Marktberichte

Dax moderat im Minus Wall Street kommt nicht Schwung

Die Wall Street hat mit Ach und Krach ein winziges Plus geschafft. Vor allem die mit dem sinkenden Ölpreis schwachen Energiewerte verhinderten Gewinne am Gesamtmarkt. Nach seinen jüngsten Rekorden kam auch der Dax kaum vom Fleck.

Kaum verändert hat sich der Dax am Donnerstag aus dem Handel verabschiedet und damit an seinen Trend der vergangenen beiden Tage angeknüpft. Während er zum Wochenstart mehr als 400 Punkte zugelegt hatte, kamen am Dienstag und Mittwoch zusammen nicht einmal 20 hinzu. "Der Dax schnauft durch", kommentierte n-tv-Börsenexperte Frank Meyer die heutige Situation am Markt. Weder die Steuerreformpläne von US-Präsident Donald Trump noch die Aussagen vom Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, nach der Ratssitzung konnten daran etwas ändern.

Der Dax schloss 0,2 Prozent im Minus bei 12.444 Punkten. Am Montag hatte der Leitindex mehr als 400 Punkte zugelegt, am Dienstag und Mittwoch jeweils 6 Zähler. Der MDax legte 0,1 Prozent auf 24.670 Stellen zu. Der TecDax, der zur Wochenmitte von den großen deutschen Indizes die deutlichsten Gewinne eingefahren hatte, beendete den Handel nahezu unverändert bei 2084 Punkten.

Konjunktur: Trump liefert nicht

Die Steuerversprechen Trumps hatten die jüngste Rally an den Börsen angeheizt. Damit war nun Schluss: Die Regierung in Washington will vor allem die Unternehmen massiv entlasten, die Firmensteuer wird auf 15 Prozent gesenkt. Auch sollen Abgaben auf im Ausland erwirtschaftete Erträge gedrückt werden.

"Die Kosten von schätzungsweise 5,5 Billionen Dollar in den kommenden zehn Jahren lassen die Nachhaltigkeit der Reform bezweifeln, selbst wenn sie genehmigt würde", hieß es dazu on der Mizuho Bank. Entscheidend ist nach Einschätzung von Experten nun, ob es gelingt, das Vorhaben durch den Kongress zu bekommen.

Die Anleger blickten daher schnell auf die Sitzung der EZB. Die Zinsen beließ die Zentralbank bei 0,00 Prozent auf historisch niedrigem Niveau. Draghi betonte anschließend ungeachtet der unveränderten "Forward Guidance", dass sich das wirtschaftliche Wachstum fortsetze und die Risiken für den konjunkturellen Ausblick sich weiter zurückgebildet hätten. "Insofern ist der Tenor der Äußerungen etwas zuversichtlicher und ein gradueller Schritt in Richtung einer veränderten Forward Guidance", interpretierte Helaba-Marktstratege Ralf Umlauf die Aussagen.

Dax: Flut an Unternehmenszahlen

Bei den Einzelwerten - und nicht nur im Dax - stand die Berichtssaison im Mittelpunkt. So verloren etwa BASF 1,3 Prozent. Gewinnmitnahmen, hieß es, denn Umsatz und Gewinnkennziffern lägen auf breiter Front über den Prognosen. "Dass viele Ziffern die Schätzungen um 5 bis 10 Prozent übertroffen haben, ist schon recht signifikant", sagte ein Marktteilnehmer. Das gelte auch für den Ausblick: Der Ebit-Anstieg soll nun im oberen Bereich der bisherigen Prognose von bis zu 10 Prozent liegen.

Von guten Zahlen sprachen Marktteilnehmer auch bei Bayer, deren Titel 4,7 Prozent anzogen. Sie waren damit größter Gewinner im Dax. Gewinn und Umsatz lägen deutlich über den Erwartungen, hieß es von Händlerseite. Den Ausblick hatte Bayer nun deutlich angehoben, und zwar sowohl für den Umsatz als auch für das bereinigte EBITDA.

Von gemischten Zahlen war dagegen bei der Lufthansa die Rede. Der Umsatz liege deutlich über den Erwartungen. Während sich das Ebit noch deutlicher verbessert habe als erwartet, sei das Konzernergebnis schwächer ausgefallen als im ersten Quartal des vergangenen Jahres. Die Aktien der Lufthansa hatten zudem im bisherigen Jahresverlauf deutlich zugelegt, sodass Gewinnmitnahmen den Kurs 4,5 Prozent drückten.

Deutsche Börse sprangen rund 4 Prozent an. Als neutral bis leicht positiv stuften Händler die Zahlen des Unternehmens ein. Der Nettogewinn hatte die Prognosen leicht, das Ebit hat sie deutlich übertroffen. Zugleich hatte die Deutsche Börse ein Aktienrückkaufprogramm über 200 Millionen Euro angekündigt.

