Marktberichte

Zinsspekulation hilft Banken Wall Street beendet Verlustserie

Vier Tage in Folge hatte der Dow Jones Verluste verbucht - nun helfen gute Konjunkturdaten, den Trend zu drehen. Vor allem Banken profitieren vonÄußerungen der Fed-Chefin Yellen. Was die Republikaner zur Steuerreform vorlegen, überzeugt dagegen nicht.

Zur Wochenmitte haben sich die US-Börsen erholt, nachdem der Dow-Jones-Index zuvor vier Handelstage in Folge, mehr oder weniger deutlich, mit Abgaben geschlossen hatte. Gute Konjunkturdaten stützten den Markt, der von Finanzwerten angeführt wurde. Diese wiederum profitierten von der Erwartung steigender Zinsen.

Der Dow-Jones-Index schloss 0,3 Prozent höher bei 22.341 Punkten. Er wurde unter anderem von der Nike-Aktie gebremst. Die Quartalszahlen des Sportartikelherstellers hatten nicht in allen Punkten überzeugt. Für den S&P-500 ging es dagegen um 0,4 Prozent auf 2.507 Punkte nach oben. Der Index erreichte im späten Handel bei 2.511,75 Punkten ein neues Rekordhoch. Der Nasdaq-Composite stieg um 1,2 Prozent.

Was sich am deutschen Aktienmarkt heute tat, können sie im "Börsen-Tag" von n-tv.de nachlesen.

Noch während der Börsensitzung wurde der Entwurf der Republikanischen Partei für eine Steuerreform veröffentlicht, eines der zentralen Wahlversprechen von US-Präsident Donald Trump. Demnach soll unter anderem die Unternehmenssteuer von derzeit 35 Prozent auf 20 Prozent gesenkt werden. Das rief Kritiker auf den Plan: "Es stellt sich vor allem die Frage nach der Gegenfinanzierung", sagte ein Marktteilnehmer.

Mit James Bullard, Präsident der Federal Reserve von St. Louis, meldete sich ein weiterer US-Notenbankvertreter zu Wort. Er sehe keine Notwendigkeit, die Zinsen bald zu erhöhen, meinte Bullard. Das eher mäßige Wirtschaftswachstum und die geringe Inflation rechtfertigten es, die Zinsen auf dem aktuellen Niveau zu belassen.

Bullard ist derzeit nicht stimmberechtigt im Offenmarktausschuss der Fed. Wohl deshalb vermochten seine Äußerungen die Zinsspekulationen nicht zu dämpfen, auch wenn sie im Widerspruch zu dem standen, was US-Notenbankpräsidentin Janet Yellen am Dienstag gesagt hatte. Yellen hatte den Kurs moderater Zinserhöhungen trotz einer hartnäckig schwachen Inflation verteidigt. Die Fed hat ihre Leitzinsen in diesem Jahr bereits zweimal erhöht und rechnet mit einer weiteren Erhöhung spätestens im Dezember.

Die Nordkorea-Krise ist zwar wieder etwas in den Hintergrund getreten, schwelt aber weiter. Erst am Vortag hatten die USA die Sanktionsschraube weiter angezogen. Dagegen hatte US-Verteidigungsminister James Mattis zuletzt betont, die Krise auf diplomatischem Wege lösen zu wollen. 

Der Goldpreis baute seine Verluste aus. Der Preis für die Feinunze litt nach wie vor unter der Aussicht auf eine weitere Zinserhöhung in diesem Jahr. Ein neuerlicher Zinsschritt würde die Attraktivität des zinslosen Edelmetalls mindern. Da zudem die Nordkorea-Krise wieder etwas in den Hintergrund getreten sei, fehle es an Käufern im "sicheren Hafen" Gold, sagte ein Beobachter. Der Goldpreis fiel um 0,6 Prozent auf 1.286 Dollar je Feinunze.

Mit einer uneinheitlichen Tendenz zeigten sich die Ölpreise nach der Bekanntgabe der wöchentlichen US-Lagerdaten. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI stieg um 0,5 Prozent auf 52,14 Dollar, für Brent ging es hingegen um 0,9 Prozent auf 57,90 Dollar nach unten. Die Rohölbestände fielen wider Erwarten. Allerdings hatten bereits die am Vorabend veröffentlichten Daten des Branchenverbands API für die vergangene Woche einen leichten Rückgang gezeigt, so dass die Überraschung nicht allzu groß gewesen sein dürfte. Positiv aufgenommen wurde aber, dass die Ölexporte in der vergangenen Woche so hoch wie nie zuvor waren. Die Exporte dürften in den kommenden Wochen rasch steigen, bis sich der Preisunterschied zwischen WTI und Crude verringere, erwartete Troy Vincent, Ölanalyst bei ClipperData.

Euro / Dollar
Euro / Dollar 1,07

Der Euro baute seine Vortagesverluste noch etwas aus und kostete im späten US-Handel etwa 1,1750 Dollar. Mit Verweis auf den Ausgang der Bundestagswahl wurde weiter eher von einer Euro-Schwäche als einer Dollar-Stärke gesprochen. Für die Commerzbank stellt sich zudem die Frage, wie weit der Dollar noch steigen kann, angesichts der andauernd schwachen Inflation in den USA. Auf die Details zur geplanten US-Steuerreform reagierte der Greenback nicht.

Finanzwerte profitierten erneut von Spekulationen auf steigende US-Zinsen, nachdem Fed-Chefin Yellen am Dienstag vor zu langsamen Zinsschritten gewarnt hatte. Der Finanzsektor rückte um 1,3 Prozent vor. Die Bankenaktien im S&P-500 gewannen im Schnitt 1,6 Prozent. Im Dow legten JP Morgan um 1,6 Prozent zu, obwohl die Bank über 4 Milliarden Dollar Schadensersatz zahlen muss, weil sie Fehler bei der Verwaltung des Vermögens einer ehemaligen Führungskraft von American Airlines gemacht habe. Goldman Sachs stiegen um 2,1 Prozent.

Bei den Einzelwerten stand vor allem die Nike-Aktie im Blickpunkt. Der US-Sportartikelhersteller hat mit dem Gewinn für das erste Quartal die Erwartungen der Analysten übertroffen, der Umsatz fiel aber lediglich im Rahmen der Prognosen aus. Außerdem gab sich Nike beim Ausblick auf das zweite Quartal vorsichtig. Die Aktie verlor 1,9 Prozent.

Dagegen ging es für die Papiere von Micron Technology um 8,5 Prozent nach oben. Der Halbleiter-Konzern übertraf die Markterwartungen sowohl gewinn- wie auch umsatzseitig.

Boeing legten um 0,6 Prozent zu. Der Flugzeugbauer ist Nutznießer von US-Strafzöllen gegen den kanadischen Wettbewerber Bombardier. Dessen Aktien brachen in Toronto um 7,9 Prozent ein. Zeitweise hatten sie fast 14 Prozent im Minus gelegen.

Quelle: ntv.de, mbo/DJ

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