Marktberichte

Zwischenfall im Nahen Osten Jet-Abschuss setzt Dax unter Druck

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(Foto: imago/McPHOTO)

Für Turbulenzen an den Börsen sorgt der Abschuss eines russischen Kampfjets in der türkisch-syrischen Grenzregion. Der Dax büßt deutlich ein, heftiger erwischt es die Börsen in Moskau und Istanbul. Auch Lufthansa-Aktien geraten unter Druck.

Unter Druck stand der deutsche Leitindex am zweiten Tag der Handelswoche, rutschte unter die 11.000er-Marke und blieb dort bis zum Handelsschluss. Belastend wirkte der Abschuss eines russischen Kampfflugzeugs im türkisch-syrischen Grenzgebiet. Der Dax gab 1,4 Prozent auf 10.934 Punkte nach. "Man ist hier eindeutig nervös", berichtete n-tv-Börsenexpertin Katja Dofel vom Frankfurter Parkett. Nach den Terroranschlägen in Paris, welche die Börsen wenig berührt hätten, sei dies möglicherweise nun eine schlechte Nachricht zu viel gewesen.

Noch deutlicher war die Reaktion an der Moskauer Börse, wo der Leitindex mehr als drei Prozent einbüßte. An der Börse in Istanbul waren es 4,4 Prozent. Zudem gab die türkische Lira um 0,8 Prozent nach.

Aktien internationaler Fluggesellschaften wie Lufthansa, Air France-KLM und IAG gerieten ebenfalls unter Druck. Sie fielen zwischen 4 und 5 Prozent. Auch Reiseveranstalter wie Tui und Thomas Cook notieren zwischen 1,7 und 3 Prozent tiefer. "Der Sektor stand aber schon seit am Morgen unter Druck wegen der Reisewarnung der USA ", so ein anderer Händler. Der Zwischenfall hätte lediglich die Abgaben verschärft. Andere Martbeobachter sahen als Auslöser der Verkäufe die Buchungszahlen von ForwardKeys. Dem Branchendienst zufolge wollten in der Woche nach den Anschlägen von Paris 27 Prozent weniger Menschen per Flugzeug in die französische Hauptstadt reisen als im Vorjahreszeitraum.

Neben den Reise-Aktien standen auch die Titel der Luxusgüter-Hersteller unter Druck. Sie gelten als stark abhängig von der Reise-Industrie. So verloren LVMH 4,6 Prozent, Burberry 5,4 Prozent oder Hermes 2,5 Prozent.

Angesichts der schlechten Nachrichten trat der besser als erwartete Ifo-Index etwas in den Hintergrund. Der Ifo-Geschäftsklimaindex ist im November auf 109,0 Punkte gestiegen, das ist der höchste Stand seit Juni 2014. Die Konsensschätzung von Volkswirten lautete auf einen zum Oktober unveränderten Indexwert von 108,2 Punkten.

Frankfurt: VW machen Terrain wieder gut

Der Dax schloss 1,4 Prozent schwächer auf 10.934 Punkten. Für den MDax ging es 1,5 Prozent nach unten auf 20.942 Zähler. Ebenfalls ein deutlicher Verlust stand beim TecDax zu Buche, der 1,7 Prozent abgab auf 1796 Zähler. Nach unten geht es auch mit dem Euro-Stoxx-50, der 1,2 Prozent nachließ auf 3405 Punkte.

Bei den Einzeltiteln schob sich VW in den Vordergrund. Die Aktie legte nach anfangs deutlicheren Gewinnen am Ende immer noch 5,5 Prozent zu und war damit einziger Gewinner im Dax. Grund für die Gewinne waren Aussagen von Konzernchef Matthias Müller, dass sich für "über 90 Prozent" der vom Abgasskandal betroffenen Dieselfahrzeuge eine Software-Lösung finden lasse. Den Aufwand dafür bezeichnete Müller als "technisch, handwerklich und finanziell überschaubar". "Das macht natürlich Hoffnung, dass VW mit viel geringeren Schadenszahlungen oder dem Zwang zu Rückkäufen von Autos auskommen wird, als bisher befürchtet", sagte ein Händler. Die Aussagen von Audi zur Nutzung von abgasoptimierter Software in den USA seien demgegenüber nicht so wichtig, da sie sich nur auf die bereits bekannten 3-Liter-Motoren beziehen würden.

Im Rampenlicht standen außerdem die Papiere der Allianz. Der Versicherer will seinen Gewinn je Aktie in den kommenden Jahren um durchschnittlich fünf Prozent steigern. Außerdem soll die Eigenkapitalrendite auf 13 Prozent zulegen. Allianz-Titel gewannen zunächst, ließen sich aber vom allgemeinen Abwärtstrend nach unten ziehen und büßten 0,9 Prozent ein.

USA: Wall Street baut Verluste ab

Auch an der Wall Street beginnt der Handelstag mit Verlusten. Diese werden aber zum Handelsende vollständig abgebaut. Im Blick steht auch dort der Abschuss eines russischen Kampfflugzeugs durch die Türkei nahe der türkisch-syrischen Grenze. "Es gibt bereits viel Spannungen im Nahen Osten und nun kommt dies noch dazu", sagt Wouter Sturkenboom von Russell Investments.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schließt um 0,1 Prozent höher bei 17.812 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 gewinnt ebenfalls 0,1 Prozent auf 2089 Zähler. Die Technologiebörse Nasdaq schließt nahezu unverändert bei 5103 Stellen.

