Marktberichte

China-Daten sorgen für dramatischen Kurseinbruch Tokios Börse fällt über 1000 Punkte

Anfang der Woche war die Welt noch in Ordnung: Der Nikkei notierte auf einem Fünfeinhalb-Jahreshoch.

Anfang der Woche war die Welt noch in Ordnung: Der Nikkei notierte auf einem Fünfeinhalb-Jahreshoch.

(Foto: REUTERS)

Anleger am japanischen Aktienmarkt nehmen massiv Gewinne mit. Der Nikkei-Index bricht um über sieben Prozent ein. Neben enttäuschenden Konjunkturdaten aus China gibt es Signale seitens der US-Notenbank, dass die Anleihekäufe schon bald zurückgefahren werden könnten. Der Absturz erfolgt auf hohem Niveau - der Nikkei hat seit Jahresbeginn 50 Prozent gewonnen.

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Anzeichen für eine Verlangsamung des chinesischen Wirtschaftswachtums haben die meisten Börsen in der Region Ostasien und Australien schwer belastet. Der vorläufige HSBC-Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe fiel im Mai auf 49,6 Punkte und damit auf den niedrigsten Stand seit sieben Monaten. Der Rückgang auf unter 50 deutet auf eine schrumpfende Industrie hin. Im April lag der Index noch bei 50,4 Punkten.

Als weiterer Belastungsfaktor kamen die negativen Vorgaben der US-Börsen hinzu. Sie waren ins Minus gedreht, nachdem das Protokoll der jüngsten Sitzung der US-Notenbank Signale dafür geliefert hatte, dass die US-Notenbank schon bald ihre derzeit noch extrem expansive Geldpolitik drosseln könnte.

Weil China für Japan einer der wichtigsten Exportmärkte ist, erwischte es die Börse in Japan besonders hart. Der Nikkei-Index brach bis Handelsschluss um 7,3 Prozent oder 1.143 Punkte auf 14.484 Zähler ein. Das war der größte Verlust an einem Tag seit zwei Jahren. Angesichts der satten Gewinne - der Nikkei hat seit Jahresbeginn fast 50 Prozent gewonnen - hätten Anleger lieber Gewinne realisiert, hieß es am Markt. Der breiter gefasste Topix stürzte um 87,69 Punkte oder 6,87 Prozent auf 1188,34 Punkte ab.

Auch an den übrigen asiatischen Märkten ging es bergab, wenngleich die Rückgänge deutlich moderater ausfielen. Der MSCI-Index für die asiatischen Aktienmärkte außerhalb Japans lag 2,6 Prozent im Minus. Die Börse in Shanghai notierte 1,2 Prozent tiefer, der Markt in Hongkong 2,6 Prozent. In Seoul schloss der Leitindex 1,2 Prozent im Minus. Die Börse in Sydney verlor zwei Prozent.

Trotz des Kurseinbruchs in Tokio hat der Nikkei in diesem Monat aber immer noch zugelegt. Der Leitindex verbuchte den zehnten Monat in Folge Gewinne. Das ist die längste Gewinnstrecke seit 1972. Die Daten aus China verstärkten aber die Sorgen, dass die Erholung der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt ins Stottern gerät.

Abgeben mussten daher vor allem Exportwerte, die in den vergangenen Wochen besonders von der Yen-Schwäche profitiert hatten. So gaben die Aktien des Elektronikriesen Sony 5,7 Prozent nach. Die Titel des Rivalen Panasonic verloren 6,8 Prozent. Der Autobauer Suzuki büßte 8,7 Prozent ein. Auch Finanzwerte wurden gebeutelt. Die Aktien der Großbank Mitsubishi UFJ rutschen um 9,3 Prozent ab. Ebenfalls unter Abgabedruck standen konjunktursensible Bau- und Rohstoffwerte. Die Papiere von China Coal verloren 0,8 Prozent und Huaxin Cement 2,8 Prozent.

"China hat noch Munition"

"Die sich abkühlende Produktionstätigkeit im Mai spiegelt die verlangsamte Binnennachfrage wieder und anhaltenden Gegenwind von außen", sagte Qu Hongbin, Volkswirt bei der Bank HSBC. "Die weiteren Anzeichen einer Flaute auf dem Arbeitsmarkt verlangen nach mehr Unterstützung von Seiten der Politik. Peking hat noch finanzielle Munition, um das zu tun", sagte Qu.

Nachdem der Dollar gegenüber dem Yen am Vortag auf 103,73 gestiegen war und damit den höchsten Stand seit Oktober 2008 erreicht hatte, kommt er nun wieder deutlich zurück. Der Yen erholt sich auf 102,96. Teilnehmer erklären dies mit den Kursverlusten am Aktienmarkt, wo viele Akteure Gewinne mitnähmen. Aufwärts geht es parallel mit den japanischen Staatsanleihen. Die zehnjährigen Papiere erreichen eine Rendite von 1 Prozent und damit den höchsten Stand seit über einem Jahr.

In Australien führen die Anzeichen für eine nachlassende Nachfrage aus China insbesondere bei Minenwerten zu Verlusten. Die Papiere von Rio Tinto verloren 3,4 Prozent und die Anteilsscheine von Fortescue Metals sogar 4 6 Prozent. Belastet von der schwächelnden chinesischen Industrie gab auch der australische Dollar gegenüber dem US-Dollar nach und rutschte auf 0,9625 Dollar und damit ein neues Jahrestief. 

Quelle: ntv.de, DJ/rts

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