Von einem enttäuschenden Zwischenbericht sprach ein Marktteilnehmer mit Blick auf die Deutsche Bank. "Die Erträge bleiben deutlich hinter den Erwartungen zurück", sagte er. "Das sieht so aus, als verliere das Institut Marktanteile", ergänzte er. Die Gewinnkennziffern seien von der niedrigen Risikovorsorge geschönt worden. Diese liege deutlich unter den Erwartungen, bei einer höheren Risikovorsorge hätte wahrscheinlich auch der Nettogewinn die Erwartungen verfehlt, so der Marktteilnehmer. Deutsche Bank-Aktien waren mit rund 3,5 Prozent einer der Top-3-Verlierer im Dax.

Das gute Geschäft bei Tesa stützte im ersten Quartal Beiersdorf. Der Kurs kletterte 0,3 Prozent. Den Ausblick hatte Beiersdorf bestätigt. "Der Aufwärtstrend dürfte weiter intakt bleiben", kommentierte ein Händler.

MDax: Licht und Schatten

Bei Airbus monierte ein Händler die Prognose für den so genannten Free Cashflow. Dieser soll laut dem Unternehmen 2017 "ähnlich" sein wie im Vorjahr. "Wir haben mit einem Anstieg des Cashflow von 15 Prozent gerechnet", hieß es. Airbus-Titel gewannen rund 2 Prozent ein.

Von guten Zahlen sprachen Marktteilnehmer dagegen bei Krones, deren Aktien dennoch etwa 3 Prozent verloren. Gewinn und Umsatz lägen über den Erwartungen, der Auftragseingang habe die Prognosen zumindest getroffen, hieß es von Handelsseite. Den Ausblick hat das Unternehmen bestätigt.

TecDax: Adva bleibt "vorsichtig"

Das höhere Margenziel von Siltronic stützte laut Händlern den Aktienkurs nicht, der fiel rund 2 Prozent. "Die neue Umsatzprognose deckt sich mit unseren Erwartungen, aber die Margenprognose ist besser", so ein Händler. Er habe mit einer EBITDA-Marge von 20 Prozent gerechnet, Siltronic rechnet nun mit mindestens 23 Prozent. Die höhere Margenprognose impliziere deutlich steigende Wafer-Preise.

Adva Optical sackten am Ende rund 4 Prozent ab. Der Umsatz des Unternehmens liege im ersten Quartal ebenso wie das Betriebsergebnis leicht über dem Marktkonsens, sagte ein Händler: "Die Erwartungen waren hoch, aber das Unternehmen hat sie erfüllt." Die Ziele für das zweite Quartal seien jedoch "vorsichtig formuliert".

Aixtron wiederum zogen 2,5 Prozent an. Zuletzt gab es positive Kommentare von Equinet, UBS, Warburg und aktuell von der Deutschen Bank. "Eine Kaufempfehlung mit einem Kursziel von acht Euro ist natürlich ein sehr starker Impuls", sagte ein Händler. Das Kursziel impliziere ein Aufwärtspotenzial von immerhin 67 Prozent, bezogen auf den Schlusskurs vom Mittwoch.

Europa: Roche überzeugt

Die Erstquartalszahlen von Orange deckten sich laut einem Händler mit den Konsensschätzungen. Das bereinigte EBTDA und die Marge lägen "minimal" über den Markterwartungen, die Kapitalausgaben hätten mit 1,49 Milliarden Euro die Konsensprognose minimal unterboten. Orange schossen etwa 1,5 Prozent fester.

Bei Roche kletterte der Kurs etwa 1,4 Prozent. "Der Umsatz liegt um gut 3 Prozent über unserer Prognose", sagte ein Analyst. Sowohl im wichtigen Pharmageschäft als auch in der Diagnostik hätten die Schweizer besser abgeschnitten als erwartet. Gut entwickelt habe sich vor allem das umsatzstarke Medikament Mabthera/Rituxan.

USA: Themenlage verschiebt sich

Überzeugende Quartalsbilanzen stützten die Wall Street etwas. Mehrere Unternehmen legten Zwischenberichte vor. Einige kamen am Markt gut an. Gesprächsthema war ferner die geplante Steuerreform von US-Präsident Trump. Sie sieht zwar deutliche Entlastungen für viele Firmen vor. Völlig unklar ist aber, wie Trump dies gegenfinanzieren will.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 0,03 Prozent höher auf 20.981 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 legte 0,05 Prozent auf 2388 Zähler zu. Der Index der Technologiebörse Nasdaq ging mit plus 0,39 Prozent bei 6048 Stellen aus dem Handel.

