Marktberichte

Wall Street schließt mit Gewinnen US-Daten bescheren Dax sattes Plus

Mit dem kräftigen Plus schließt der Dax die Woche versöhnlich.

Mit dem kräftigen Plus schließt der Dax die Woche versöhnlich.

(Foto: dpa)

Mit Schwung verabschiedet sich der Dax aus einer sonst eher enttäuschenden Handelswoche: Mit einem überraschend starken US-Arbeitsmarktbericht geht es mehr als ein Prozent nach oben. Aber auch der Wall Street geben die Jobdaten Auftrieb.

Einen kräftigen Schub erhielt der deutsche Aktienmarkt am letzten Handelstag der Woche nach überraschend starken Zahlen vom US-Arbeitsmarkt. Die US-Wirtschaft hatte im Juli außerhalb der Landwirtschaft 255.000 neue Stellen geschaffen, deutlich mehr als erwartet und bereits die zweite starke Arbeitsmarktentwicklung in Folge. Der Dax stieg nach der Veröffentlichung des Berichts mit einem Schlag um mehr als 50 Punkte. Bis zum Handelsende konnte er seinen Gewinn weiter ausbauen und schloss mit einem Zuwachs von 1,4 Prozent auf 10.367 Punkten.

Dax
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"Die Zahlen sind überragend gut", sagte ein Händler zu den Jobdaten aus Übersee. Die Zahl der neuen Stellen sei deutlich stärker gestiegen als erwartet. Trotzdem glaube keiner an eine Zinserhöhung, auch wegen der eher höheren Arbeitslosenquote von 4,9 Prozent.

Gewinner ist der Dollar, der Euro fiel zwischenzeitlich auf 1,1045 Dollar, nachdem er zuvor noch bei 1,1160 Dollar notiert hatte. Im späten US-Handel erholte sich die Gemeinschaftswährung auf etwa 1,1090 Dollar. Eine US-Zinserhöhung in diesem Jahr wird zwar nach wie vor überwiegend nicht erwartet, die Wahrscheinlichkeit ist im US-Zinshandel aber auf 45 Prozent gestiegen von 30 Prozent vor dem Bericht.

"Ein solider US-Arbeitsmarktbericht und eine anständige Quartalssaison lassen den Dax statt einem Sommergewitter eine Sommerruhe erleben", kommentierte Daniel Saurenz von Feingold Research. "Er dürfte sich auch kommende Woche oberhalb der 10.000 fest beißen, sofern die letzten Unternehmensergebnisse im Dax nicht zu schlecht ausfallen."

Nicht zu den Gewinnern gehörte hingegen die Allianz-Aktie. Der weltgrößte Versicherungskonzern verbuchte im zweiten Quartal einen Gewinnrückgang. Der Überschuss schrumpfte um 46 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro, wie Europas größter Versicherer mitteilte. Der operative Gewinn ging um 17,2 Prozent auf 2,4 Milliarden zurück. Beides lag unter den Markterwartungen. Die Versicherer leiden, wie die Banken, unter dem Niedrigzinsumfeld.

Der europäische Stahlsektor profitierte nach Aussage eines Händlers von der Erwartung weiter anziehender Stahlpreise. Der Eisenerzpreis ist über Nacht in Asien um fast vier Prozent gestiegen. Möglicherweise stütze ein Bericht in der chinesischen "People's Daily" - dem Zentralorgan der Kommunistischen Partei. "Alles in allem ist die Entwicklung nicht ideal", heißt es dort mit Blick auf die Senkung der Überkapazitäten in Chinas Stahlsektor. Das könne bedeuten, dass Chinas Regierung die aus ihrer Sicht nicht ausreichenden Kürzungen weiter vorantreibe - und damit Überangebot von den Märkten nehme, heißt es im Handel.

