Marktberichte

Dow verliert 20.000er-Marke Trumps Politikstil setzt Dax unter Druck

Die Eröffnung der US-Börsen belastete den Dax zusätzlich.

Die Eröffnung der US-Börsen belastete den Dax zusätzlich.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Schattenseite des Trump-Booms offenbaren sich zum Start der Börsenwoche. Mit Entscheidungen, die bei Anlegern für Verunsicherung sorgen, bringt der US-Präsident die Märkte in Bedrängnis. Der Dax verliert mehr als ein Prozent.

Mit einem Minus von mehr als ein Prozent ist der deutsche Leitindex Dax in die neue Börsenwoche gestolpert. Verunsichert von der Politik des neuen US-Präsidenten Donald Trump zogen sich Anleger in Europa zum Wochenstart zurück. Mit der schwächeren Eröffnung an der Wall Street und dem Fall des Dow-Jones-Index wieder unter die Marke von 20.000 Punkten kamen weitere Verkäufe an die Börse.

Der Dax unterschritt nach der 11.800er-Marke am Nachmittag auch die Linie von 11.700 Punkten. Am Ende schloss der Dax 1,1 Prozent niedriger auf 11.682 Punkten. Der MDax gab ebenfalls nach und verlor 1,2 Prozent auf 22.595 Punkte. Um 0,6 Prozent nach unten ging es für den TecDax, der auf 1846 Stellen sank. Der Euro-Stoxx-50 gab um 1,3 Prozent nach.

"Die weltweite Konjunktur erholt sich sehr ordentlich, aber mit Donald Trump im Weißen Haus sind die Aussichten sehr zwiespältig", sagte Erik Nielsen von Unicredit. Es scheine mit Trump keinen Mittelweg zu geben. Die Märkte hätten diesem zu gedankenlos einen Vertrauensvorschuss gegeben. Der US-Präsident setze nun allerdings die populistischen und protektionistischen Ankündigungen aus dem Wahlkampf "in schlechte Politik um", sagt der Volkswirt. Die wirtschaftspolitischen Maßnahmen Trumps nennt Nielsen "Voodoo-Wirtschaft".

Die Inflation in Deutschland ist einer ersten Schätzung zufolge nicht so stark angesprungen wie erwartet. Die harmonisierten Verbraucherpreise sind im Januar gegenüber dem Vorjahr um 1,9 Prozent gestiegen, erwartet wurde von Volkswirten dagegen ein Plus von 2,1 Prozent. "Die Kernteuerung liegt weiterhin auf moderatem Niveau", so Viola Julien, Volkswirtin bei der Helaba. "Damit steht die Europäische Zentralbank mit ihrer ultraexpansiven geldpolitischen Ausrichtung nicht unter unmittelbarem Handlungsdruck", ergänzte Julien.

Dax: Analysten bewegen Kurse

Im deutschen Leitindex dominierten bis zum Schluss die Minuszeichen. Spekulationen auf eine Milliardenübernahme drückten Allianz um 1,7 Prozent. Der Versicherer hat Insidern zufolge die australischen QBE Insurance ins Visier genommen. Laut "Handelsblatt" hat Allianz-Chef Oliver Bäte vor Weihnachten informelle Gespräche geführt und ein Angebot von insgesamt 14 Milliarden Euro genannt.

VW muss laut der Nachrichtenagentur AFP wegen einer Reihe von Mängeln knapp 600.000 Fahrzeuge in den USA zurückrufen. Das belastete den VW-Kurs, der um 2,9 Prozent nachgab.

Daneben sorgten Analystenkommentare für Kursbewegungen. Eon verloren 2,4 Prozent, nachdem die Bank RBC die Aktien zahlreicher europäischer Versorger, darunter auch Eon und RWE, abgestuft hatte. RWE verloren 3,3 Prozent. Die RBC-Analysten bezeichneten den Versorgersektor als defensiv, geprägt von geringem Wachstum und belastet von steigenden Anleiherenditen.

Der Londoner Broker Liberum hatte die Beiersdorf-Aktie auf "Halten" und die Henkel-Aktie auf "Verkaufen" gesenkt. Beiersdorf verloren 0,8 Prozent und Henkel 1,3 Prozent.

TecDax: Banken-Empfehlungen treiben Software AG

Deutlich nach oben geht es für die Aktien von Software AG, die um 5,5 Prozent zulegten. Zuvor hatten mit UBS und HSBC laut Händlern gleich zwei Banken die Aktie zum Kauf empfohlen.

