Marktberichte

Golf-Börsen reagieren uneinheitlich Türkei wird Anleger in Atem halten

Das Gesicht des türkischen Staatschefs Erdogan auf einem Schal. Vor dem Botschaftsgebäude der Türkei in Berlin demonstrierten am Wochenende 500 Menschen gegen den Putschversuch des türkischen Militärs.

Das Gesicht des türkischen Staatschefs Erdogan auf einem Schal. Vor dem Botschaftsgebäude der Türkei in Berlin demonstrierten am Wochenende 500 Menschen gegen den Putschversuch des türkischen Militärs.

(Foto: picture alliance / dpa)

Eine spannende Börsenwoche steht bevor: Das bestimmende Thema dürfte die Lage am Bosporus sein. Die türkische Zentralbank bereitet sich auf Turbulenzen vor. Auch die EZB wird im Fokus stehen. Börsianer rechnen bereits mit neuen Finanzspritzen.

Wie geht es weiter in der Türkei? Der gescheiterte Putschversuch dürfte Anleger in der neuen Woche verunsichern. "Die US-Renditen gehen runter, die türkische Lira gibt nach, der Goldpreis steigt - das ist eine Reaktion wie aus dem Lehrbuch", sagt Portfolio-Stratege Brian Jacobsen vom Vermögensverwalter Wells Fargo Funds Management.

Das Risiko eines Domino-Defekts sieht er nicht. "Ich glaube aber nicht, dass die Unruhen auf andere Länder überspringen werden." Die Reaktionen der Börsen am Golf, an denen sonntags gehandelt wird, fielen derweil gemischt aus: Während die Börsen in Saudi-Arabien und Dubai etwas anzogen, ging es in Kuwait und Katar leicht bergab.

Investoren müssen sich nach Ansicht des stellvertretenden Ministerpräsidenten Mehmet Simsek jedoch nicht sorgen. "Wir haben die Kontrolle. Kein Grund zur Sorge", schrieb er auf Twitter. Die Regierung habe in Absprache mit der Zentralbank des Landes und des Finanzministeriums alle erforderlichen Maßnahmen getroffen.

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Die türkische Regierung geht nun massiv gegen Teile des Militärs sowie der Justiz vor. Bei den Kämpfen, die Militärangehörige am Freitagabend in Istanbul und Ankara völlig überraschend begannen, wurden mindestens 265 Menschen getötet und fast 1500 verletzt. Knapp 3000 Militärs wurden laut Regierung bislang festgenommen.

Brexit-Folgen treten in den Hintergrund

Angesichts der Sorgen um die Lage in dem Nato-Staat, der lange Grenzen zu Syrien und dem Irak hat, dürften die wirtschaftlichen Folgen eines Brexit drei Wochen nach dem britischen Referendum in der kommenden Woche kaum mehr eine Rolle spielen. "Viele Händler sind der Ansicht, dass vor allem die europäischen Aktien noch einiges Aufwärtspotenzial haben", sagt Aktienmarkt-Experte Markus Huber vom Brokerhaus City of London.

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Der Dax gewann in der alten Woche 4,5 Prozent. Von seiner Bestmarke von 12.390,75 Punkten ist er aber noch rund 20 Prozent entfernt. Die US-Indizes Dow Jones und S&P 500 eilten zuletzt von Rekordhoch zu Rekordhoch. Ob das an der Wall Street so weiter geht, hängt Analysten zufolge von den anstehenden Quartalszahlen ab: In den USA öffnen unter anderem die Großbanken Bank of America (Montag), Goldman Sachs (Dienstag), Morgan Stanley und American Express (jeweils Mittwoch) ihre Bücher.

Mit Spannung warten Anleger auf die Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag. Die unverändert niedrige Inflation und eine mögliche Beeinträchtigung der Wirtschaft durch einen Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union (EU) hatten in den vergangenen Wochen Spekulationen auf zusätzliche Geldspritzen geschürt.

US-Frühindikatoren und ZEW-Index

Völlig vom Tisch ist das Thema Brexit aber auch in der neuen Woche nicht. Am Dienstag liefert der ZEW-Index Rückschlüsse auf die Laune der Börsianer in den Tagen nach dem Brexit-Referendum. Experten erwarten eine Halbierung auf neun Punkte. Am Freitag folgen die Stimmungsbarometer der Einkaufsmanager aus Deutschland und der Euro-Zone. Auch hier müsse mit Einbußen gerechnet werden, schrieb DZ Bank-Volkswirt Christoph Swonke in einem Kommentar. Ein Rutsch unter die Wachstumsschwelle sei aber nicht zu erwarten.

Ebenfalls am Dienstag legt der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Prognose zu den wirtschaftlichen Aussichten Großbritanniens vor. Nachdem die Bank von England (BoE) in der alten Woche überraschend auf eine Zinssenkung verzichtet hatte, erhoffen sich Börsianer von der IWF-Vorhersage Rückschlüsse auf den Umfang einer möglichen Lockerung der britischen Geldpolitik im August.

Hinweise auf Zeitpunkt und Tempo der geplanten Zinserhöhungen in den USA versprechen sich Analysten von den US-Frühindikatoren am Donnerstag. Am selben Tag veröffentlicht die Federal Reserve Bank von Philadelphia (Philly Fed) ihr Stimmungsbarometer.

SAP folgt Software AG mit Zahlen

Auch in Deutschland kommt die Bilanzsaison langsam in Schwung: So stehen am Mittwoch die Zahlen von SAP auf dem Terminplan, nachdem Konkurrent Software AG in der alten Woche vorgeprescht war. Der Autobauer Daimler, der bereits einen überraschend hohen Betriebsgewinn bekanntgegeben hat, veröffentlicht am Donnerstag den Rest seiner Zwischenbilanz.

Quelle: ntv.de, ddi/rts

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