Marktberichte

Inflationsrate nimmt Druck von EZB Euro sprintet auf neues Jahreshoch

Inflation gestiegen - Eurokurs auch.

Inflation gestiegen - Eurokurs auch.

(Foto: REUTERS)

Die europäische Gemeinschaftswährung hat den Dämpfer vom Vortag weggesteckt. Rückenwind kommt zuerst vom Einzelhandel. Für eine kleine Explosion sorgt dann die Teuerungsrate: Plötzlich scheint eine weitere Zinssenkung vom Tisch.

Nach den überraschend stark gestiegenen Verbraucherpreisen in der Eurozone im Februar ist der Euro zu US-Dollar, Yen und Pfund Sterling nach oben gesprungen. Der Euro ließ sogar die Marke von 1,38 Dollar hinter sich und pendelte dann um die Hürde. Buchstäblich binnen Minuten legte die Gemeinschaftswährung fast einen Cent zu und markierte ein neues Jahreshoch bei 1,3813 Dollar.

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,07

Zum Yen und zum Pfund Sterling legte der Euro ebenfalls etwas zu. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen stieg leicht auf 1,59 Prozent.

Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,3813 (Donnerstag: 1,3656) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7240 (0,7323) Euro. Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,82625 britische Pfund, 140,63 japanische Yen und 1,2153 Schweizer Franken fest.

"Der Markt hat das Risiko eher auf der Unterseite gesehen, also bei einer niedrigeren Inflation als die Konsensschätzung von 0,7 Prozent", sagt ein Händler. Stattdessen liege die Teuerung mit 0,8 Prozent darüber. "Damit könnte eine Zinssenkung durch die EZB in der nächsten Woche vom Tisch sein und das stützt den Euro auf breiter Front." Am Rentenmarkt hat der Bund-Future nachgegeben. Auch für Lothar Hessler, Analyst bei HSBC Trinkaus, ist die Wahrscheinlichkeit, dass die EZB nächste Woche aktiv wird, kleiner geworden.

Teuerungsrate unter scharfer Beobachtung

Waren und Dienstleistungen kosteten im Schnitt 0,8 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie die Statistikbehörde Eurostat mitteilte. Im Vergleich zum Januar ist der Anstieg der Verbraucherpreise damit konstant geblieben. Wegen der laufenden Diskussion über Deflationsgefahren im Euroraum stehen Preisdaten derzeit unter verstärkter Beobachtung. Trotz der stabilen Entwicklung liegt die Inflation deutlich unter dem Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB), die bei einer Inflationsrate von knapp zwei Prozent von stabilen Preisen spricht.

Für zusätzliche Alarmsignale sorgten jüngste EZB-Daten, wonach die Kreditvergabe der Banken an Unternehmen und Haushalte sehr schwach geblieben ist. Besonders die schwache Kreditvergabe in Südeuropa gilt als Hemmschuh für das Wachstum im gemeinsamen Währungsraum. Der EZB-Rat wird in der kommenden Woche neue Prognosen zu Wachstum und Inflation vorlegen und auf deren Basis entscheiden, ob eine weitere Lockerung der Geldpolitik angemessen ist.

Auf der anderen Seite kommen Anleihen unter Abgabedruck: Die Renditen der zehnjährigen Bundesanleihen steigen um vier Basispunkte auf 1,91 Prozent. Belastend für den Aktienmarkt wirkt sich zudem aus, dass die Arbeitslosigkeit in der Eurozone nicht zurückkommt.

Mitten in den politischen Neuanfang hinein gab es enttäuschende Daten vom italienischen Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosigkeit hat zu Jahresbeginn wegen der schwachen Wirtschaftslage und einer steigenden Zahl Arbeitssuchender den höchsten Stand seit fast 40 Jahren erreicht.

Hrywnja entspannt sich leicht

Derweil stützen Spekulationen auf ein baldiges Hilfspaket für die Ukraine die Währung des Landes. Ein Dollar verlor am Freitag 6,7 Prozent auf 9,80 Hrywnja - am Vortag hatte der Greenback noch auf einem Rekordhoch von elf Hrywnia notiert. "Je schneller sich die ukrainische Regierung mit dem IWF einigen kann, desto besser für die Hrywnia", sagte Commerzbank-Analystin Thu Lan Nguyen.

Der IWF will kommende Woche in die Ukraine reisen, um ein Abkommen auszuhandeln. Die EU könnte nach den Worten von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier eine Milliarde Dollar zu einem Hilfspaket beisteuern. Die hoch verschuldete Ukraine hatte erklärt, dass sie in den kommenden zwei Jahren 35 Milliarden Dollar benötigt, um einen Staatsbankrott abzuwenden.

Yuan-Schwäche dauert an

Im Blick bleibt unterdessen auch der Yuan, dessen ungewohnte und ausgeprägte Schwäche sich mit erhöhtem Tempo fortsetzt. Am Freitag gab die chinesische Landeswährung zum amerikanischen Dollar zeitweise um 0,85 Prozent nach. Das war der größte Verlust im Tagesgeschäft seit sieben Jahren. Zuletzt erholte sich der Yuan wieder etwas. Er notierte mit 6,1498 Yuan je Dollar 0,35 Prozent schwächer als am Vortag.

Die Mehrheit der Analysten vermutet, dass es sich um eine von der chinesischen Notenbank gewollte Abwertung handelt. Andere Beobachter sind der Auffassung, dass Risiken wie der heiß gelaufene Immobilienmarkt oder die überwiegend unkontrollierten Schattenbanken den Kurs drücken.

Schweden-BIP sprengt Erwartungen

In Schweden wertet die Krone zum Wochenausklang kräftig zum Euro auf, nachdem die Entwicklung des schwedischen BIP im vierten Quartal veröffentlicht wurde. Die Markterwartung wurde dabei klar geschlagen. Während Volkswirte im vierten Quartal lediglich mit einem Wachstum von 0,6 Prozent gerechnet hatten, kletterte das BIP in Schweden um 1,7 Prozent.

Für 2013 ergibt sich damit ein BIP-Wachstum von 3,1 Prozent entgegen der Prognose von 1,3 Prozent. Nach Veröffentlichung der BIP-Zahlen stürzte der Euro von 8,9225 Kronen auf knapp über 8,85 Kronen ab und notiert aktuell mit 8,8548 Kronen. Für die Norwegische Krone geht es von 1,0780 Schwedenkronen abwärts auf aktuell 1,0700 Schwedenkronen, der US-Dollar büßt von rund 6,52 Kronen auf aktuell 6,4591 Kronen ein.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ

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