Marktberichte

Notenbanken entfesseln Märkte Wall Street dick im Plus

Eigentlich ein Krisensignal, wird die Aktion der Notenbanken an den Börsen gefeiert.

Eigentlich ein Krisensignal, wird die Aktion der Notenbanken an den Börsen gefeiert.

(Foto: AP)

Nicht nur in Europa auch in den USA wird zu Ehren der konzertierten Aktion der Notenbanken ein Kursfeuerwerk abgebrannt. Die Lockerung der Geldpolitik in China sowie gute Nachrichten vom US-Jobmarkt runden das erfreuliche Bild ab.

Ein ganzes Bündel geldpolitischer und konjunktureller Nachrichten hat den Aktien an Wall Street am Mittwoch zum größten Tagesgewinn seit Ende März verholfen. "Langsam wird es unheimlich", sagte ein Händler, nachdem sich zu einer konzentrierten Zins-Aktion der weltweit wichtigsten Zentralbanken und einer geldpolitischen Lockerung in China auch noch eine Reihe positiver US-Konjunkturdaten gesellten.

Der Dow-Jones-Index der 30 Industriewerte sprang um 4,2 Prozent auf 12.046 Punkte, während der S&P-500 um 4,3 Prozent auf 1247 Zähler anzog. Der technologielastige Nasdaq-Composite-Index ging 4,2 Prozent fester bei 2620 Punkten aus dem Handel.

Für gute Laune bei den Börsianern sorgte eine gemeinsame Notenbankaktion zur Stabilisierung des Finanzsystems. In einer konzentrierten Aktion haben die Notenbanken der USA, Kanadas, Englands, Japans, der Schweiz und die EZB die Zinsen für die so genannten Dollar-Swaps um einen halben Prozentpunkt gesenkt. Damit wird die Finanzierung in Dollar für internationale Bankinstitute erleichtert.

Daneben hatte die chinesische Notenbank angekündigt, ihre Geldpolitik zu lockern. Auch sie will die Mindestreserveanforderungen für ihre Landesinstitute senken. Im Jahreslauf hatte die Notenbank ihre Reserveanforderungen bereits sechs Mal erhöht.

Starker US-Arbeitsmarkt

Hervorragende Konjunkturdaten rundeten das positive Tagesbild ab: Am US-Arbeitsmarkt zeigte der ADP-Index 206,000 neugeschaffene Stellen im privaten Sektor. Volkswirte hatten lediglich mit einem Plus von 130,000 Stellen gerechnet. Der Index der Einkaufsmanager aus Chicago überraschte ebenfalls positiv. Vor allem die Auftragseingänge stiegen wesentlich stärker als erwartet, sie sprangen auf 70,2 nach 61,3. Selbst der US-Immobilienmarkt hatte Gutes zu berichten: Hier sprang der Verkauf ausstehender Häuser um 9,2 Prozent anstelle einer moderaten Prognose von 2 Prozent.

Unterdessen berichtete die US-Notenbank für Oktober und Anfang November über einen konjunkturellen Zuwachs in fast allen Teilen der USA und bescheinigte der US-Wirtschaft eine langsame aber stetige Erholung. Im Rahmen des Beige Book berichteten elf der zwölf Fed-Distrikte einen Zuwachs der Wirtschaftsaktivität. Allein die Fed von St. Louis verzeichnete einen Rückgang.

Besonders hoch sei der Überraschungseffekt der zahlreichen positiven Meldungen gewesen, da am Morgen das Treffen der Euroraum-Finanziminster vom Dienstag noch für Enttäuschung gesorgt habe, hieß es am Markt. Zudem hatte die Rating-Agentur Standard & Poor's (S&P) die Bonität vieler Kreditinstitute herabgestuft, darunter die sechs größten US-Finanzinstitute.

Einige Marktteilnehmer zeigten sich über die Nachhaltigkeit der Kursgewinne jedoch skeptisch. "Viele Leute wollen dies als möglichen Wendepunkt interpretieren, aber wir haben in den vergangenen sechs Monaten bereits gut ein halbes Dutzend solcher Wendepunkte gesehen und es bleibt die gleiche alte Geschichte", sagte etwa Charlie Smith von Fort Pitt Capital Group und fügte hinzu: "Angesichts der Gerüchte über Refinanzierungsprobleme bei einigen Banken in den vergangenen Tagen, haben die Zentralbanken kurzfristig das Feuer gelöscht. Sie kaufen sich Zeit." Wie viel Zeit sie jedoch genau gekauft hätten, sei ungewiss, so der Experte weiter.

Gewinne auf breiter Front

Mit der wiedergewonnenen Risikofreude zogen vor allem die konjunktursensiblen Sektoren oder jene mit hoher China-Nachfrage an. Bankentitel stiegen um 6,9 Prozent, Industriewerte um 5,9 Prozent. Im Stahlsektor sprangen US Steel um 15,3 Prozent auf 27,30 US-Dollar, die Papiere von Baggerbauer Caterpillar um 8,1 Prozent auf 97,88 US-Dollar. KB Home zogen um 7,6 Prozent auf 7,35 US-Dollar an. Unter den Bankenwerten verteuerten sich Morgan Stanley um 11,1 Prozent auf 14,79 US-Dollar und JP Morgan um 8,4 Prozent auf 30,97 US-Dollar.

Auch die Technologie-Werte legten kräftig zu. Der Index der Halbleiterwerte sprang um 5,6 Prozent nach oben. Gegen den Trend brachen Netflix jedoch um 4,5 Prozent auf 64,53 US-Dollar ein, nachdem Wedbush die Papiere auf "Underperform" von "Neutral" abgestuft hatte. Mit einem saftigen Minus von 3,6 Prozent auf 10,79 US-Dollar präsentierten sich auch OmniVision Technologies. Der Hersteller von Kamerasensoren hatte mit einem Gewinnrückgang um 27 Prozent im zweiten Quartal enttäuscht und zudem die Prognose für das laufende Jahresviertel kassiert.

Quelle: ntv.de, sla/DJ

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