Marktberichte

Alle Augen auf Jackson Hole US-Börsen verzeichnen Abgaben

(Foto: REUTERS)

Unsichere Signale aus Manhattan: An der New Yorker Wall Street geht es unmittelbar vor Beginn des Notenbanker-Treffens in kleinen Schritten nach unten. Doch Experten sind sich sicher: Schon der "kleinste Hinweis" könnte die Märkte in Bewegung bringen.

Nach einem durchwachsenen Handelstag mit mehreren Vorzeichenwechseln haben die US-Aktienmärkte am Abend moderat im Minus geschlossen. Wie bereits an den Handelstagen zuvor wirft der Notenbanken-Gipfel in Jackson Hole seine Schatten voraus. Die offenen Fragen zum geldpolitischen Kurs in Europa und den USA sorge weiter für Zurückhaltung, heißt es aus dem New Yorker Handel. Dort lasteten zusätzlich auch sinkende Ölpreise und erneut negativ ausgefallene Konjunkturdaten auf der Laune der Börsianer.

Der Dow-Jones-Index beendete das Donnerstagsgeschäft 0,13 Prozent tiefer bei 21.783,40 Punkten. Der breiter aufgestellte S&P 500 verlor 0,21 Prozent auf 2438,97 Punkte. Der technologielastige Nasdaq 100 büßte 0,30 Prozent auf 5834,44 Punkte ein.

Wie der Börsen-Tag in Europa lief, lesen Sie hier.

In den USA waren die Verkäufe bestehender Häuser im Juli überraschend gesunken und reihten sich damit in die bereits am Mittwoch enttäuschenden Daten zu den Neubauverkäufen im Juli ein. Zudem war am Vortag der vom Institut Markit veröffentlichte Einkaufsmanagerindex Industrie für den Monat August schwächer als prognostiziert ausgefallen und hatte bereits für eine leicht gedrückte Stimmung unter den Anlegern gesorgt.

Das Interesse an den Finanzmärkten richtet sich ansonsten bereits auf die Notenbankkonferenz in Jackson Hole. Mit Spannung werden dort die am späteren Freitag angesetzten Reden der Fed-Vorsitzenden Janet Yellen und des Präsidenten der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, erwartet. Laut Marktanalyst Craig Erlam vom Devisenhändler Oanda dürfte dann auch auf "kleinste Hinweise" zur künftigen Geldpolitik in den USA und Europa geachtet werden.

"Man sollte die Bedeutung des Treffens nicht unterschätzen und dieses Jahr könnte besonders interessant werden", sagte Stratege Brian Battle von Performance Trust Capital Partners. "Vor allem die Aussagen von Yellen werden genau beobachtet auf mögliche Hinweise für eine weitere Zinserhöhung in diesem Jahr und den Zeitplan für den geplanten Bilanzabbau", ergänzte ein Börsianer. "Die Märkte hoffen auf einen Wandel der Stimmung weg von der jüngsten Risikoscheu", sagte Chefvolkswirtin Michala Marcussen von der Societe Generale. Man solle sich aber auch mit der Möglichkeit einer Enttäuschung vertraut machen und damit, dass die wichtigsten Notenbanker erst im September Näheres zu ihrer künftigen Geldpolitik bekannt geben.

Für die Ölpreise ging es deutlich nach unten. Das National Hurricane Center hat den Sturm "Harvey" zum Hurrikan hochgestuft. Dieser könnte Schäden an den Ölförderanlagen im Golf von Mexiko und in Texas verursachen, lautet die Befürchtung. Einige Raffinerien sollen bereits geschlossen worden sein. Schon zuvor hatten die Preise Abgaben verzeichnet. Denn trotz des achten Rückgangs in Folge bei den US-Lagerdaten dürfte das Thema Überangebot damit nicht vom Tisch sein. Der Preis für ein Barrel der Sorte WTI rutschte zum US-Settlement um 2,0 Prozent auf 47,43 Dollar ab. Für Brent ging es um 1,0 Prozent auf 52,04 Dollar nach unten.

Bei den Einzelwerten legten die Aktien von HP um 2,9 Prozent zu. Der Drucker- und Computerhersteller hat im dritten Geschäftsquartal den Umsatz kräftig erhöht, der Gewinn sank jedoch nicht so stark wie befürchtet. Allerdings drückten hohe Kosten im PC-Geschäft die Margen.

Die auf Tiefseebohrungen spezialisierte Unternehmen Seadrill steht vor der Insolvenz. Seadrill will innerhalb der nächsten drei Wochen Antrag auf Gläubigerschutz stellen, um Schulden in Höhe von rund 10 Milliarden US-Dollar zu restrukturieren. Seadrill ist einer der weltgrößten Betreiber von Tiefseebohranlagen und Bohrschiffen. Doch die Nachfrage nach den Bohrinseln brach ein, als billiges Öl aus den amerikanischen Schieferölvorkommen den Markt flutete. Die Aktie rutschte um 31,4 Prozent ab.

Die Aktien von Beacon Roofing Supply verteuerten sich dagegen um 9,8 Prozent. Der Dachbau-Spezialist erwirbt vom irischen Baukonzern CRH das Amerikageschäft für 2,6 Milliarden Dollar. Die Aktien von Williams-Sonoma rückten um 3,6 Prozent vor. Der Anbieter hochpreisiger Haushaltsartikel hatte überraschend gute Geschäftszahlen zum zweiten Quartal vorgelegt.

Die Aktien von Burlington Stores sprangen um 1,4 Prozent nach oben. Der Discounter hat überraschend gute Geschäftszahlen vorgelegt und gleichzeitig seine Ertragsziele erhöht.

Im Devisenhandel neigte der Dollar vor Beginn des Notenbanker-Treffens weiter zur Schwäche. Die Aussagen von Yellen und Draghi dürften vor allem bei diesen beiden Währungen für Bewegung sorgen, meinte ein Beobachter. Die Erwartung, dass die EZB ihr Anleihekaufprogramm zurückfährt habe den Euro in diesem Jahr schon um 12 Prozent nach oben getrieben. Dagegen leide der Dollar unter der Aussicht auf ein verlangsamtes Zinserhöhungstempo der Fed. Der Euro lag im späten US-Handel bei 1,1802 Dollar.

Die "sicheren Häfen" zeigten sich dagegen mit leichten Abgaben. Marktteilnehmer sprachen von einer abwartenden Haltung der Investoren vor dem Notenbanker-Treffen. Der Anleihemarkt dürfte vor allem von den Yellen-Aussagen bewegt werden. "Ich bin überrascht, wie stabil sich die Anleihen im Vorfeld zeigen", sagte Analystin Karissa McDonough von People's United Wealth Management. Die Rendite zehnjähriger Papiere erhöhte sich um 2 Basispunkte auf 2,19 Prozent.

Der Preis für Gold reduzierte sich zum US-Settlement um 0,2 Prozent auf 1292 Dollar. Auch hier herrschte Zurückhaltung vor dem Treffen der wichtigsten Notenbanker. Es stünden vor allem Aussagen zum weiteren Zinserhöhungstempo in den USA im Vordergrund, hieß es. Der Preis für die Feinunze notiert aber weiterhin in der Nähe seines Jahreshochs bei 1301 Dollar.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa

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