Marktberichte

Trump droht mit "Shutdown" US-Börsianer ziehen den Kopf ein

Kommt es zum Shutdown in den USA? Trump will den Kongress mit Drohungen bewegen.

Kommt es zum Shutdown in den USA? Trump will den Kongress mit Drohungen bewegen.

(Foto: REUTERS)

Im New Yorker Aktienhandel schieben sich gewichtige Unsicherheitsfaktoren in den Vordergrund: Mit Blick auf das Treffen der Notenbanker in Jackson Hole rechnen Anleger mit neuen Zinssignalen. Größere Sorgen bereitet jedoch US-Präsident Trump.

Die Sorgen vor einer Eskalation der innenpolitischen Streitigkeiten und das nahende Notenbanker-Treffen in Jackson Hole haben den Handel an der Wall Street zur Wochenmitte überschattet. Nach den Kursgewinnen am Vortag ging es zur Wochenmitte wieder leicht abwärts. Marktbeobachter sprachen von einer Gegenreaktion.

Der Dow-Jones-Index gab um 0,40 Prozent auf 21.812,09 Punkte nach. Am Vorabend noch hatte der US-Leitindex mit einem Plus von 0,90 Prozent den größten Tagesgewinn seit April verbucht. Für den 500 Werte umfassenden S&P 500 schloss 0,35 Prozent im Minus bei 2444,04 Punkten. Der technologielastige Nasdaq 100 gab um 0,37 Prozent auf 5851,78 Punkte nach.

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Eine Reihe von Aussagen zur US-Wirtschaftspolitik von Donald Trump führten im Handelsverlauf an den Finanzmärkten zu Verwirrung und aufkeimender Risikoscheu. Hinweise auf Fortschritte bei der angepeilten Steuerreform sorgten zwar für etwas Optimismus, parallel dazu wurden Anleger aber von Äußerungen des US-Präsidenten zur geplanten Mauer an der Grenze zu Mexiko und zur nordamerikanischen Freihandelszone Nafta verunsichert. Das Abkommen stellte Trump bei einem Auftritt in der Stadt Phoenix erneut in Frage.

Außerdem warnte der Präsident, einen drohenden "Government Shutdown" in Kauf nehmen zu wollen, sofern er vom Kongress keine Zusage für die geforderte Mauer bekomme. Sollte es dazu kommen, werden nur noch die als unerlässlich angesehenen Aufgaben von den Regierungsbehörden erledigt.

Trump will mit seiner "Shutdown"-Drohung den Druck auf den Kongress erhöhen, der die Mittel zum Bau der Mauer bislang nicht bewilligen will. Schon jetzt bezweifeln Anleger angesichts zahlreicher Querelen im Weißen Haus zunehmend, dass Trump wichtige Vorhaben wie die Steuerreform oder Großinvestitionen in die Infrastruktur umsetzen kann.

Hinzu kamen überwiegend schwache Konjunkturdaten, die etwas auf die Stimmung der Anleger drückten. So waren die Neubauverkäufe im Juli überraschend eingebrochen und auch der vom Institut Markit veröffentlichte Einkaufsmanagerindex Industrie für den Monat August fiel schwächer als prognostiziert aus.

In gespannter Erwartung blicken die Investoren zudem auf den Auftritt von Fed-Chefin Janet Yellen bei dem traditionellen Zentralbanken-Gipfel in Jackson Hole am kommenden Freitag. Zu dem hochkarätigen Treffen wird auch EZB-Chef Mario Draghi erwartet. Sämtliche Äußerungen von Draghi und Yellen dürften von den Anlegern gründlichst auf Hinweise auf die künftige Geldpolitik durchforstet werden.

Bei den Einzelwerten standen die Papiere von Lowe's im Vordergrund. Die Baumarkt-Kette blieb im abgelaufenen Quartal hinter den Erwartungen zurück und kappte ihre Vorhersage für die Gesamtjahres-Gewinnmarge. Lowe's-Aktien verloren 3,7 Prozent. Die Papiere des größeren Rivalen Home Depot gaben 2,0 Prozent nach und lasteten schwer auf dem Dow.

Nachdem in London schon die Papiere der Werbeagentur WPP mit einem Kurssturz von 11 Prozent für Aufsehen gesorgt hatten, erging es der US-Notierung nicht besser: Der Kurs rauschte um knapp 10 Prozent in die Tiefe. Wegen sinkender Reklame-Budgets großer Konsumgüter-Hersteller wie Unilever oder Nestle kürzte das Unternehmen, zu dem unter anderem die deutsche Agentur Scholz & Friends gehört, zum zweiten Mal binnen eines halben Jahres seine Umsatzziele.

Im Dow rückten die Aktien von United Technologies in den Blick und stiegen mit plus 1,2 Prozent an die Index-Spitze. Laut "New York Post" ist der Hersteller von Technologieprodukten für die Luftfahrt zum Ziel eines aktivistischen Investors geworden. Gerüchten zufolge soll es sich um Dan Loeb, den Gründer und Vorstandschef des Hedgefonds Third Point handeln.

Wal-Mart zeigten sich nach anfänglichen Kursgewinnen letztlich kaum verändert mit minus 0,07 Prozent. Der Handelskonzern will im Kampf gegen den Online-Giganten Amazon seine Kräfte mit dem Internetkonzern Google bündeln. Beide gaben an diesem Tag ihre Partnerschaft bekannt, um Verbraucher schneller und bequemer beliefern zu können.

Dabei soll unter anderem der Lautsprecher Google Home zum Einsatz kommen, über den Wal-Mart-Kunden per Sprachbefehl Waren ordern können. Die Anteile der Google-Mutter Alphabet legten um rund 0,2 Prozent zu, während die Aktien von Amazon um 0,9 Prozent fielen.

Die Papiere von Salesforce gingen nach einem schwächeren Start mit einem Aufschlag von 0,1 Prozent aus dem Handel. Der SAP-Rivale hatte am Dienstag nach US-Börsenschluss seine Zielspanne für den Umsatz angehoben und liegt damit nun über den bisherigen Markterwartungen. Die Aktie hatte zu Handelsbeginn noch unter Gewinnmitnahmen gelitten, denn seit Jahresbeginn ist das Papier inzwischen um mehr als ein Drittel gestiegen.

Der Kurs des Euro hielt sich im US-Handel über der Marke von 1,18 US-Dollar. Zur Schlussglocke an der Wall Street lag er bei 1,1816 Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,1799 (Dienstag: 1,1771) Dollar festgesetzt. Am US-Rentenmarkt legten richtungweisende zehnjährige Staatsanleihen um 12/32 Punkte auf 100 22/32 Punkte zu und rentierten mit 2,169 Prozent.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

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