Marktberichte

Dax bewegt sich kaum Trumps Steuerpläne lassen Wall Street kalt

Zur Wochenmitte halten sich die Anleger am deutschen Aktienmarkt spürbar zurück. Lange liegt die Handelsspanne beim Leitindex bei rund 30 Punkten. Am Montag hatte er mehr als 400 Zähler zugelegt. An der Wall Street sorgen Trumps Reformpläne für Schulterzucken.

Ein übergeordnetes Thema hat das Geschehen am deutschen Aktienmarkt zur Wochenmitte bestimmt: Wie werden die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Steuersenkungspläne aussehen? Wie wirtschaftsfreundlich sind sie? Rump wollte die Pläne aber erst nach Börsenschluss hierzulande vorstellen, von daher warteten die Anleger ab. "Der Dax tritt auf der Stelle", kommentierten die beiden n-tv-Börsenexperten Katja Dofel und Frank Meyer unisono. Dofel verwies zudem darauf, dass die "Macron-Euphorie" und der "teure Euro" sich gegenseitig aufwiegten.

Der Dax schloss 0,1 Prozent fester bei 12.473 Punkten. Das Tagestief lag bei 12.442, das Tageshoch bei 12.485 Stellen. Am Montag und Dienstag hatte der Leitindex neue Allzeithochs markiert. Der MDax verabschiedete sich ebenfalls 0,1 Prozent im Plus mit 24.640 Zählern. Der TecDax legte0,8 Prozent auf 2084 Stellen zu.

"Der Start in die nächste dynamische Rally-Runde ist nur eine Frage der Zeit", sagte ein Händler. Das Umfeld biete genügend Potenzial für eine weitere Aufwärtswelle Richtung 13.000 Punkte in den kommenden Wochen.

Sehr positiv wurden die vorab bekannte Details der Steuerpläne von US-Präsident Trump gewertet, unversteuerte Auslandsvermögen von US-Unternehmen mit einer Steuer von 10 Prozent zu belegen. "Das könnte eine M&A-Welle ungeahnten Ausmaßes auslösen", so ein anderer Marktbeobachter. Schließlich dürften die steueroptimierenden Unternehmen dann lieber auf Einkaufstour gehen, als Abgaben zu zahlen. Doch dazu kam es vorerst nicht.

USA: Dollar sackt etwas ab

Die Wall Street verbuchte leichte Verluste, obwohl der Nasdaq-Composite und der Russell-2000 im Verlauf neue Allzeithochs erreicht hatten. Hauptthema waren die Steuerpläne der Regierung, die für eine milde Enttäuschung sorgten. Vieles war bereits bekannt und manches blieb ungeklärt. Zunächst reagierte die Wall Street verhalten und mit einigen nervösen Zuckungen der Indizes. In der letzten Handelsstunde gaben die Indizes dann ihre vorherigen kleinen Gewinne gänzlich ab. Der Dow-Jones-Index fiel um 0,1 Prozent auf 20.975 Punkte. Der breiter gefasste der S&P-500 und der Nasdaq-Composite verloren ebenfalls jeweils 0,1 Prozent.

Während am Gesamtmarkt Ruhe einkehrte, spielte die Musik angesichts der Berichtssaison bei Einzelwerten: Procter & Gamble fielen um 2,5 Prozent. Der Konsumgüterkonzern hatte in seinem dritten Geschäftsquartal einen spürbaren Gewinnrückgang verbucht. United Technologies stiegen dagegen um 1,2 Prozent. Der Technologiekonzern schnitt besser als erwartet ab.

Boeing sanken um einen Prozent. Der Flugzeugbauer hatte zwar in der ersten Periode Ergebniskennziffern klar über Markterwartungen vorgelegt und auch die Jahresprognose angehoben, allerdings war die positive Zielsetzung Steuereffekten geschuldet. Twitter sprangen rund 7,9 Prozent an: Das Unternehmen musste zwar einen Umsatzrückgang hinnehmen, verzeichnete gleichzeitig aber einen Nutzerzuwachs.

Dax: Daimler rocken (nicht)

Auch hierzulande bewegte die Berichtssaison die Kurse: Die endgültigen Zahlen von Daimler waren noch einmal besser ausgefallen, als das erwartet worden war, der Gewinn je Aktie lag bei 2,53 Euro. Analysten hatten lediglich mit 2,22 Euro gerechnet. Den Ausblick hatte Daimler nun nach oben genommen. Allerdings gab es auch Hinweise auf Kosten durch etwaige Untersuchungen zum Dieselskandal. Das bremse die Titel aus, sagte n-tv-Börsenexpertin Dofel. Daimler stiegen 0,4 Prozent.

Die anderen Autowerte im Dax wiesen aber höhere Kursaufschläge auf: BMW verbesserten sich rund 1 Prozent. VW verteuerten sich 0,6 Prozent. Conti legten ebenfalls rund 1 Prozent zu.

Munich Re drehten im Handelsverlauf 0,3 Prozent ins Plus. Der Versicherer gab sich nach dem ersten Quartal optimistisch. "Nach einer ersten Einschätzung des Geschäftsverlaufs in den ersten drei Monaten dieses Jahres liegen wir erfreulicherweise gut auf Kurs, um unser Gewinnziel zu erreichen", sagte der scheidende Vorstandschef Nikolaus von Bomhard auf der Hauptversammlung.