Zum Wochenschluss tickern noch ein paar Geschäftszahlen von der Berichtssaison ein. Preisrückgänge für wichtige Produkte wie Zusatzstoffe für Tierfutter ließen beim Chemiekonzern Evonik Gewinn und Umsatz schrumpfen. Die Talfahrt verlangsamte sich aber gegenüber dem ersten Quartal. Der Umsatz sei im zweiten Quartal um sieben Prozent auf 3,258 Milliarden Euro gesunken, der operative Gewinn (bereinigtes Ebitda) brach um elf Prozent auf 585 Millionen Euro ein, wie Evonik mitteilte.

Die Aktien der Credit Suisse und der Deutschen Bank werden zunächst den letzten Tag im Stoxx-Europe-50 gehandelt. Aufgrund des Kursverfalls und der damit schwindendenden Marktkapitalisierung scheiden sie aus dem Index aus. Am Montag werden stattdessen ASML und Vinci in den Index einrücken.

Frankfurt: Allianz sinken ans Dax-Ende

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Der Dax schloss am Ende um 1,4 Prozent verbessert auf 10.367 Punkten. Für den MDax ging es 1,2 Prozent nach oben auf 21.213 Zähler. Der TecDax gewann 0,6 Prozent auf 1707 Punkte. Um 1,3 Prozent nach oben ging es für den Euro-Stoxx-50, der auf 2971 Punkte stieg.

Fast nur Gewinner gab es im Dax. Stark vertreten waren in der Dax-Spitze die Autowerte: Zulieferer Continental stiegen um 3,4 Prozent, Volkswagen sogar um 3,7 Prozent und waren damit Dax-Spitzenreiter. Daimler verbesserten sich  um 2,8 Prozent und BMW legten um 2,7 Prozent zu.

Zu den größten Dax-Verlierer zählten Allianz-Aktien mit einem Minus von 1,4 Prozent. Unwetter und ein enttäuschendes ließen den Quartalsgewinn von Europas größtem Versicherer einbrechen. Schon groß sei bei der Allianz die Abweichung nach unten beim Nettogewinn gegenüber dem Konsens ausgefallen, sagte Heino Ruland von Ruland Research. Daneben leiden Versicherer ebenso wie die Banken deutlich unter der Nahe-Nullzins-Politik von EZB-Präsident Mario Draghi. Diese setzt die Ergebnisse aus Anlagen in Anleihen unter Druck.

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Evonik 18,98

Bei Evonik feierten Anleger eine optimistischere Prognose. Die Papiere legten 4,9 Prozent zu und waren damit im Nebenwerteindex MDax einer der größten Gewinner. Nach den Geschäftszahlen des Modeherstellers Hugo Boss ging es aber sogar 7,4 Prozent nach oben. Analysten äußerten sich einhellig positiv zu den Daten. Auf adjustierter Basis hätten die Ergebnisse im zweiten Quartal die Erwartungen übertroffen, hieß es unter anderem bei Bryan Garnier.

Die Aktien des Marktforschers GfK brachen dagegen um 18,9 Prozent ein. "Die Zahlen sind auf der ganzen Linie eine Enttäuschung", urteilt ein Händler über die Geschäftszahlen. GfK hatten in der Nacht eine Umsatz- und Gewinnwarnung ausgegeben und die Jahresprognose für 2016 zusammengestrichen.

USA: Wall Street steigt nach Jobdaten

Die Börsen in New York legen nach stärker als erwarteten US-Arbeitsmarktdaten munter zu. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte steigt um ein Prozent auf 18.543 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500 legt 0,9 Prozent auf 2182 Zähler zu. Der Index der Technologiebörse Nasdaq gewinnt 1,1 Prozent auf 5221 Punkte.

Bei den Einzelwerten stehen Pharmaunternehmen im Fokus. Die Papiere von Merck & Co verteuern sich um 10,4 Prozent, nachdem der Rivale Bristol-Myers Squibb einen Dämpfer bei einer Studie zu einem seiner wichtigsten Medikamente erhalten hatte. Bristol-Myers-Aktien brechen entsprechend um 16 Prozent ein.

