Marktberichte

Dax leidet unter schwachen US-Daten 27 von 30 Dow-Werten sacken deutlich ab

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(Foto: picture alliance / dpa)

Mächtig auf die Kauflaune schlagen am deutschen Aktienmarkt die Zahlen von Tech-Konzernen aus den USA. Apple, Microsoft und Yahoo enttäuschen, was auch die Kurse deutscher Chipbauer belastet. Der Dax verbucht ein deutliches Minus.

Auf keinen grünen Zweig kam der Dax am heutigen Mittwoch und beendete den Handelstag wie er begann: mit Verlusten. Nachdem am Vorabend in den USA Apple, Microsoft und Yahoo mit ihren Zahlen enttäuscht hatten, büßte der deutsche Leitindex 0,7 Prozent ein. "Die Berichtssaison in den USA verläuft holprig", sagte ein Aktienhändler.

Dax
DAX 17.917,28

An der Börse wurde sich die Frage gestellt, ob die jüngste Aufwärtsbewegung der europäischen Indizes nun bereits zu Ende ist. Sowohl der Euro-Stoxx-50 wie auch der Dax haben es bisher nicht geschafft, die Hochs aus dem April erneut zu testen. Die Euphorie über das Ende des Griechenland-Dramas geht nun in die Beobachtung der weiteren Entwicklung über. Heute soll ein weiteres Gesetzespaket vom Parlament verabschiedet werden. Dabei handelt es sich um die Reform der Justiz sowie die Umsetzung des Bankenrestrukturierungsgesetz.

"Allerdings ist die Konkretisierung der Rentenreform sowie die Abschaffung von Steuervorteilen für die griechischen Bauern wieder von der Agenda verschwunden", sagte Dirk Gojny von der National-Bank. Dementsprechend gebe es schon wieder erste kritische Stimmen, die die Umsetzung der vereinbarten Maßnahmen einfordern. Dennoch sollen ab Donnerstag Verhandlungen zwischen der griechischen Regierung sowie Vertretern von Europäischer Union, des IWF, der Europäischen Zentralbank (EZB) und dem Rettungsfonds ESM aufgenommen werden. Die EZB hat derweil die Ela-Notkredite für Athen erneut um 900 Millionen Euro aufgestockt.

Der Apple-Ausblick belastet die Stimmung an den internationalen Börsen und insbesondere der Technologiebranche. Der europäische Technologiesektor verliert 1,7 Prozent. In Asien litten Zulieferer unter dem Ausblick auf das neue Quartal. Apple rechnet nun mit einem Viertquartalsumsatz von 49 bis 51 Milliarden Dollar, die Analystenschätzungen lagen jedoch leicht über 51 Milliarden Dollar. Nun heißt es, die Zulieferer könnten zu sehr auf Halde produziert haben.

Deutschland: Apple belastet auch deutsche Konzerne

Infineon
Infineon 32,52

Der Dax schloss am Ende 0,7 Prozent niedriger auf 11.521 Punkten. Für den MDax ging es 0,5 Prozent nach unten auf 20.826 Zähler. Beim technologielastigen TecDax zeigte sich ein Minus von 0,6 Prozent auf 1803 Punkte, der Euro-Stoxx-50 büßte 0,4 Prozent ein.

Spitzenreiter im Dax waren die Aktien von Lufthansa, die 0,7 Prozent zulegten. Auch Allianz standen mit einem Plus von 0,6 Prozent am oberen Ende des Index.

Mit Munich Re hatte sich die Ratingagentur Fitch befasst - und das Finanzstärkerating des Dax-Konzerns auf AA von AA- angehoben. Der Ausblick ist stabil. Schönheitsfehler sei nur die eher mäßige Entwicklung der Erstversicherungstochter Ergo. Die Aktien des Rückversicherers stiegen um 0,1 Prozent.

