Marktberichte

Euro rauf, Dollar runter Trump belastet Dax und Dow

Trump für die Tonne? Auf die Euphorie an den Börsen folgt Ernüchterung.

Trump für die Tonne? Auf die Euphorie an den Börsen folgt Ernüchterung.

(Foto: picture alliance / Christina Hor)

Der künftige US-Präsident verdirbt Anlegern weltweit die Laune. "Der Trump-Trade verliert an Glanz", heißt es nach seiner jüngsten Rede. Aktien werden billiger, aber wird Öl teurer - aus anderen Gründen.

Ein gestiegener Eurokurs nach der Pressekonferenz des künftigen US-Präsidenten Donald Trump hat dem deutschen Aktienmarkt Verluste eingebrockt. Zur großen Enttäuschung der Marktteilnehmer nannte der künftige US-Präsident keine neuen Details zu seinen Wirtschaftsplänen - weder zu den angekündigten Steuersenkungen noch zum Infrastrukturprogramm. Vielmehr erneuerte Trump seine Kritik an der chinesischen Handelspolitik und drohte erneut mit Strafzöllen. "Der Trump-Trade verliert an Glanz", so das Bankhaus Metzler.

Der Dax schloss daraufhin mit einem Minus von 1,1 Prozent auf 11.521 Punkten deutlich unter der Marke von 11.600 Zählern. Diese hatte er am Vortag noch problemlos hinter sich gelassen. Mit fast 11.700 Punkten hatte er sich auf das höchste Niveau seit Sommer 2015 vorgeackert.

Der MDax der mittelgroßen Unternehmen gab 0,2 Prozent auf 22.301Punkte nach. Der Technologiewerte-Index TecDax büßte 0,9 Prozent auf 1829 Punkte ein. Beim Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stand ein Minus von 0,6 Prozent auf 3286 Zähler zu Buche.

Der Eurokurs war bis zum Nachmittag mit 1,0685 US-Dollar auf den höchsten Stand seit Jahresbeginn geklettert. Experten verwiesen zur Begründung der Euro-Aufwertung und der im Gegenzug schwächeren Entwicklung des Dollar ebenfalls auf die Pressekonferenz von Trump. Für Unmut sorgte der Immobilienunternehmer vor allem bei den Anlegern im Pharmasektor. Mit seinen skeptischen Aussagen zur Branche hatte er den Eindruck geweckt, dass er die Medikamentenpreise deckeln könnte. Am deutschen Aktienmarkt gerieten in der Folge auch Pharma- und Biotechwerte erheblich unter Druck, nachdem am Vortag bereits im New Yorker Handel der Pharmasektor Federn lassen musste.

Im Dax verloren die Anteilsscheine von Merck KGaA rund 1,5 Prozent. Europaweit war der Pharmasektor mit einem Minus von gut zwei Prozent der schwächste der Stoxx-600-Branchenübersicht. Mit starken Quartalszahlen sorgte Südzucker bei den Anlegern für Freude. Die Aktien gewannen im MDax 2,1 Prozent. Der Gewinn sei besser als erwartet gewesen, sagte ein Händler.

Die jüngsten Halbjahreszahlen des Autozulieferers Hella bewerteten Händler als durchwachsen. Die Jahresziele des Scheinwerfer-Spezialisten stehen aber. Dies reichte für ein Kursplus von zuletzt ebenfalls 1,1 Prozent.

Profiteure nach der Pressekonferenz waren die Energiewerte m Dax, da Trump ihnen gegenüber eine freundliche Politik verfolgt. Eon legten 2,3 Prozent zu und übernahmen damit die Führung im Dax. RWE verteuerten sich um 1,7 Prozent. Händler führen die Käufe auch auf den Status der Papiere als "Nachzügler" zurück. Die Kurse der beiden Stromkonzerne sind seit August vergangenen Jahres eingebrochen. Der Kurs der Eon-Tochter Uniper gewann 3,4 Prozent, gestützt von einer Kaufempfehlung von Goldman Sachs.

