Aber aktuell haben sie entschieden, es nicht zu tun", kommentierte Ölmarktstratege Tim Guinness von Guinness Atkinson Asset Management.

Am Devisenmarkt verpufften kleinere Erholungsansätze des Euro, der Greenback zeigte weiter Stärke. War die Gemeinschaftswährung im europäischen Geschäft noch bis auf 1,1979 Dollar gestiegen, notierte sie im späten US-Handel wieder unter der Marke von 1,19. Die zunehmend muskulöse US-Wirtschaft steht einer blutleeren europäischen Konjunktur gegenüber. Das weckt entsprechende Zinsfantasie und lockt Anleger in den Dollarraum. Auch die Sorge um die politische und wirtschaftliche Zukunft Griechenlands drückt auf den Euro.

Die sicheren Häfen Anleihen und Gold waren gefragt. Der Goldpreis stand zuletzt bei 1.219 Dollar nach 1.206 Dollar am Vortag, als er bereits 16 Dollar zugelegt hatte. In Euro gerechnet nahm sich der jüngste Anstieg noch beeindruckender aus. Am Rentenmarkt drückten steigende Notierungen die Rendite, die bei zehnjährigen US-Staatsanleihen um sieben Basispunkte auf 1,97 Prozent fiel. Damit sank die Rendite erstmals seit Oktober unter die Marke von 2 Prozent. Insgesamt fiel die Zinskurve so flach wie zuletzt 2012 aus, da Anleger von kurzen in lange Laufzeiten umschichteten. Die kurzen Laufzeiten stiegen wegen der anstehenden Zinswende in den USA weniger deutlich, während am langen Ende des Marktes globale Sorgen für kräftige Käufe sorgten.

An der Börse legten AOL um 3,4 Prozent zu, da einem Bericht zufolge Verizon Communications an dem Unternehmen interessiert sein soll. Zwar dementierte Verizon Übernahmeabsichten, Anleger spielten die Transaktion aber dennoch. Verizon kletterten um 1,0 Prozent.

Walgreen Boots Alliance verbuchte im Dezember ein Umsatzplus von 9,2 Prozent. Die Aktie der Pharmakette legte um 0,3 Prozent zu. Coach sanken um 1,2 Prozent. Der Lederwarenproduzent und -einzelhändler hat laut informierten Kreisen das Schuhunternehmen Stuart Weitzman übernommen. Offenbar will Coach rund 600 Millionen Dollar in die Hand nehmen. Nach positiven Studienergebnissen bei einem Krebsmittel schnellten CytRx um 15,8 Prozent in die Höhe.

Quelle: ntv.de, wne/DJ

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