Lufthansa-Aktien flogen 0,7 Prozent höher. Die Fast-Pleite der italienischen Alitalia schürte Übernahmefantasien, wie es am Markt hieß. Die Regierung in Rom hatte Staatshilfen zwischenzeitlich eine Absage erteilt. An Alitalia ist Etihad mit 49 Prozent beteiligt.

SDax: KlöCo im Blick

Von guten Zahlen sprachen Händler bei Klöckner & Co. Die Titel gewannen rund 1 Prozent. "Vor allem das EBITDA liefert einen positive Überraschung", so ein Marktteilnehmer. Für 2017 hatte das Unternehmen den entsprechenden Ergebnisausblick angehoben.

Sonstige Werte: Epigenomics vor Übernahme

´Mit einem Kurssprung von rund 43 Prozent warteten Epigenomics auf. Der Grund war eine Übernahmeangebot der Blitz F16-83 GmbH von 7,52 Euro je Epigenomics-Aktie. Damit wird das Unternehmen mit 171 Millionen Euro bewertet, die Prämie gegenüber dem Vortagesschluss liegt bei 51,9 Prozent. Einen kleinen Pferdefuß hat die Übernahme, liegt doch die Mindestannahmeschwelle bei 75 Prozent aller ausstehenden Aktien.

Europa: Air Liquide liefert

Air Liquide gewinnen 1,5 Prozent. Der Linde-Wettbewerber war gut ins Jahr gestartet, was den Umsatz betrifft. In den ersten drei Monaten steigerte das Unternehmen den Gruppen-Umsatz um 38,5 Prozent auf 5,18 Milliarden Euro. Die Analysten der Deutschen Bank hatten dagegen mit einem Plus von 32,7 Prozent gerechnet.

Credit Suisse zogen 3,5 Prozent an. Positiv sei die Kapitalerhöhung von bis zu 4 Milliarden Franken, da der Markt mit bis über 5 Milliarden Franken gerechnet habe, sagte ein Händler. Negativ sei allerdings die endgültige Absage des IPOs des schweizerischen Geschäfts gewertet worden.

PSA verbilligten sich rund 0,5 Prozent. Der vor der Übernahme von Opel stehende französische Autokonzern hatte seinen Umsatz im ersten Quartal um 4,9 Prozent gesteigert. Höhere Preisen bei Neuwagen hätten negative Währungseffekte mehr als ausgeglichen, hieß es. Der Hersteller mit den Marken Peugeot, Citroen und DS verbuchte im Konzern, also einschließlich der Umsätze des Zulieferers Faurecia, Umsätze von 13,6 Milliarden Euro.

Devisen: Euro unter Druck

Der Euro gab spürbar nach. Am Abend kostete die Gemeinschaftswährung 1,0876 Dollar und damit 0,5 Prozent weniger als noch am Dienstagabend und rund einen halben Cent weniger als am Morgen. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0893 Dollar fest nach 1,0891 Dollar am Dienstag.

Am Devisenmarkt sorgten Spekulationen auf eine weitreichende Steuerreform in den USA für eine breit angelegte Dollar-Stärke. Der Euro geriet im Gegenzug unter Druck. Das Reformvorhaben ist ein zentrales Wahlversprechen von Präsident Trump.

Rohstoffe: Weniger Öl, höhere Preise

Der Ölpreis zieht im späten europäischen Handel an. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am Abend 52,33 Dollar. Das waren 0,4 Prozent mehr als noch am Dienstagabend. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg 0,7 Prozent auf 49,66 Dollar.

Die Rohöllagerbestände in den USA hatten sich weiter verringert. Sie fielen nach Angaben der staatlichen Energy Information Administration (EIA) in der Woche zum 21. April um 3,641 Millionen Barrel gegenüber der Vorwoche. Analysten hatten einen Rückgang um 0,6 Millionen erwartet. In der Vorwoche hatten sich die Lagerbestände um 1,0 Millionen Barrel verringert. Bei den bereits am Dienstag veröffentlichten Daten des privaten American Petroleum Institute (API) war mit 0,9 Millionen Barrel eine Zunahme registriert worden.

Asien: Nikkei feiert weiter

Dank positiver US-Vorgaben überwogen zur Wochenmitte an den ostasiatischen Aktienmärkten die Pluszeichen. Unter den Anlegern wachse der Glaube an börsenfreundliche politische Entwicklungen, hieß es zur Begründung. Dazu gehöre ein vom Markt erwarteter Wahlsieg Macrons in Frankreich sowie eine umfangreich angekündigte Steuerreform durch US-Präsident Trump. Von einem guten Zeitpunkt, um Aktien zu halten, sprach Chris Weston, Chefstratege bei der IG Group.

Der Tokioter Nikkei-Index schloss 1,1 Prozent fester bei 19.289 Punkten. Der japanische Aktienmarkt profitierte davon, dass die heimische Währung Yen zum Dollar abermals abgewertet hatte. Für einen Dollar wurden nun etwa 111,30 Yen gezahlt, am Dienstag um die gleiche Zeit waren es rund 110,15 Yen. Der schwächere Yen verbessert die Wettbewerbssituation japanischer Exporteure auf dem Weltmarkt. 

Auch die chinesischen Börsen legten zu. Geplante strengere Vorschriften zur Eindämmung spekulativer Geschäfte institutioneller Anleger, die in jüngster Zeit die Börsen in China belastet hatten, scheinen vorerst ihren Schrecken verloren zu haben. Der Shanghai Composite gewann, ebenso legte der Hongkonger HSI zu.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts/dpa

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