Devisen: Trump schwächt den Greenback

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,07

Dass Trump seine Pläne für die künftige Wirtschafts- und Steuerpolitik weiter vage ließ, machte sich auch am Devisenmarkt bemerkbar. Der Dollar neigt nach den Aussagen Trumps weiter zur Schwäche. Der Euro, der am Mittwoch vor der Pressekonferenz auf 1,0453 Dollar gefallen war, hielt sich aber über der Marke von 1,06 Dollar und notiert aktuell bei etwa 1,0622 Dollar. Zur japanischen Währung fiel der Greenback auf 114,60 Yen zurück, am Mittwoch wurden in der Spitze 116,87 Yen gezahlt.

"Wer sich von der gestrigen Pressekonferenz des künftigen US-Präsidenten neue Details zu seinen Wirtschaftsplänen erhofft hat, wurde enttäuscht", sagte Thu Lan Nguyen von der Commerzbank. Es habe kein Wort über Steuersenkungen und Infrastrukturinvestitionen gegeben.

Dominierende Themen bei der Pressekonferenz waren stattdessen jüngste unbewiesene Berichte, wonach Russland belastendes Material gegen Trump besitze, sowie Trumps Pläne, wie er künftig seine Tätigkeit als Präsident von seinen Privatgeschäften trennen will. Außerdem wetterte Trump erneut gegen Mexiko und China und kündigte an, mit dem Bau der Mauer zum südlichen Nachbarland möglichst bald zu beginnen.

Die Hoffnung auf ein Konjunkturpaket steht damit weiterhin auf wackligen Füßen. Anleger warten nun auf die Rede von Fed-Präsidentin Janet Yellen am Freitag.

Während der Pressekonferenz von Trump war der mexikanische Peso auf ein neues Rekordtief gefallen, so dass zwischenzeitlich erstmals in der Geschichte ein Dollar über 22 Peso wert war. Im Anschluss pendelte sich der Peso-Kurs aber schnell wieder auf dem Ausgangsniveau vor Trumps Auftritt ein. Wegen der hohen Abhängigkeit Mexikos vom Handel mit den USA reagiert der Peso besonders stark auf politische Entwicklungen im nördlichen Nachbarland. Seit dem Wahlsieg Trumps im November hat der Peso etwa 20 Prozent an Wert eingebüßt.

Unterdessen blieb die türkische Lira weiter schwach, erreichte am Donnerstag aber zunächst kein neues Rekordtief. Inzwischen müssen Händler für einen Euro mehr als 4,0 Lira hinblättern. Seit geraumer Zeit ist die türkische Währung vor allem wegen Terroranschlägen und der politischen Unsicherheit unter Druck. Aktuell sorgt außerdem die geplante Verfassungsreform in der Türkei für Unsicherheit. Seit dem gescheiterten Putschversuch im Juli 2016 hat die Lira im Verhältnis zum Dollar rund ein Drittel ihres Wertes verloren.

USA: Minuszeichen an der Wall Street

Die New Yorker Wall Street wurde durch wachsende Zweifel an einem bevorstehenden US-Wirtschaftsboom belastet. Anleger zeigten sich von der ersten Pressekonferenz Donald Trumps seit seiner Wahl zum Präsidenten enttäuscht. Er habe weder Details zu Steuersenkungen noch Deregulierung noch Ausgaben für die Infrastruktur genannt, bemängelten Investoren. Dem Markt sei ein bisschen der Wind aus den Segeln genommen worden, sagte Analyst Jeff Zipper von Private Client Reserve.

"Es wird höchstwahrscheinlich zu weiteren Schwankungen kommen, wenn er sein Programm nicht durchbekommt oder es länger dauert als gedacht." Die Hoffnung auf ein großangelegtes Konjunkturprogramm hatte die Börsen seit Anfang November in die Höhe getrieben.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte ging 0,3 Prozent tiefer aus dem Handel mit 19.891 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 verlor 0,2 Prozent auf 2270 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq sank 0,3 Prozent auf 5547 Stellen.

Am Aktienmarkt litten vor allem die Pharmafirmen unter der Kritik Trumps an ihrer Preispolitik und der Produktion im Ausland. Der Viagra-Hersteller Pfizer verlor ebenso wie Mylan leicht. Merck konnte sich allerdings mit einem Kursanstieg rund einem halben Prozent gegen den Trend stemmen. Hintergrund sind verschiedene Heraufstufungen.

