Marktberichte

Miese Stimmung an der Wall Street Trump-Angst lässt Dax weiter sinken

Weg ist sie, die gute Stimmung an den Börsen, die sich nach dem Wahlsieg Trumps eingestellt hatte.

Weg ist sie, die gute Stimmung an den Börsen, die sich nach dem Wahlsieg Trumps eingestellt hatte.

(Foto: picture alliance / dpa)

Den zweiten Tag in Folge geht es bergab mit dem Dax. Aus der Trump-Rally ist eine kleine Trump-Baisse geworden. Mit seinen politischen Rundumschlägen verunsichert der US-Präsident Anleger. Diese meiden Aktien und flüchten sich in Gold.

Nachdem der Dax den Großteil des Handelstages leichte Gewinne verbuchen konnte, drehte der Kurs mit der erneut schwachen Eröffnung der US-Börsen nach Süden. Zum einen hatte die US-Berichtssaison einige negative Überraschungen geliefert, zum anderen sorgt US-Präsident Donald Trump zunehmend für Verunsicherung unter den Investoren. Am Ende büßte der Dax 1,3 Prozent ein und schloss auf 11.535 Punkten.

Weiter bestimmen die Entwicklungen im Weißen Haus und die Weisungen des neuen US-Präsidenten das Marktgeschehen. Nachdem am Vortag das Einwanderungsdekret von Trump die Investoren verschreckt hatte, lässt nun eine Personalie aufhorchen. So hat Trump die kommissarische Justizministerin Sally Yates entlassen, nachdem diese sich gegen die neuen Bestimmungen gestellt hatte.

Auch der MDax rutschte ins Minus und verlor 0,6 Prozent auf 22.466 Punkte. Für den TecDax ging es 0,8 Prozent nach unten auf 1831 Zähler. Der Euro-Stoxx-50 notierte 0,7 Prozent schwächer.

Mit Spannung erwarteten die Anleger vor allem auf die Bilanz von Apple, die nach US-Handelsschluss vorgelegt werden soll. Viele Anleger schielten auch auf die Sitzung der US-Notenbank, die bis Mittwochabend (MEZ) über die Zinspolitik in Zeiten von Trump berät. Zwar wurde überwiegend keine weitere Zinserhöhung erwartet. Doch erhofften sich Anleger Hinweise auf Tempo und Ausmaß der nächsten Fed-Schritte. Die Notenbanker hatten erst im Dezember die Zinsen angehoben.

Für Gesprächsstoff auf dem Börsenparkett sorgte einmal mehr die Deutsche Bank. Nach der Einigung im US-Hypothekenstreit kommt Deutschlands größtes Geldhaus nun auch im Geldwäsche-Skandal in Russland mit weniger hohen Strafen als befürchtet davon. "Der nächste Mühlstein um den Hals der Bank wurde abgelegt", sagte ein Händler.

Europa hui, USA pfui

Jede Menge Konjunkturdaten gab es heute zu verarbeiten. Der deutsche Einzelhandelsumsatz war 2016 zwar um 1,6 Prozent gestiegen, allerdings war das Weihnachtsgeschäft enttäuschend. Durch kräftig erhöhte Energiekosten war die Inflation in der Eurozone im Januar auf den höchsten Stand seit fast vier Jahren gestiegen. Mit 1,8 Prozent lag sie wieder im Bereich des Ziels der Europäischen Zentralbank.

Die Stimmung unter den US-Verbrauchern hingegen hatte sich im Januar deutlich eingetrübt. "Der Rückgang wurde allein verursacht von einem weniger zuversichtlichen Ausblick für Jobs und Einkommen," sagte die Herausgeberin der Umfrage, Lynn Franco.

Dax: Erleichterung über Deutsche Bank

Die Aktien der Deutschen Bank lagen mit einem Minus von lediglich 1,2 Prozent am Ende etwa auf dem Niveau des Gesamtmarkts. Deutschland größtes Geldhaus hatte sich mit der Justiz auf eine Strafzahlung in der Geldwäsche-Affäre mit Russland geeinigt.

Deutsche Börse stiegen um 1,7 Prozent, gestützt von einer Hochstufung auf "Outperform" durch Exane BNP Paribas. Sie waren am Ende stärkster Wert im Leitindex. Die einzigen weiteren Gewinner waren RWE, Vonovia, Continental und VW.

MDax und SDax: Symrise von Konkurrent geschwächt

Im MDax fielen Symrise um 2,6 Prozent. Konkurrent Givaudan hatte die Anleger mit seiner Bilanz enttäuscht. Der Kurs des Schweizer Konzerns brach in Zürich um 4,2 Prozent ein.

Die im SDax vertretene Immobiliengesellschaft TLG hatte das Kapital um 6,7 Millionen Aktien zu je 17,20 Euro aufgestockt. Der Bruttoerlös beläuft sich auf 116,0 Millionen Euro. Händler lobten die gute Aufnahme der Aktien durch Investoren, der Kursabschlag hielt sich mit 1,4 Prozent in Grenzen.

USA: Wall Street im Griff des Weißen Hauses

Die Wall Street setzt ihre Abwärtstendenz des Vortages fort. Der Dow-Jones-Index verliert 0,5 Prozent auf 19.864 Punkte. Der S&P-500 reduziert sich um 0,1 Prozent auf 2279 Punkte und der Nasdaq-Composite blieb mit 5615 Punkten unverändert. Händler sprechen von einer steigenden Verunsicherung am Markt wegen Trumps Vorgehen.