Die Papiere des Ketchup-Herstellers Kraft Heinz verteuern sich um 4,5 Prozent. Der Konzern hatte ein besser als erwartetes Quartalsergebnis vorgelegt. 12,1 Prozent abwärts geht es dagegen mit FireEye. Der Spezialist für Cyber-Sicherheitssoftware kappte seine Prognose und kündigte einen Stellenabbau an.

Asien: Japans Börse kommt nicht vom Fleck

Nikkei
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Die asiatischen Aktienmärkte haben nach der Zinssenkung in Großbritannien überwiegend Gewinne verzeichnet. Allerdings wagten sich die Anleger vor der Vorlage des US-Arbeitsmarktberichts nicht allzu weit aus der Deckung. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans notierte 1,1 Prozent höher.

Die Tokioter Börse trat dagegen auf der Stelle. Hier herrschte weiterhin Enttäuschung über das Konjunkturprogramm der Regierung vor. Der Tokioter Nikkei-Index schloss unverändert bei 16.254 Punkten und kommt damit auf ein Wochenminus von rund zwei Prozent. Der breiter gefasste Topix-Index verlor 0,2 Prozent auf 1279 Zähler.

Zulegen konnte Toyota mit einem Plus von rund drei Prozent. Der Autobauer hatte zwar am Vortag belastet durch den stärkeren Yen einen Gewinnrückgang für das abgelaufene Geschäftsjahr vermeldet und seine Prognosen gesenkt. Das Ergebnis fiel aber besser aus als von einigen Analysten befürchtet.

Stützend wirkten sich die Maßnahmen der Bank von England vom Vortag aus. Die Kurse in Hongkong und die südkoreanische Börse in Seoul legten zu. Der chinesische Markt in Shanghai tendierte wenig verändert.

Devisen: Euro rutscht unter 1,11-Dollar-Marke

Der Kurs des Euro ist nach besser als erwartet ausgefallenen US-Konjunkturdaten stark unter Druck geraten. Bis zum Nachmittag rutschte er auf 1,1046 US-Dollar ab. Seit dem Morgen ging es damit um etwa einen Cent abwärts.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs noch deutlich höher auf 1,1156 (Donnerstag: 1,1136) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8964 (0,8980) Euro. Den entscheidenden Impuls lieferte der Arbeitsmarktbericht der US-Regierung für Juli.

Rohstoffe: Ölpreise geben wieder nach

Die Ölpreise gaben nach dem Gewinnen am Vortag wieder etwas nach. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Oktober kostete am späten Nachmittag 43,92 US-Dollar. Das waren 37 Cent weniger als am Donnerstag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Lieferung im September fiel um 46 Cent auf 41,47 Dollar.

Seit Mittwoch hatte es nach Daten zu den US-Ölreserven zwar einen leichten Aufwärtstrend am Ölmarkt gegeben. Insgesamt sind die Preise jedoch seit Anfang Juli wieder unter Druck. Experten erklären dies unter anderem mit außergewöhnlich hohen Benzinbeständen, die künftig eine geringere Ölnachfrage der Raffinerien erwarten lassen. Zudem lastet das hohe Rohölangebot insbesondere aus Saudi-Arabien auf den Preisen.

Die Ölkonzerne ächzen unter den niedrigen Ölpreisen. Der US-Branchenriese Chevron plant einem Zeitungsbericht zufolge den milliardenschweren Verkauf von Geschäftsanteilen in Asien. Vermögenswerte im Volumen von bis zu 5,0 Milliarden Dollar (rund 4,5 Mrd Euro) sollen veräußert werden, wie das "Wall Street Journal" am Donnerstag unter Berufung auf Insider berichtete.

Quelle: ntv.de, kst/mli/DJ/dpa/rts

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