Fiat Chrysler brachen in den USA zeitweise um knapp 18 Prozent ein - so viel wie noch nie. Zuletzt erholte sich der Kurs jedoch und lag rund 10 Prozent im Minus. In Mailand fielen sie um gut 16 Prozent und verbuchten damit den größten Tagesverlust seit der Fusion 2014. Der US-Umweltbehörde EPA zufolge hat der Autobauer eine Software eingesetzt, die eine Überschreitung der erlaubten Schadstoffemissionen ermöglichte. Fiat betonte, die Dieselfahrzeuge des Konzerns erfüllten alle behördlichen Anforderungen.

Asien: Nikkei gibt nach

Auch der Aktienhandel in Fernost stand ganz im Zeichen des künftigen US-Präsidenten Donald Trump. Der Tokioter Leitindex Nikkei mit seinen 225 führenden Werte schloss 1,2 Prozent schwächer bei 19.134 Punkten. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans legte dagegen 0,6 Prozent zu. In Hongkong führten Gewinnmitnahmen zu einem Minus von 0,6 Prozent.

Nikkei
Nikkei 37.628,48

Trumps Äußerungen hätten die Investoren mit einer ganzen Liste offener Fragen zurückgelassen, schrieben Analysten des Finanzhauses Westpac. Von seinem wirtschaftsfreundlichen Ton, den er unmittelbar nach seiner Wahl angeschlagen habe, sei nur noch ein Nachhall zu hören gewesen. Es sei möglich, dass die Märkte zu große Hoffnungen in Trump gesetzt und den Mangel an konkreten politischen Plänen ignoriert hätten.

In Japan gerieten ebenfalls Pharmawerte unter Druck, da Trump eine Kampagne gegen hohe Arzneimittelkosten angekündigt hatte. Astellas Pharma verloren 4,2 Prozent, Eisai büßten 3,3 Prozent ein.

Rohöl (Brent)
Rohöl (Brent) 88,21

Gegen den allgemeinen Markttrend legten die Aktien von Aeon rund ein Prozent zu. Der Supermarktbetreiber hatte für das dritte Quartal einen kräftigen Gewinnzuwachs ausgewiesen.

Rohstoffe: Öl wird teurer

Berichte über Förderkürzungen haben derweil die Ölpreise in die Höhe getrieben. Sie werden für Käufer aus dem Nicht-Dollarraum billiger. So setzte der WTI-Ölpreis seinen Anstieg vom Vortag fort und gewann 1,5 Prozent auf 53,01 Dollar je Barrel. Es sehe so aus, als ob sich alle Opec-Länder an die Vereinbarung hielten, sagte Bjarne Schieldrop, Chef-Rohstoff-Analyst bei SEB Markets in Oslo. Kuwait erklärte, seine Förderung stärker als versprochen reduziert zu haben. Einzelheiten wurden aber nicht bekannt.

Zudem rechnet der chinesische Ölriese CNPC mit einer Rekordnachfrage in der Volksrepublik. Die Opec hatte sich auf eine Förderbremse verständigt, um den Ölpreis zu stabilisieren. Der saudiarabische Energieminister Chalid al-Falih erklärte, der Opec-Deal werde zu einer schnellen Ausbalancierung der Märkte im Jahresverlauf führen. Die Preise würden daher noch mehr anziehen. Zudem werde die weltweite Nachfrage 2017 um eine Million Fässer täglich steigen.

Unterstützung bekamen die Preise auch aus China: Die staatliche China National Petroleum Corp (CNPC) teilte mit, die Nachfrage nach Öl werde im laufenden Jahr in China mit 594 Millionen Tonnen - etwa zwölf Millionen Fässer täglich - so hoch wie nie zuvor sein.

Gebremst wurde der Preisanstieg laut Händlern aber von den US-Lagerdaten vom Donnerstag. Dem Energieministerium in Washington zufolge stiegen die Bestände in der vergangenen Woche mit 4,1 Millionen Barrel überraschend stark.

Quelle: ntv.de, ddi/mmo/DJ/dpa/rts

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