Die US-Berichtssaison nimmt unterdessen weiter Fahrt auf. Vorbörslich gab unter anderem der Pharmakonzern Pfizer Zahlen bekannt. Dabei verfehlte der Gewinn im vierten Quartal die Erwartung der Analysten. Die Aktie legt 0,7 Prozent zu. Die Aktie stieg jedoch nach anfänglichen Verlusten um 1,3 Prozent und führte damit die Gewinner im Dow an. Das dürfte Präsident Trump zu verdanken gewesen sein, der bei einem Treffen mit Pharma-CEOs zwar auf Medikamentenpreissenkungen beharrte, der Branche aber gleichzeitig vereinfachte Zulassungsverfahren für neue Medikamente in Aussicht stellte. Trumps Aussagen stützten auch andere Aktien der Pharma- und Biotechbranche. Merck & Co erhöhten sich um 0,9 Prozent und Johnson & Johnson um 0,1 Prozent.

Der Mobilfunkanbieter Sprint hat im dritten Quartal weitere Fortschritte erzielt. Die Kundengewinne übertrafen erneut jene von AT&T und Verizon. Allerdings wurden die Erwartungen an das Ergebnis verfehlt. Die Aktie gewann dennoch 1,3 Prozent. Der US-Sportartikelhersteller Under Armour hat im vierten Quartal sowohl gewinn- wie auch umsatzseitig enttäuscht. Auch der Ausblick verfehlt die Markterwartungen deutlich, und der CFO des Adidas-Konkurrenten verlässt das Unternehmen nach nur einem Jahr. Die Aktie brach um fast 25 Prozent ein.

Exxon Mobil musste im vierten Quartal wegen einer milliardenschweren Abschreibung einen massiven Gewinneinbruch verkraften. Der Umsatz legte dagegen nach acht Quartalen mit rückläufigen Erlösen erstmals wieder zu. Die Aktie sank um 1,1 Prozent.

Asien: Trump-Abschlag an den Börsen

Während an den chinesischen Börsen in Hongkong und Schanghai das Neujahrsfest gefeiert wird, verkaufen Anleger an den übrigen Handelsplätzen in der Region Aktien. In Schanghai bleibt die Börse bis einschließlich Donnerstag geschlossen. Händler sprachen von einer allgemein schlechten Stimmung, die in Asien um sich greife. Die politischen Rundumschläge von US-Präsident Donald Trump würden immer stärker als Bedrohung - auch für die Börsen - wahrgenommen, hieß es.

In Australien beendete der S&P/ASX-200 den Handel mit einem Abschlag von 0,7 Prozent, Seoul meldete Verluste von 0,8 Prozent, und in Tokio büßte der Nikkei-225 um 1,7 Prozent auf 19.041 Punkte ein - auch belastet vom festen Yen.

Export-, Technologie- und Finanzaktien zählten in der gesamten Region zu den klaren Verlierern. Allerdings machten Analysten bei den Finanztiteln Kurspotenzial aus, nachdem sich Trump erneut für die Abschaffung des "Dodd-Frank-Act" zur Bankenaufsicht in den USA ausgesprochen hatte - mithin eine Deregulierung des Bankensektors.

NEC brachen in Tokio um über 17 Prozent auf ein Dreimonatstief ein. Der Elektronikkonzern hatte die Prognose gesenkt. Sony ermäßigten sich um 2,3 Prozent auf ein Dreiwochentief. Der Elektronikriese plant Abschreibungen von rund 1 Milliarde US-Dollar auf das Film- und Fernsehstudio-Geschäft.

Devisen: Euro übersteigt 1,08-Dollar-Marke

Am Devisenmarkt machte der Euro einen Satz nach oben und stieg in der Spitze bis auf 1,0812 Dollar. Grund waren Aussagen des Wirtschaftsberaters von US-Präsident Trump, der die Währung als "deutlich unterbewertet" bezeichnet hatte.

Der Leiter des von Trump berufenen National Trade Council, Peter Navarro, sagte der "Financial Times", dass Deutschland durch die niedrige Bewertung der Währung die USA und die EU ausnutze. Zudem sieht Navarro in Deutschland eine der Haupthürden, um zu neuen Handelsverträgen zwischen der EU und den USA zu kommen. Im späten US-Handel notierte der Euro knapp unter 1,08 Dollar.

Rohstoffe: Ölpreis erholt, Gold teurer

Die Ölpreise erholten sich nach den jüngsten Abgaben etwas. Mit Blick auf die Umsetzung der beschlossenen Opec-Förderkürzungen stehen die wöchentlichen US-Lagerdaten am Mittwoch im Fokus. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI legte um 0,3 Prozent auf 52,81 Dollar zu, für die europäische Referenzsorte Brent ging es um 0,9 Prozent auf 55,70 Dollar nach oben.

Der Preisunterschied zwischen WTI und Brent ist auf dem höchsten Niveau seit Dezember 2015, merkte die Commerzbank an. "Während Brent von den Opec-Beschlüssen profitiert, leidet WTI unter der wieder steigenden US-Produktion", hieß es von den Analysten.

Die steigende Unsicherheit um die Trump-Politik verschaffte dem "sicheren Hafen" Gold Zulauf. "Der Goldpreis steht ganz im Zeichen der Donald-Trump-Show", so Analyst David Govett von Marex Spectron. Der Goldpreis erhöhte sich um 1,3 Prozent auf 1211,40 Dollar.

Quelle: ntv.de, kst/mbo/rts/dpa/DJ

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