Bei den Einzeltiteln konnten sich auch in Deutschland einige Werte nicht dem Sog der US-Zahlen entziehen. Im Dax landeten Infineon mit einem Minus von 6,3 Prozent ganz hinten. Die Apple-Zahlen belasteten zudem Dialog Semiconductor, die im TecDax mit einem Minus von 5,2 Prozent ebenfalls ganz hinten landeten. In der Vergangenheit hatten auch Manz als Zulieferer gegolten, sie sollen den Apple-Auftrag aber verloren haben. Manz gaben 1,2 Prozent ab.

Zooplus
Zooplus 210,00

Der SDax-Titel Zooplus konnte das hohe Wachstumstempo halten und ist auf dem besten Wege, das Jahresziel zu übertreffen. Die Umsätze stiegen im in den ersten sechs Monaten um 36 Prozent und lagen damit leicht über der Schätzung der Analysten. "Spannend ist, wie sich das starke Umsatzwachstum auf das Ergebnis auswirkt" so ein Händler. Für die Zooplus-Aktie ging es 2,9 Prozent nach oben.

Bei Tom Tailor konnten vorläufige Halbjareszahlen nicht stützen. Die Aktien gaben um 0,5 Prozent ab. Der Umsatz war im abgelaufenen Quartal sowohl in der Stammmarke als auch in der Marke Bonita wieder leicht gewachsen.

USA: Wall Street rutscht immer tiefer

Nach einem tiefroten Start scnraubten sich die US-Aktienmärkte immer weiter abwärts. Neue Schwächesignale aus der chinesischen Industrie verdarben den Anlegern jegliche Kauflust und lösten eine neue Verkaufswelle aus, die sich im späten Geschäft nochmals beschleunigte. 27 der 30 Werte im Dow verloren 2 Prozent oder mehr. Der Dow-Jones-Index fiel um 2,8 Prozent auf 16.058 Punkte, der S&P-500 gab 3 Prozent nach auf 1914 Punkte und der Nasdaq-Composite verlor 2,9 Prozent auf 4636 Punkte.

Auch amerikanische Daten konnten nicht überzeugen. Zwar entsprach der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende US-Gewerbe genau den Erwartungen, doch der Index des Institute for Supply Management (ISM) enttäuschte, fiel er doch auf den tiefsten Stand seit über zwei Jahren. Hinweise auf die Terminierung der avisierten Zinserhöhung in den USA ließen sich daraus indes kaum ableiten.

Energiewerte gehörten zu den schwächsten Sektoren. Exxon verloren 4,2 Prozent und Chevron 3,5 Prozent.  Bei den übrigen Einzelwerten standen Valeant Pharmaceuticals im Fokus, nachdem die Kanadier ein Abkommen mit dem Pharmariesen AstraZeneca über die Rechte zum Verkauf des Medikaments Brodamulab gegen Schuppenflechte eingegangen sind. Valeant nimmt damit quasi den Platz von Amgen ein. Amgen hatte sich aus dem Projekt mit AstraZeneca verabschiedet wegen Zweifeln an der Wirksamkeit des Präparats. Die Valeant-Aktie notierte 2,9 Prozent niedriger, Amgen 2,8 Prozent.

Devisen: Euro fällt unter 1,09 Dollar

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,07

Der Euro fiel zeitweise unter die Marke von 1,09 Dollar zurück, nachdem am Dienstagabend noch rund 1,0940 Dollar für die Gemeinschaftswährung gezahlt worden waren. Im späten US-Geschäft kostete der Euro gut 1,0910 Dollar. Zuvor hatte die Europäische Zentralbank (EZB) den Referenzkurs auf 1,0902 (Dienstag: 1,0867) Dollar festgesetzt.

Der entscheidende Impuls für den Handel am Devisenmarkt kam am Nachmittag mit der Veröffentlichung neuer Konjunkturdaten aus den USA. Der Dollar profitierte von überraschend guten Zahlen vom Immobilienmarkt. Die US-Währung konnte wieder an die Kursstärke der vergangenen Handelstage anknüpfen, während der Euro im Gegenzug unter Druck geriet.