Unter den Verlierern sind insbesondere Tourismus- und Luftfahrtwerte. Die Kreuzfahrtunternehmen Carnival und Royal Caribbean verlieren 1,9 beziehungsweise 0,5 Prozent an Börsenwert. United Continental geben mehr als drei Prozent nach.

Auf den Einkaufslisten stehen dagegen Tiffany. Sie gewinnen 3,4 Prozent, obwohl der Edeljuwelier im vergangenen Geschäftsquartal belastet durch den starken Dollar einen überraschenden Umsatzrückgang verzeichnete. Der Kurs von Campbell Soup zieht dagegen 2,8 Prozent an. Der Suppenhersteller übertraf mit seinem Quartalsgewinn die Markterwartungen und hob seine Prognose fürs Gesamtjahr an.

Asien: Tokio und Shanghai leicht im Plus

Nikkei
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Anleger an den asiatischen Börsen haben sich überwiegend mit Aktienkäufen zurückgehalten. In China fürchteten Investoren angesichts einer Reihe anstehender Börsengänge Liquiditätsengpässe am Markt. Zudem belasteten weiter gesunkene Rohstoffpreise die Aktien von Metallproduzenten.

Der chinesische Leitindex in Shanghai machte anfängliche Verluste aber wieder wett und ging 0,2 Prozent fester aus dem Handel. Der CSI 300, in dem die größten Unternehmen aus Shanghai sowie Shenzhen zusammengefasst sind, schloss unverändert. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans notierte leicht im Minus. Auch in Hongkong gaben die Kurse nach. Mit einem Minus von rund einem Prozent fielen die Verluste in Australien  und Taiwan am höchsten aus.

Dagegen ging die japanische Börse nach einem verlängerten Wochenende mit einem leichten Plus aus dem Handel. Der Nikkei stieg in einem schwachen Handelsumfeld um 0,2 Prozent auf 19.924 Zähler.

Bei den Einzeltiteln standen die Papiere von Sharp im Fokus. Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Kyodo könnte ein Fonds bei dem japanischen Elektronikhersteller einsteigen, sollten sich Banken zu einem Erlass von Schulden durchringen. Die Aktien stiegen um fast 14 Prozent.

Devisen: Euro kann etwas zulegen

Der Euro-Kurs ist gestützt durch robuste Konjunkturdaten aus der Eurozone leicht gestiegen. Die europäische Gemeinschaftswährung wurde am Nachmittag mit 1,0641 US-Dollar gehandelt. Am späten Montagnachmittag war der Euro noch auf 1,0593 Dollar gefallen und damit auf den tiefsten Stand seit April. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am frühen Nachmittag auf 1,0651 (Montag: 1,0631) Dollar festgesetzt.

Starke Konjunkturindikatoren aus Deutschland und Frankreich haben den Eurokurs laut Händlern gestützt. So war das Ifo-Geschäftsklima im November trotz zahlreicher Risiken auf den höchsten Stand seit Mitte 2014 gestiegen. In Frankreich war das Geschäftsklima gar auf das höchste Niveau seit August 2011 geklettert. Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, begründete die gute Stimmung in Deutschland vor allem mit der starken privaten Konsumnachfrage, die durch die niedrigen Zinsen der EZB angefacht werde. Konjunkturdaten aus den USA fielen uneinheitlich aus.

Rohstoffe: Öl und Gold wieder gefragter

Im Sog eines weiter starken Dollars fielen die Preise für Basismetalle wie Kupfer, Nickel und Aluminium erneut auf Mehrjahrestiefs. Öl dagegen verteuert sich leicht. Saudi-Arabien hatte angekündigt, zusammen mit Mitgliedern der Opec, aber auch mit Nichtmitgliedern des Erdölkartells, den Ölmarkt stabil halten zu wollen. Marktbeobachter werteten die Kommentare der Saudis als Signal für eine mögliche Fördersenkung. Für WTI ging es um 1,19 Dollar nach oben auf 42,94 Dollar. Die Nordsee-Sorte Brent legt um 1,28 Dollar zu auf 46,11 Dollar.

Das Edelmetall Gold hingegen erlebt einen Nachfrageschub: Nach Bekanntwerden des Abschusses eines russischen Flugzeugs in der syrisch-türkischen Grenzregion machte der Preis "die Krisen-Währung" einen Hüpfer und stieg auf 1080,51 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).

Der Kupfer-Future handelt bei 4463 Dollar pro Tonne, nach einem Eröffnungskurs von 4480 Dollar. Am Montag waren die Futures auf den tiefsten Wert seit sechseinhalb Jahren gefallen. Die Eisenerzpreise liegen nur einen Wimpernschlag oberhalb ihrer Zehnjahrestiefs, nach einem scharfen Rückgang zu Wochenbeginn.

Quelle: ntv.de, kst/jwu/rts/DJ

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