Gefragt waren etwa Under Armour, die rund 7 Prozent zulegen konnten. Der Gewinnrückgang des Sportartikelherstellers war geringer ausgefallen als erwartet. Der Pharmakonzern Bristol-Myers Squibb gewann etwa 3 Prozent. Das Unternehmen präsentierte einen deutlichen Umsatzanstieg. Nach Börsenschluss wurden die Quartalsberichte von Amazon und Alphabet veröffentlicht werden.

Der Internetkonzern Alphabet hat im ersten Quartal dank eines starken Umsatzwachstums deutlich mehr verdient. Zu den steigenden Einnahmen trugen vor allem die wachsenden Werbeeinnahmen bei. Der Nettogewinn stieg auf 5,4 Milliarden Dollar von 4,2 Milliarden im Vorjahreszeitraum. Je Aktie lag der Gewinn bei 7,73 Dollar und übertraf damit die Konsensschätzung der von Factset befragten Analysten von 7,38 Dollar deutlich.

Der Online-Händler Amazon ist im ersten Quartal zwar wie gewohnt rasant gewachsen. Der Gewinn hielt aber nicht ganz mit, zu hoch sind die Investitionen, die der US-Konzern nach der kleinen Pause vergangenes Jahr inzwischen wieder vornimmt. Es reichte aber für ein deutliches Übertreffen der Analystenprognosen. In den drei Monaten per Ende März setzte die Amazon.com Inc 35,7 Milliarden US-Dollar um und lag damit am oberen Ende der eigenen Vorgabe von 33,25 bis 35,75 Milliarden Dollar. Analysten hatte Amazon mit 35,3 Milliarden Dollar weniger zugetraut. Im Vorjahr waren 29,1 Milliarden Dollar Einnahmen geflossen.

Auch die Zahlen von Microsoft werden noch erwartet.

Devisen: Euro rauf und runter

Spekulationen auf weiterhin niedrige Leitzinsen in der Eurozone belasteten den Euro. Die europäische Gemeinschaftswährung fiel während einer Pressekonferenz mit EZB-Präsident Draghi am Nachmittag auf ein Tagestief von 1,0851 Dollar. Am Abend kostete der Euro 1,0868 Dollar und damit 0,3 Prozent weniger als noch zur Wochenmitte. Im frühen Handel stand er noch bei 1,0933 Dollar. Die EZB setzte den Referenzkurs auf 1,0881 Dollar fest nach 1,0893 Dollar am Mittwoch.

"Die zinstechnische Attraktivität des Euro wird sich auf absehbare Zeit nicht verbessern", fasste Devisenexperte Folker Hellmeyer von der Bremer Landesbank zusammen. Auch Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank erwartet nach Draghis Aussagen keine rasche Kursänderung der Währungshüter: "Draghi schlug zwar einen leicht optimistischeren Ton hinsichtlich des Wirtschaftsausblickes an, doch dies sollte nicht gleichgesetzt werden mit einer baldigen Normalisierung der Geldpolitik."

Rohstoffe: Deutlicher Abschlag bei Öl

Der Ölpreis baute seine Verluste im Handelsverlauf aus. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am Abend 50,52 Dollar. Das waren 2,5 Prozent weniger als am zur Wochenmitte. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel 2,7 Prozent auf 48,47 Dollar.

Der überraschend starke Rückgang der US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche hatte die Ölpreise am Mittwoch nur vorübergehend gestützt. Einen nachhaltigen Anstieg verhinderten die gestiegenen Benzin- und Destillatebestände. Zudem war die Ölproduktion in den USA auf den höchsten Stand seit Mitte 2015 geklettert. Insgesamt bleibt das Angebot an Rohöl weltweit hoch - das belastet tendenziell die Preise.

Asien: Gewinnmitnahmen

Die jüngste Rally an den ostasiatischen Aktienmärkten, vor allem an der Tokioter Börse, ist vorerst beendet. Die mit Spannung erwarteten US-Steuerpläne hätten enttäuscht, hieß es auch von asiatischen Marktteilnehmern. Grundsätzlich bleibe die Stimmung aber weiter optimistisch.

In Tokio gab der Leitindex Nikkei 0,2 Prozent auf 19.252 Punkte nach. Zu den Verlieren zählte der Elektronikkonzern Renesas mit einem Abschlag von fast 10 Prozent. Medienberichten zufolge will sich ein Staatsfonds von einem großen Anteil an dem Unternehmen trennen. Im Blickpunkt stand auch der Autozulieferer Takata, dem seit geraumer Zeit ein Skandal um weltweit mehr als 100 Millionen zurückgerufene Airbags zu schaffen macht. Die Papiere wurden vom Handel ausgesetzt. Hintergrund war ein Medienbericht, wonach das Unternehmen einen Antrag auf Gläubigerschutz erwägt.

Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans notierte leicht schwächer. Auch der Shanghai Composite, der HSI in Hongkong und der Kospi in Seoul verzeichneten leichte Abgaben.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts/dpa

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