Auf GFT Technologies lastete der überraschende Chefwechsel, die Titel verloren 3,4 Prozent und waren der zweitschwächste Wert im TecDax. Firmenchef Ulrich Dietz übergibt sein Amt Ende Mai an Marika Lulay, die derzeit Chief Operating Officer ist.

USA: Dow kann 20.000er-Marke nicht halten

Die Abschottungsstrategie der neuen US-Regierung belastete die Wall Street am Montag merklich und drückte den Dow-Jones-Index wieder unter die Marke von 20.000 Punkten. Verschreckt hatte die Anleger vor allem das Einreiseverbot des neuen US-Präsidenten Donald Trump für Menschen aus bestimmten muslimisch geprägten Ländern. Frische heimische Konjunkturdaten verliehen am Montag kaum Impulse.

Der Dow schloss mit einem Minus von 0,61 Prozent bei 19.971,17 Punkten. In der Vorwoche war der US-Leitindex zum ersten Mal in seiner Geschichte über die Marke von 20.000 Punkten gesprungen. Der breiter gefasste S&P 500 verlor am Montag 0,60 Prozent auf 2280,90 Punkte. Der Nasdaq 100 gab um 0,75 Prozent auf 5129,33 Punkte nach

Asien: China legt Neujahrspause ein

Nach mauen US-Daten bauen die Anleger in Asien risikoreiche Positionen ab. Aktien werden tendenziell verkauft - zumindest dort, wo es möglich ist. Denn in Hongkong, Schanghai und Seoul bleiben die Börsen wegen der Feierlichkeiten zum Neujahrsfest (Mondneujahr) geschlossen. Die chinesischen Börsen in Hongkong und Schanghai handeln auch am Dienstag nicht, in Schanghai ruht der Handel bis einschließlich Donnerstag.

Der Nikkei-225 schloss 0,5 Prozent leichter mit 19.369 Punkte - vor allem belastet von einem zum Dollar anziehenden Yen. In Australien hat der S&P/ASX-200 mit einem Abschlag von 0,8 Prozent geschlossen.

Rohstoffe: Ölpreise stabilisieren sich

Die Ölpreise stabilisierten sich nach dem Rückgang zum Wochenausklang. Weiter stand die beschlossene Opec-Förderkürzung und deren Umsetzung im Fokus. Der neuerliche Anstieg der US-Ölförderanlagen sorgt dagegen nicht für Beunruhigung. "Die Preise werden sich zunehmend stabilisieren, doch mit der weiter steigenden Zahl an US-Förderanlagen dürften sich diese in einem engen Rahmen bewegen", so Analyst Gnanasekar Thiagarajan von Commtrendz Risk Management.

Der Preis für ein Barrel WTI gab um 1,2 Prozent auf 52,54 Dollar nach. Für Brent geht es um 0,8 Prozent auf 55,24 Dollar nach unten.

Wenig Bewegung gibt es bei dem "sicheren Hafen" Gold. Der Goldpreis legt um 0,1 Prozent auf 1192 Dollar zu.

Devisen: Euro sinkt wieder unter 1,07 Dollar

Der Kurs des Euro hat seine anfängliche Gewinne nicht halten können. Am späten Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung 1,0680 US-Dollar, nachdem es im asiatischen Handel bis zu 1,0740 Dollar gewesen waren. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0630 (Freitag: 1,0681) Dollar fest.

Das Einreiseverbot in die USA, das US-Präsident Donald Trump in der Nacht auf Samstag über mehrere islamische Länder verhängt hatte, belastete den Dollar nur zeitweilig. Der japanische Yen, der als sicherer Anlagehafen gilt, legte zu Wochenbeginn dennoch spürbar zu. Händler führten dies auch auf die schlechte Börsenstimmung zurück.

Solide Konjunkturdaten aus dem Euroraum konnten den Eurokurs nicht stützen. Das Wirtschaftsklima, gemessen an dem von der EU-Kommission erhobenen Indikator ESI, war im Januar auf den höchsten Stand seit fast sechs Jahren gestiegen. Dies spreche für einen starken konjunkturellen Start in das neue Jahr, kommentierte Stephen Brown vom Analysehaus Capital Economics.

Quelle: ntv.de, kst/mbo/dpa/DJ/rts

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