Die Entwicklung am Häusermarkt gilt als mit entscheidend für die Konsumstimmung der amerikanischen Haushalte und damit für die weitere Konjunkturentwicklung in den USA insgesamt. Sollte sich das solide Wirtschaftswachstum fortsetzen, will die US-Notenbank noch in diesem Jahr mit einer Erhöhung der Leitzinsen beginnen. Analysten erwarten den Startschuss für die Zinswende mehrheitlich im September.

Rohstoffe: Öl und Gold verbilligen sich

Rohöl (Brent)
Rohöl (Brent) 89,23

Am Ölmarkt gab der Preis für das Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI um 3,3 Prozent bzw 1,67 Dollar auf 49,19 Dollar nach, nachdem die US-Regierung überraschend einen Anstieg ihrer Rohölvorräte gemeldet hatte. Analysten hatten mit einer Abnahme der Lagerbestände gerechnet. Brentöl verbilligte sich um 1,6 Prozent bzw 0,91 Dollar auf 56,13 Dollar.

Am Markt wurden die Preisabschläge mit neuen Vorratszahlen aus den USA begründet. Das private American Petroleum Institute (API) hatte am Abend einen Anstieg der Rohölbestände gemeldet. Das deutet darauf hin, dass die Ölschwemme in den USA anhält. Am Nachmittag wird das Energieministerium seine wöchentlichen Lagerdaten bekannt geben. Analysten rechnen mit einem Rückgang.

Gold, Feinunze
Gold, Feinunze 2.332,25

Abseits des Aktienmarktes hält die Baisse des Goldpreises unvermindert an. ür die Feinunze wurde erstmals seit März 2010 ein Settlementpeis von unter 1.100 Dollar ermittelt. Sie ermäßigte sich um 1,1 Prozent bzw 12 Dollar auf 1.091,50 Dollar.  Nun folgt der Abgesang der Analysten. ABN Amro erwartet für das laufende Jahr einen Rückgang bis auf 1000 Dollar, 2016 soll es dann sogar bis auf 800 Dollar 'runter gehen.

Hauptgründe für die eklatante Schwäche seien das schlechte Anlegersentiment im Vorfeld der Zinserhöhung in den USA und die maue physische Nachfrage in den Hauptmärkten. "Auch wenn wir damit rechnen, dass die chinesische Nachfrage, vor allem bei Goldschmuck, anziehen dürfte, wird dies nicht ausreichen, den Negativtrend zu stoppen", sagen die Experten. Auch Goldman Sachs sieht den Goldpreis kurzfristig unter 1000 Dollar.

Asien:  Japanische Firmen mit Apple-Verbindung belastet

Nikkei
Nikkei 37.628,48

Enttäuschende Quartalzahlen von US-Unternehmen belasten die Börsen in Fernost. In Japan verloren vor allem die Papiere von Firmen mit Verbindungen zu Apple an Wert. In Tokio ging der 225 Werte umfassende Nikkei-Index 1,2 Prozent tiefer bei 20.593 Punkten aus dem Handel.

Der MSCI-Index für die Aktien der Asien-Pazifik-Region ohne Japan tendiert ein Prozent niedriger. Damit folgen die Märkte in Fernost der Wall Street, an der am Dienstag die Bilanzen von IBM und United Technologies für ein Minus gesorgt hatten.

Zu den Verlierern in Japan gehörten Unternehmen wie Murata Manufacturing, Foster Electric und TDK, die alle geschäftlich mit Apple verbunden sind. In Südkorea schossen die Anteilscheine von LG Electronics zeitweise um mehr als 14 Prozent in die Höhe nach Spekulationen über einen Einstieg Googles bei dem Unterhaltungselektronikkonzern. Zum Handelsschluss lagen die Papiere etwas mehr als drei Prozent im Plus.

In Shanghai geht es nach anfänglichen Verlusten 0,2 Prozent nach oben. Am Markt hofft man auf weitere Stimulierungsmaßnahmen. Denn obwohl es bereits zu einer beachtlichen Erholung gekommen ist, liegt der Shanghai Composite noch immer um 23 Prozent unter seinem Siebenjahres-Hoch vom 12. Juni.

Quelle: ntv.de, kst/jwu/rts/DJ

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